A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

„Um ehrlich zu sein, ich langweile mich da zu Tode. Die Kanzlei ist so klein, daß die wirklich interessanten Fälle nur an die renommierten Anwälte gehen. Die Neuankömmlinge machen den Schriftkram.“ „Oh Gott du Arme. Was für eine Verschwendung deines Talentes.“ John hörte die Traurigkeit in ihrer Stimme, griff zu ihr rüber und streichelte ihr sanft über den Arm. „Komm her.“ Er zog Laurie in seinen Arm und drückte sie fest an sich. Seine Hand über ihren Kopf streichend, wie er es immer getan hatte und Laurie schmiegte sich mit der gleichen instinktiven Geste an ihn, wie sie es immer in solchen Situationen getan hatte.

Das Gluckern der Kaffeemaschine verkündete das der Kaffee fast fertig war. Laurie löste sich von ihm und machte sich daran eine Tasse und den Zucker aus dem Schrank zu holen.

„Hast du mal überlegt, den Job wieder zu wechseln?“ Er lehnte sich wieder an den Schrank und beobachtete wie sie ihm den Kaffee einschenkte und zwei Stück Zucker hinzufügte.

„Ich habe Sylvia erzählen hören, daß sie bei sich noch eine stellvertretene Bezirksstaatsanwältin suchen. Wäre das nicht eher was für dich?“ Laurie hielt John seinen Kaffe hin und nahm dann ihren eigenen Filter aus der Teetasse. „Maxime hat auch schon so etwas erzählt. Meinst du ich wäre dafür geeignet?“ Sie gingen zum Eßtisch und setzten sich. John antworte nicht sofort, sondern strich mit der Hand über das seidige Material der Weihnachtsdecke. „Sie ist schön. Neu?“ Laurie nickte und nippte an ihrem Tee, verzog aber gleich darauf das Gesicht. Sie hatte den Zucker vergessen.

„Ja“, antwortete sie auf ihrem Weg zur Zuckerdose. „Ich habe sie am Samstag in einem akuten Shoppinganfall gekauft“, bevor ich dir über den Weg gelaufen bin.  Sie kam mit der Zuckerdose wieder zurück zum Tisch und strich ebenfalls über die Decke. „Sie hat mich ein Vermögen gekostet. Eigentlich eine Verschwendung, dafür das man sie nur so kurze Zeit benutzen kann.“ „Aber“, John lächelte sie aufmunternd an, „ eine Verschwendung die sich gelohnt hat.“

Sie tranken beide aus ihren Tassen. „Ich glaube schon, daß der Job was für dich wäre“, nahm John den Faden von ihrem vorherigen Gespräch wieder auf. „Ich meine, wenn du keine Probleme damit hättest, mit mir zusammen zu arbeiten.“ Laurie schaute John über ihre Tasse hinweg an. „Nein, hätte ich nicht. Wenn mir deine Freundin nicht über den Weg läuft“, setzte sie hinzu. Sie lächelte ihn entschuldigend an. „Tut mir leid. Ich habe nichts gegen sie, es ist nur...“ Laurie schwieg, denn sie wußte nicht wie sie den Satz zu Ende bringen sollte, ohne das sie zuviel sagte. Eine alte Gewohnheit von ihr.

„...so verletzend?“, brachte John leise den Satz zu einem Ende. Laurie seufzte und lies ihre Schultern ein Stück hängen. „Ja.“ Ein verlegendes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Es ist einfach merkwürdig dich mit einer anderen Frau zu sehen. Nicht das ich es dir nicht gönne!“, stieß sie noch schnell hervor, bevor er auf falsche Gedanken kam.

Aber John kam nicht auf falsche Gedanken, sondern griff über den Tisch nach ihrer Hand. „Schon gut, ich weiß was du meinst.“

Für einen Augenblick gab er sich der Hoffnung hin, daß es vielleicht doch wieder was mit ihnen werden könnte. Wenn es ihr etwas ausmachte ihn mit Mika zu sehen, dann war er ihr bei weitem nicht so egal, wie er immer gedacht hatte. Er senkte den Blick auf ihre Hand und seine Finger die sie streichelten, dann stutze er für den Bruchteil einer Sekunde. Sie hatte ihren Ring abgelegt. Er schaute zu Laurie hoch und sah, daß sie seinem Blick gefolgt war. Traurigkeit hatte sich über ihre Züge gelegt und ließen die ersten Fältchen um ihren Augen und ihren Mundwinkeln stärker hervortreten.

John strich ihr noch einmal kurz über den Handrücken und zog dann seine Hand langsam zurück. Die letzte Hoffnung war gestorben.

Er räusperte sich. „Ich denke es wird Zeit meine Sachen mitzunehmen.“ Tapfere Worte aus einem Herz das sich gar nicht so tapfer anfühlte.

Laurie nickte. „Ich habe das meiste in den Keller gebracht, habe aber noch ein paar Dinge von dir hier oben gefunden. Warte ich hole sie.“ Sie stand auf und verließ die Küche.

John stand gleichfalls auf und folgte ihr fast bis zur Küchentür. Neben dem Küchenbuffet blieb er stehen und schaute ihr nachdenklich nach. Sie wirkte so anders auf ihn, als es sonst immer der Fall gewesen war. So... introvertiert, auf eine Stille Weise, die ihm nicht behagte.

Sein Blick fiel auf die Wände im Flur. Ihre gemeinsame Bildergalerie gab es nicht mehr.

John lies den Kopf sinken und betrachtete angestrengt den Fußboden zu seinen Füßen. Er wollte wieder zurück zum Eßtisch und dort auf sie warten. Wollte keinen Schritt weiter in die Wohnung, in der er nicht mehr zu Hause war. In der Drehung zurück zum Tisch, blitze es in seinem Augenwinkel golden auf.  John blieb stehen und schloß seine Augen. Er bewegte sich nicht einen Zentimeter nach rechts oder links, stand einfach nur da, mit den geschlossenen Augen und lauschte auf Lauries Schritte, welche aus dem vorderen Teil der Wohnung zu ihm hinüber schalten.

Ein leises Stöhnen entglitt seinen Lippen, als er die Augen wieder öffnete und dann genau den einen Schritt tat, der ihm zu dem Schrank fehlte. Wieder sah er etwas Goldenes aufblitzen, aber bevor er den Inhalt genauer erfassen konnte, schloß er seine Augen ein weiteres Mal. Er wollte nicht sehen, was dort lag, auch wenn ganz genau wußte was es war.  

Schließlich öffnete er die Augen und starrte auf den Inhalt der Schale, dann schaute er auf den Ring an seinem Finger. Das war er also, der Augenblick. Er spürte wie sich seine Kehle zusammenzog und der Druck auf seiner Brust, den er schon längst vergessen hatte, auf einmal wieder da war. Seine Hand tastete zu seiner Krawatte und lockerte sie. Er schaute wieder auf den Ring an seiner Hand und dann auf den ihren in der Schale. Mit zittrigen Fingern striff er sich seinen eigenen von der Hand und legte ihn zu den ihrigen. Zusammenfügend was zusammen gehörte.

Als Laurie mit einer großen Tasche wieder zurück in die Küche kam, saß John wieder am Tisch. „So hier ist der Rest.“ Sie stellte die Tasche am Tresen ab. „Der Rest ist wie gesagt im Keller. Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn ich dich nicht hinunter begleite. Ich habe mir ein bißchen Arbeit mit nach Hause gebracht, die ich bis morgen unbedingt erledigt haben will.“ John stand auf und griff nach der Tasche zu ihren Füßen. „Formulare in zehnfacher Ausfertigung?“, versuchte er sich mit einem Scherz. Laurie lachte. „Um ehrlich zu sein ist es nur eine fünffache. Du weißt doch, wir Frauen neigen gerne zu Übertreibungen um zu verdeutlichen, wie viel es uns bedeutet.“ John lächelte ein verunglücktes Lächeln. „Denk noch mal über die Stelle bei der Bezirksanwaltschaft nach. Sylvia könnte bestimmt ein gutes Wort für dich einlegen.“

Sie gingen zur Tür. „Nein, danke. Wenn ich mich bewerbe, dann will ich es schaffen, weil meine Referenzen für mich sprechen und nicht weil jemand mir dabei unter die Arme gegriffen hat.“ An der Tür drehte sie sich zu ihm um. „Du kennst mich doch.“

John lächelte. „Ja, ich denke schon.“

Einen Augenblick blieben beide bei geöffneter Tür unschlüssig stehen. Dann stellte John die Tasche zu seinen Füßen ab und nahm Laurie in den Arm. „Fröhliche Weihnachten, Laurie.“ Seine Stimme klang belegt. Er trat einen Schritt zurück, hielt aber ihre Hände noch immer in den seinen. Tränen schimmerten in ihren Augen, genauso wie in den seinen. „Dir auch Fröhliche Weihnachten“, flüsterte sie.

Laurie stand bei ausgeschaltetem Licht hinter den Gardinen in ihrem Wohnzimmer und beobachtete John wie er seine Kartons im Auto verstaute. Sie hätte es nicht übers Herz gebracht ihm dabei zu helfen, deswegen hatte sie Arbeit vorgeschoben, wo es keine gab.

Sie ließ die aufgesetzte Maske der Fröhlichkeit, die schon bei der Verabschiedung brüchig geworden war, endgültig fallen. Dieses würde kein fröhliches Weihnachten werden.

 

Re: Another year has gone by

Das Kapitel hatte nun wirklich etwas endgültiges!  Obwohl ich doch die Luft angehalten habe als John Laurie in den Arm genommen hat, wir wissen ja was da im Original passiert ist!

Seeehr traurig fand ich als er seinen Ring in die Schale gelegt hat, mußte tatsächlich ein wenig schlucken!

Hin und hergerissen, bin ich aber wieder begeistert von deinem neuen Kapitel Chyio! Und gespannt wie es weitergeht!

LG Flymoon






Danke Mel!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

So...und so wie jeden Donnerstag, also genau nach Plan, kommt hier nun der nächste Teil...

@Flymoon: Na da bin ich ja froh, daß es nicht nur mir alleine so ging. Das Original hatte ich in dem Fall wirklich nicht im Kopf, als ich das Kapitel schrieb. Nur....Abschied. Irgendwann muß einmal alles aufhören, damit ein neues Leben anfangen kann. Für den einen eher, für den anderen erst nächste Woche.

Zwischensequenz

Julia lief mit gesenktem Kopf die Straße entlang, auf dem Weg zum Vasquez, wo bereits ihre Freundinnen auf sie warteten. Sie wußte, daß sie spät dran war. Der Verkehr war zu der Zeit mörderisch, ganz zu schweigen von der leidigen Parkplatzsuche. Aber sie machte sich keine Sorgen das sie die letzte sein würde, denn auch wenn sie spät dran war, Maxime schaffte es immer noch später zu kommen.

Der Wind pfiff eisig durch die Häuserschlucht und Julia zog sich ihre Mütze noch tiefer ins Gesicht.

Sie war neugierig was Maxime und Nicole herausgefunden hatten. Es mußte auf jeden Fall etwas sehr wichtiges sein, wenn sie alle so kurzfristig zusammen trommelte. Das was sonst so gar nicht Maximes Art.

Sie stürmte zu dem Eingang des Restaurants und riß mit einem Ruck die Tür auf. Mit ihr schoß ein Schwall kalte Luft in das gut beheizte Restaurant. Suchend sah sie sich nach ihren Freundinnen um, und entdeckte sie weit hinten an einem großen runden Tisch, inklusive Maxime. Julia hob überrascht die Augenbrauen. Na das schien aber wirklich wichtig zu sein.

Mit schnellen Schritten durchquerte sie den Raum.

Jessie und die anderen standen auf und umarmten sich. „Hey, schön das du es geschafft hast.“ Jessie drückte Julia einen Kuß auf die Wange. „Sorry, das ich so spät dran bin, aber die Probe hat länger gedauert und dann bin ich auch noch auf der Queensborough Brücke in einen Stau gekommen.“ Sie ließ sich zwischen Phoebe und Jessie auf einen freien Stuhl fallen.

„Wie geht es Laurie?“ Die Frage kam von Phoebe. Julia zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung, sie redet nicht mehr darüber. Aber sie hat nicht gut ausgesehen.“ Nicole griff nach dem Weinglas vor ihr. „Wollte John nicht seine Sachen bei ihr abholen?“ „Hat er schon, irgendwann letzte Woche.“

Julia wandte sich zu dem Kellner der an ihrem Tisch aufgetaucht war. „Ich hätte gerne einen Pfefferminztee.“

 „Und?“, Jessie war neugierig. „Nichts und. Seitdem verliert Laurie kein Wort mehr über ihn.“

 Jessie nahm nachdenklich einen Schluck von ihrem eigenen Tee. „Das macht mir mehr Sorgen als alles andere. Es mag ja sein, daß sie John nicht immer erzählt hat, was in ihr vorgeht, aber mit uns hat sie immer geredet. Aber seit unserem Adventstee hat sie sich noch nicht einmal bei mir gemeldet.“ Jessie schaute fragend in die Runde. „Bei keinem von uns“, antwortet ihr Maxime.

„Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Sie ist doch sonst nicht so!“ Jessie nippte abermals an ihrem Tee. Phoebe mischte sich in Jessies Nachdenklichkeit ein. „Von der Laurie die wir kennen ist momentan nicht mehr viel übrig, Jessie. Sie hat sich verändert.“ „Meint ihr sie tut sich was an?“, fragte Jessie in die Runde. Aber alle schauten zu Julia, die einzige, die noch Kontakt zu ihr hatte. Julia überlege einen Augenblick. „Nein, das glaube ich nicht. Wahrscheinlich sucht sie für sich nur eine Möglichkeit mit der Trennung klar zu kommen.“ „Sie fehlt mir!“ Jessie ließ traurig den Kopf hängen. Sie und Laurie hatten sich schon immer sehr nahegestanden und es verletzte sie sehr, daß sie auch sie aus ihrem Leben ausschloß. Maxime griff über den Tisch nach Jessies Hand. „Sie fehlt uns auch, aber du wirst schon sehen, wenn sie das Schlimmste hinter sich hat, wird sie ganz von allein wieder ankommen. Es ist doch erst...“, Maxime rechnete in Gedanken nach. „knappe fünf Monate her.“ „Erst!“, seufzte Jessie. „Meint ihr, sie wird wieder so werden wie sie mal war?“ Phoebe zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Ich denke mal schon, obwohl ihr ein wenig weniger von ihrem Temperament durchaus gut tun würde!“

Maxime wechselte das Gesprächsthema.

„Mädels, ihr glaubt nicht was wir herausgefunden haben!“

„Fotos von Mika?“, fragte Phoebe scheinheilig nach und Maxime grinste schelmisch. „Ja die auch.“ Sie zog aus ihrer Handtasche eine Pappmappe mit den Fotos die Nicole geschossen hatte und legte sie in die Mitte auf den Tisch. Jessie griff als erstes danach und zog das erste Foto aus der Mappe. Julia, die neben ihr saß, beugte sich zu ihr rüber und warf ebenfalls einen Blick auf das Foto. Phoebe nahm ein weiteres zur Hand. „Wow, sie ist aber wirklich schön“, stellte sie ein wenig neidisch fest. „Aber nicht so schön wie Laurie“, fiel ihr Jessie  ins Wort, ihre beste Freundin sofort verteidigend. Belustigt blickte Phoebe zu Jessie. „Keiner ist so schön wie Laurie“, merkte sie sarkastisch an. Die beiden Blicke trafen sich herausfordernd über den Tisch. Julia, die zwischen den beiden saß, griff mit beiden Händen zu ihren Freundinnen. „Frieden, ihr beiden! Es geht doch hier überhaupt nicht darum wer hier schöner ist.“ Sie schüttelte entnervt den Kopf, manchmal benahmen sich die beiden, als ob sie noch in den Kindergarten gehen würden.

Julia drehte sich zu Maxime und Nicole. „Aber das ist nicht das Einzige was ihr uns zu erzählen habt, oder?“ Nicole nickte zögerlich. „Nein, da ist noch mehr.“ Nicole griff nach dem vor ihr stehenden Glas.

„Jetzt mach es nicht so spannend“, verlangte Jessie.

Maxime fing an zu erzählen, wie sie John den Vormittag über gefolgt waren und sie dann endlich auch seine Freundin zu Gesicht bekommen hatten. Und dann erzählten sie ihnen, wie diese, nachdem John weg war, sich einem anderen Mann an den Hals geworfen hatte.

Jessie blieb der Mund offen stehen. „Diese Schlampe“, schaffte sie endlich das Wort zu artikulieren, das ihr schon die ganze Zeit bei der Erzählung von Maxime auf den Lippen gelegen hatte.

„Und dann?“, begehrte Phoebe zu wissen, genauso aufgebracht wie ihre Freundin. „Dann sind wir Johns Freundin und dem Typen gefolgt.“ Maxime zog eine weitere Mappe aus ihrer Tasche.

„Hier das ist er.“ Alle Frauen beugten sich über den Tisch und betrachteten die Schwarzhaarige und den Blonden. „Sie sind zum Pan American Hotel gefahren und dort verschwunden. Wir haben vier Stunden davor gewartet, aber in dieser Zeit sind sie nicht wieder rausgekommen.“ „Meint ihr, die sind da öfters?“ Jessie zog das Foto von den beiden dichter zu sich heran und versuchte sich das Gesicht des Blonden einzuprägen. „Keine Ahnung“, erwiderte Nicole. „Auf jeden Fall sah es nicht so aus, als ob sie sich das Hotel per Zufall ausgesucht haben. Sie sind da schon ziemlich zielstrebig hingefahren.“

Jessie schob das Foto wieder in die Mitte des Tisches. „Was machen wir jetzt?“, fragte Phoebe plötzlich sehr ernst.

Eigentlich war diese Überwachung ja nur ein Scherz von ihnen gewesen, aber jetzt sah die Sache plötzlich ganz anders aus. „Lassen wir es dabei beruhen und sagen Laurie, daß Johns Mieze es mit noch jemand anderen treibt oder bleiben wir am Ball?“ Phoebe schaute nacheinander in die Gesichter ihrer Freundinnen.

„Wir sagen auf keinen Fall was davon zu Laurie! Ich glaube nicht, daß sie es gutheißen würde, daß wir John hinterher spioniert haben.

 Aber ich würde sagen, wir machen weiter!“, ereiferte sich Julia. „Schaut mich nicht so an. Wir wissen doch gar nicht, was es mit diesem Typen da auf sich hat.“ Sie tippte mit dem Finger auf das Foto vor ihr.

„Vielleicht ist es ja eine alte Liebe, die überraschend wieder aufgetaucht ist und sie will jetzt John dafür verlassen.“

„Na ich weiß nicht“, warf Maxime skeptisch ein, „so wie die aufeinander zugegangen sind, sah es nicht so aus, als ob sie sich schon ewig nicht mehr gesehen hätten!“

„Trotzdem, ich bin dafür, daß wir die beiden weiter im Auge behalten!“ „Ich auch!“ Das kam von Jessie. „Aber wo wollen wir denn ansetzten? Wir wissen doch nichts weiter von ihnen, als das sie in einem Hotel abgestiegen sind“, gab Phoebe zu bedenken.

Nicole und Maxime warfen sich einen Blick zu.

„Wir können ja noch mal John beobachten, vielleicht fährt er ja mal abends zu ihr. Dann wüßten wir wenigstens wo sie wohnt.“

„Und ich halte vor dem Hotel Ausschau. Mein Urlaub fängt in zwei Tagen an, ich hätte also auch Zeit um eine Überwachung einzuschieben.“ Jessie nahm noch mal das Foto zur Hand. „Kann ich es behalten?“ Nicole nickte. „Sicher, wir brauchen es nicht.“ Phoebe wandte sich zu Jessie um. „Wenn du magst kann ich dir Gesellschaft leisten. Ich habe schon seit einer Woche Weihnachtsurlaub.“ Jessie lächelte sie an. „Gerne. Allein ist es bestimmt ganz schön langweilig.“ „Und was mache ich?“ Julia schaute von einem zum anderen. Sie hatte Celine und Marc und konnte nicht an irgendwelchen Spionageaktionen teilnehmen.

Jessie überlegte. „Du, Julia, du bist unsere Zentrale. Alles was wir rausfinden, geben wir an dich weiter und du informierst die anderen.“ Julia lächelte, ja das konnte sie auch von zu Hause aus machen und war trotzdem nützlich für dieses Unterfangen.

 

Re: Another year has gone by

Heiligabend – Mika

Mika stand bei sich unter der Dusche, während sie der Weihnachtsmusik lauschte, die nur noch leise bei ihr im Badezimmer ankam.

Den Kopf im Nacken ließ sie das heiße Wasser über ihr Gesicht laufen und strich sich dabei genüßlich das Haarshampoo aus der Stirn. Was gab es besseres als an einem kalten Wintertag unter einer heißen Dusche zu stehen? Sie gab sich sogleich selbst die Antwort auf ihre Frage: an einem kalten Wintertag, in einer heißen Badewanne mit dem Mann ihrer Wahl zu liegen! Das war noch besser.

Sie ließ den Kopf zur Seite fallen und begann sich den Schaum auch aus den Rest des  Haares zu spülen. Immer und wieder strich sie sich unter dem sanften Strahl der Dusche, durch das Haar, bis sie endlich das Gefühl hatte, den noch so kleinsten Rest Shampoo entfernt zu haben. Erst dann wickelte sie sich ein großes Handtuch um den Kopf und schlüpfte in ihren Bademantel.

Im vorbeigehen warf sie ihren Spiegelbild gutgelaunt eine Kußhand zu und machte sich dann mit bloßen Füßen auf den Weg ins Wohnzimmer.

Heute war Weihnachten. Ein besonderer Abend und sie hatte vor ihn auch so richtig zu genießen. Mit allem was der Abend ihr zu bieten hatte.

Mika stellte das Radio eine Spur lauter und sang fröhlich den Song aus dem Radio mit. Ein altes Weihnachtslied von Bing Cosby. Mit einem Satz sprang sie die zwei Meter von dem kleinen Schränkchen, auf dem sich ihre Anlage befand, auf die Couch und machte es sich dort wohlig unter ihrer grünen Cashmeere Decke bequem, die Füße auf den niedrigen Tisch vor ihr ausgebreitet.

Sie hatte noch Zeit, bis sie sich mit John treffen würde. Er wollte erst noch ins Pflegeheim zu seiner Mutter fahren, bevor sie sich dann um 21.00 Uhr bei ihm trafen.

Sie drehte ihren, an der Couch angelehnte Kopf, zur Seite und warf einen Blick auf die Uhr neben ihrer Musikanlage. Es war erst kurz nach sieben. Sie hatte also noch jede Menge Zeit.

Draußen war es bereits dunkel, doch das fahle Licht der Laternen vor ihrer Tür reichte kaum bis zu ihr ins Wohnzimmer, daß nur von einer kleinen Stehlampe, die neben der Couch stand, erhellt wurde. Sie mochte schummriges Licht. Mondschein und Kerzenlicht, waren die Lichtquellen, welche die Reize einer Frau am vorteilhaftesten zur  Geltung brachten. Voller Vorfreude auf heute Abend streckte sie ihren müden Glieder. Wie eine Katze wenn sie gerade geschlafen hatte.

Endlich war es Weihnachten! Wie lange hatte sie auf diesen Abend gewartet! Sie lächelte vor sich hin. Ein Fest des Glanzes und des Schimmerns. Genau die Dinge die sie im Leben bevorzugte. Ihre Hand fuhr hinter sich unter das Sofa Kissen und zog einen kleinen schwarzen Beutel hervor. Sie wußte was er enthielt, konnte sich aber an den schimmernden Stücken einfach nicht satt sehen.

Mika öffnete mit spitzen Fingern den Beutel und ließ den Inhalt in ihre linke Hand rollen. Eine kleine Anzahl von Diamanten und Smaragden, ihre bevorzugten Steine, reflektierten das warme Licht der Stehlampe. Ihre kleinen Lieblinge. Kein Mann konnte ihre Augen so zum Strahlen bringen, wie es diese Juwelen es tun konnten.

Sie betrachtete sie noch einen Augenblick zärtlich, bevor sie sie wieder in den Beutel gleiten ließ. Sie sollte ihren kleinen Lieblinge besser aufbewahren. Hinter dem Sofakissen war bestimmt nicht der sicherste Platz. Sie nahm die Füße vom Tisch, stellte sie auf dem Fußboden ab und drückte mit Hilfe ihrer Knie das Sofa nach hinten ans Fenster. Ein scheinbar unberührter Boden kam zum Vorschein. Mika wickelte den Bademantel enger um sich und kniete sich auf den Boden, ihre Fingerspitzen mit leichten Druck über das Parkett führend, bis sie die lose Diele fand, unter dem sie ihre Schätze aufbewahrte. Jedenfalls solange, bis sie die Steine in Geld verwandelt hatte. Aber diese Juwelen waren noch nicht dafür geeignet. Zu Nahe lag der Raub aus dem Museum in Mailand und noch war die halbe Welt ihr auf den Fersen. Sie verstaute den Beutel in dem leeren Versteck, setzte mit geschickten Fingern das Brett wieder an seinen Platz und zog die Couch wieder zurück auf ihren alten Platz.

Aber sie machte sich keine Gedanken über ihre Sicherheit. Dafür hatte sie ja John.

Sie erinnerte sich gerne daran wie sie ihn im Sartoni um den Finger gewickelt hatte. Es war so einfach gewesen!

Doch nichts ist einfach, wenn es nicht vorher gut durchgeplant ist.

Mailand war weit von New York entfernt, aber nicht weit genug, um nicht doch von der Polizei verfolgt zu werden. Ihr war schon auf dem Flug hierher klar geworden, daß sie einen Informanten brauchte. Jemanden der sie auf dem laufenden hielt, ob die Suche nach ihr auf diesen Kontinent überschwappte.

Und sie hatte auch schon eine sehr klare Vorstellung davon gehabt, wie dieser Informant aussehen sollte. Gutaussehend, männlich und ein Cop.

Das Schicksal meinte es ausgesprochen gut mit ihr, als es sie von ihrem Weg vom Flughafen zu ihrer neuen Wohnung, direkt an einen Tatort vorbeiführte, an dem John seine Ermittlungen durchführte. Mit seinen roten Haaren und den blauen Augen, fand sie ihn durchaus attraktiv und absolut geeignet. Die Schwierigkeit war jetzt nur herauszufinden, ob er gebunden war oder nicht. Verheiratete Männer waren schwerer zu manipulieren und oft unberechenbar in ihrer Liebe zu ihrer Frau. Mit Singles war es da schon was ganz anderes.

Abermals kam ihr der Zufall zur Hilfe. Bereits nach kurzer Zeit, die sie ihm folgte, traf er sich mit seinem Freund Andy im Drakes und schüttete ihm sein Herz über Laurie aus. Mika war entzückt.

Ein verletzlicher Single Mann war noch besser als einer der einfach nur einsam war.

Der Rest war ein Kinderspiel gewesen. Ein Termin beim Frisör, eine neue Haarfarbe, eine neue Frisur und der richtige Zeitpunkt ihn allein abzupassen. Sie lächelte  in sich hinein.

Aber das Lächeln verging ihr wieder schnell. Leider hatte sich die Sache mit John nicht als ganz so unkompliziert herausgestellt, wie sie angenommen hatte.

Zum einen war da die Sache mit seiner Ex.

Mika zog sich das inzwischen durchfeuchtete Handtuch vom Kopf und fuhr sich mit ihren langen Fingern durch ihr Haar.

Sie hatte nicht gewußt, wie lange die beiden zusammen gewesen waren und wenn sie es gewußt hätte, dann hätte sie die Finger davon gelassen. Doch so sah sie sich mit einem Mann konfrontiert, der zwar von seiner Frau getrennt war, aber noch immer an ihr hing.

Geistesabwesend zupften ihre Finger die Haare vom Handtuch.

Und dann war da noch John selbst.

Sechs Wochen waren sie nun zusammen und sie merkte, wie er mit seiner ihm eigenen Art, anfing ihre Gleichgültigkeit zu zerschlagen. Kein unangenehmes Gefühl, eher ein verwirrendes. Bis jetzt war sie immer diejenige gewesen, welche die Kontrolle über die Beziehung führte. Jetzt merkte sie, wie sie immer mehr bereit war die Zügel aus der Hand zu geben.

Mika seufzte und machte sich auf in ihr Schlafzimmer zu ihrem Kleiderschrank. Sie öffnete die beiden Türen und sah auf ihre Unmengen von Dessous. Doch sie nahm keins heraus, sondern ließ sich rücklings auf das Bett fallen. Sie starrte zu der geweißten Decke hoch und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Das war gefährlich für sie. Äußerst gefährlich, denn immerhin war er ja ein Cop. Der Grund weswegen sie sich überhaupt an ihn heran gemacht hatte, um über ihn an neue Informationen über die Mailand Sache zu kommen. Und außerdem hing er noch immer an seiner Ex.

Nicht mal auf ihre Liebeserklärung war er so richtig eingegangen. Hatte erst als sie ihn danach fragte mit ja geantwortet. Immerhin hatte er ja gesagt, aber zählte es überhaupt, wenn sie ihn danach fragen mußte?

Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Sie würde sich Gedanken darum machen, wenn es wirklich akut werden sollte. Noch hatte sie alles unter Kontrolle und lief nach Plan.

Vielmehr sollte sie sich Gedanken über Sebastian machen. Wie konnte der Kerl nur so leichtsinnig sein, und keine Sekunde nach ihrer Verabredung mit John, vor ihrer Nase auftauchen? Sicher, sie war auch leichtfertig gewesen, als sie ihm um den Hals gefallen war. Aber er hatte sie vollkommen überrumpelt.

Später im Hotel hatte sie sich dann soweit gefaßt, daß sie ihn ein wenig in die Schranken weisen konnte. Jedenfalls bis alle Details besprochen worden waren. Aber so was durfte auf keinen Fall noch mal passieren. Was wäre gewesen, wenn John noch mal zurückgekommen wäre?

Mika ächzte und setzte sich wieder auf. Es wurde Zeit sich Gedanken zu machen, was sie heute Abend tragen wollte.

 

Re: Another year has gone by

wow, den thread hatte ich noch nicht gesehen...habe nun soviel zu lesen.......

Danke
Chris





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Re: Another year has gone by

........ein wenig......





Re: Another year has gone by

Hmmm, naja, jetzt wissen wir ja ein wenig mehr über Mika ( kann mir mal einer erklären warum ich permanent bei dem Namen an einen Rennfahrer denke und nicht an eine Frau? Ich verdränge wohl die Tatsache das sie mit John angebandelt hat!).

Die Spannung steigt wieder mal, erstens möchte ich gerne wissen was die Mädels rausfinden, zweitens würde mich interessieren wann John seine so schönen blauen Augen endlich öffnet und sieht was auf ihn zurollt!

Bitte weiter Chyio!! Sonst gibt es hier in meinem Ort eine Crime Scene!

LG Flymoon






Danke Mel!!

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Horatio: He was..er..what?
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Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

*seufz*
Da hast ja diese Woche allerhand gepostet. Da hatte ich allerhand nachzuholen.

Von mir nun noch mal schnell ein Kommentar zum Treffen von John und Laurie. Es war so tottraurig und gleichzeitig romantisch und ich kann mich überhaupt nicht damit abfinden, dass es das jetzt für die zwei gewesen sein soll. *wiederseufz*
Ach, ja das mit der Weihnachtsdecke fand ich süss. Ich kenne nämlich keinen Mann, meinen eigenen eingeschlossen, dem jemals solche kleinen Details aufgefallen wären.

Aber ich bin auf jeden Fall mal gespannt wie es mit den beiden weitergeht. Ich nehme mal an, dass Laurie nun ebenfalls mal jemanden kennenlernt. Wäre ja eigentlich nur gerecht, wenn John sich schon was neues sucht. Hoffentlich tut sie dann einen besseren Griff als John mit Mika!!

Zu Mika muss ich eigentlich nichts mehr sagen, die Frau war mir von Anfang an nicht geheuer und ich muss Flymoon Recht geben. Hatte es eigentlich einen besonderen Grund, warum du Mika, Mika genannt hast? Ich dachte bisher auch das wäre ein Männername. Wie dem auch sei, ich finds auf jeden Fall spannend und ich hoffe mal, dass John nicht in irgendeine üble Sache verwickelt wird!!!

Und danke wegen Deiner Nachfrage. Ich hatte letztens wohl ein kleines Tief, aber mir gehts jetzt wieder gut.


LG Eve

Re: Another year has gone by

Mika...ich mag den Namen. Und ich bringe ihn auch ganz bestimmt nicht mit dem Rennfahrer in Verbindung!

Mika kommt von Micaela, der italienischen Form von Michaela. Und da ich selbst mit einem langen Namen gesegnet bin, und mich dieses ewige schreiben der Buchstaben doch etwas nervt, habe ich Micaela abgekürzt. Aber mit c sah Mica irgendwie komisch aus. Also habe ich aus dem c einfach ein k gemacht. Und so ist meine Mika zu ihrem Namen gekommen. Außerdem finde ich, daß es etwas kurzes, prägnantes doch wesentlich besser zu ihr paßt, als ein weicher, langer Name.

@Flymoon: Ja, ein wenig mehr wißt ihr jetzt schon über sie. Und der Rest kommt auch im Laufe der Zeit. Aber mache Dir bitte auf keine Hoffnung auf schnell. Du weißt doch inzwischen bestimmt selbst, wie es mit der Ausführlichkeit ist.

Wenn Du eine Crime Scene machst, kommen dann die Männer mit dem gelben Band?

@Eve: na, das beruhigt mich aber zu hören, daß es Dir wieder besser geht. Ich kenne auch keinen Mann, dem so etwas auffällt. Außer dem, das schon wieder weniger Platz im Schrank ist. Aber Eve, keine Sorge. Die Geschichte ist noch lang. Und doch halte ich die Fäden fest in der Hand. Jedenfalls bei den wichtigen Dingen.

So und jetzt kommt das letzte Kapitel von Lauries Depression. Gott sei Dank. Das hat mich beim Schreiben schon selbst ganz fertig gemacht. Das nächste Kapitel knüpft zwar direkt an dieses hier an, behandelt das Thema dann aber nicht mehr vorrangig.

Heiligabend

Laurie saß, wie schon sooft in letzter Zeit, an ihrem Tisch in der Küche. Vor sich hatte sie zur Feier des Tages ein Glas Portwein stehen und die obligatorischen Zigaretten lagen auch nicht weit entfernt. Doch ihr war alles andere als weihnachtlich zumute.

Genaugenommen seit dem Augenblick ihrer Weihnachtseinkäufe.

Der Schnee, die klare, nach gebrannten Mandeln riechende Luft und die Musik, alles hatte ihr ein Gefühl von Weihnachten vermittelt. Aber dann hatte ein einziger Blick auf John und Mika gereicht, um ihr zu zeigen, daß sie nur in einer Scheinwelt gelebt hatte.

Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schaute aus dem Fenster. Endlich hatte es aufgehört zu schneien. Geistesabwesend tasteten ihre Finger nach den Zigaretten.

Fünf Monate. Fünf Monate hätten doch eigentlich ausreichen müssen, um einen Neuanfang zu starten. Aber was waren fünf Monate zu fünfzehn Jahren? Vielleicht ein Augenzwinkern, aber nicht mehr.

Angewidert schaute sie auf die Zigarette in ihrer Hand und drückte sie wieder aus.

Sie schob den Aschenbecher weit von sich und senkte dann die Stirn auf ihre gefalteten Hände. Hier allein zu sitzen war nicht gut. Vielleicht hätte sie das Angebot einer ihrer Freundinnen annehmen sollen mit ihnen Weihnachten zu feiern. Doch im Grunde ihres Herzens wußte sie, daß auch das nicht gut für sie gewesen wäre.

Eine zeitlang wäre es bestimmt gut gegangen und sie hätte sich wohl gefühlt. Aber nur eine kleine Weile, dann wäre wieder die Einsamkeit gekommen. Und nichts war schlimmer, als sich inmitten von Freunden, einsam zu fühlen.

Trotzdem, hier sitzen zu bleiben, würde sie nur noch melancholischer machen.

Sie trank ein Schluck von dem süßen Wein und ging dann ins Schlafzimmer sich umziehen. Die kalte Luft würde bestimmt ihre Gedanken klären und ihr zu einem erholsamen Schlaf verhelfen. Und wer weiß, vielleicht sah die Welt morgen schon ganz anders aus. Doch so wirklich glaubte Laurie da nicht dran. Morgen war noch immer Weihnachten. Morgen war der Tag, wo sie ihre Geschenke ausgetauscht hatten und danach zu Andy gegangen waren. Laurie blinzelte die aufsteigenden Tränen der Erinnerung weg.

Und wenn sie Weihnachten geschafft hatte, dann da war da noch immer der Jahreswechsel. Sie stopfte den Schal in ihren Mantel und seufzte.

Dieses Jahr würde es bestimmt nichts mehr mit ihr werden.

Bevor sie die Wohnung verließ, ließ sie ihre Hand einen Augenblick über dem Lichtschalter schweben.

Keiner war da, der das Licht wieder einschalten würde, wenn sie nicht da war. Kein Blick hoch zum Fenster, würde ihr das Gefühl geben, daß hier jemand auf sie wartete. Nicht wenn das Licht ausgeschaltet war. Wenn sie es anließ, dann könnte sie sich, die zwei Minuten die es dauerte um von der Haustür zu ihrer Wohnungstür zu kommen, der Illusion hingeben, daß doch jemand da war.

Sie ließ ihre Hand wieder sinken und verließ die Wohnung ohne das Licht zu löschen.

Vor ihrer Haustür blieb sie stehen, zog den Schal enger und ihre Mütze tiefer ins Gesicht. Dabei schweiften ihre Augen von rechts nach links. Wohin?

Es war nicht wirklich wichtig. Wichtig war es sich zu bewegen. Sie drehte sich nach rechts, wie es die meisten Rechtshänder es tun, wenn sie eine Entscheidung diesbezüglich zu treffen hatten und lief los.

Sie folgte leeren Gehwegen und überquerte kaum befahrene Straßen. Lief, ohne auf den Weg achtend, die ausgestorbenen Wege New Yorks entlang. Nur hin und wieder schaute sie hoch und warf einen Blick in die Fenster an denen sie vorbei ging. Die meisten waren hell, manche nur von dem sanften Lichtschein des Christbaumes ausgeleuchtet. Manchmal konnte sie einen Blick auf die Familie dahinter erhaschen und manchmal konnte sie leise Musik vernehmen.

Sie sah wieder auf den Boden und beobachtete ihre Füße, die sie immer weiter trugen.

Ihre Finger, welche sie tief in den Manteltaschen vergraben hatte, tasteten nach ihrem Geld in der Hosentasche. Sie hatte es im letzten Augenblick eingesteckt, für den Fall, daß sie sich in einer Gegend wieder finden würde, die ihr gänzlich unbekannt war. Und weil Weihnachten war, würde sie sich ein Taxi nehmen, um nach Hause zu kommen. Vorausgesetzt, daß sie in dieser Nacht überhaupt ein Taxi fand.

Der Boden zu ihren Füßen verränderte sich nicht, egal wie weit sie ging. Mal Schnee, mal Eis, mal heller, mal dunkler, je nachdem wie viele Leute den Weg benutzt hatten.

Vier Worte waren es gewesen, die sie Heiligabend durch eine menschenleere Stadt trugen. Vier Worte, die ihrem Unterbewußtsein damals so wichtig erschienen, daß sie ihr ganzes Leben auf den Kopf stellten.

Warum waren ihr diese Worte so wichtig gewesen?

Alltag? Gewohnheit? Das Gefühl zu zweit einsam zu sein? Welches von diesen Dingen war es gewesen oder gab es noch einen weiteren Grund, der ihr nicht bewußt werden wollte?

Zumindestens wußte sie, daß es ihrem Temperament zu verdanken war, daß sie in dieser Situation steckte. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, so hatte John nicht den Hauch einer Chance gehabt. Hatte er nie.

Doch mit seinem ruhigen Wesen, hatte er sie auf seine Art und Weise im Zaum halten können. Ruhig, ja das war er. Alles andere als ruhig war er, wenn es darum ging sie vor jemanden oder etwas zu schützen, wenn ihr Temperament mal wieder mit ihr durchgegangen war. Sie lächelte ein Lächeln voll schlechtem Gewissen. Und das war oft vorgekommen.

War das die Grundlage auf der ihre Beziehung stand? Gewohnheit, Streit und die Tatsache, daß er für sie da war und versuchte ihre Hitzköpfigkeit auszubügeln?

Wenn dem so war, dann war es verdammt wenig und sie sollte ihrem Unterbewußtsein wirklich dankbar sein. Wenn sie John wäre, dann würde sie ihre eigene Art ziemlich anwidern. Konnte man jemanden überhaupt lieben, der so war wie sie es war? Oder war es doch nur die lange gemeinsame Zeit gewesen, die ihn bei ihr gehalten hatte?

Laurie seufzte und vergrub die Hände tiefer in den Taschen, dieweil sie ihren Kopf weiter zwischen ihren Schultern einzog. Trotz  Handschuhe, Schal und Skiunterwäsche fing sie an zu frieren.

Wie lange war sie jetzt unterwegs?

Es war 19.00 Uhr gewesen, als sie die Wohnung verlassen hatte. Das wußte sie, denn sie hatte bei ihrem letzten Schluck Portwein automatisch auf die Uhr an der Wand geschaut. Und wie spät war es jetzt? Ihre Augen suchten die Straße nach einer Uhr ab, konnten aber keine entdecken.

Laurie folgte wieder mit den Augen ihren Füßen, die noch immer ihren Weg unbeirrt fortsetzten.

Re: Another year has gone by

In einiger Entfernung sah sie, wie eine Familie auf dem Weg nach Hause war ihren Weg kreuzte. Die Mutter sowie der Vater trugen je ein schlafendes Kind auf dem Arm. Vor der Haustür blieben sie stehen, ratlos ein jeder von ihnen einen Blick auf das schlafende Kind in seinen Arm werfend.

Selbst aus dieser Entfernung, konnte Laurie sehen, was den beiden durch den Kopf ging: Wie kamen sie an den Haustürschlüssel ran?

Laurie beschleunigte ihre Schritte und war innerhalb wenigen Sekunden bei ihnen.

„Kann ich ihnen helfen?“ Erstaunt wandte sich die junge Mutter zu Laurie um.

„Ich....Wir...“ Laurie streckte der Frau lächelnd die Arme entgegen. „Wenn sie möchten, dann halte ich es kurz.“ Die Frau warf ihren Mann einen fragenden Blick zu und dieser ihr. Und wieder konnte Laurie regelrecht hören, was sie dachten.

Einer wildfremden Frau das Kind übergeben?

Laurie schwieg, aber sie lächelte sie weiterhin an, die Arme nicht sinkend lassend. Nachdem die beiden Eltern einfach nur unschlüssig dastanden, setzte sie hinzu:  „Es ist Weihnachten. Stehen wir uns da nicht alle ein Stück näher?“

Das Elternpaar warfen sich abermals einen Blick zu, fingen dann aber an zu lächeln. Die rothaarige Frau hatte Recht, es war Weihnachten und außerdem sah sie nicht so aus, als ob sie mit dem Kind im Arm wegrennen würde. Während der Vater der Kinder Laurie nicht aus den Augen ließ, übergab seine Frau Laurie das schlafende Kind. Es grunzte im Schlaf, schmiegte sich aber sofort an Laurie. Überrascht sah Laurie auf das Kind und dann zu den Eltern. Wo sie vorher misstrauisch beobachtet worden war, glitt nun ein wissendes Lächeln über ihre Gesichter.

Die Frau griff in die Manteltasche ihres Mannes, zog den Haustürschlüssel heraus und schloß die Tür auf. Dann drehte sie sich wieder zu Laurie um, aber noch bevor sie auffordernd die Arme entgegen strecken konnte, hatte diese ihr schon das Kind zurückgegeben. Fast etwas zu hastig, wie es der Frau erschien.

Ein jeder von ihnen schenkte dem anderen ein Lächeln. „Fröhliche Weihnachten“, sagte schließlich die junge Mutter und ging mit ihrer Familie ins Haus.

„Fröhliche Weihnachten“, flüsterte Laurie den beiden hinterher. Eine andere Traurigkeit machte sich in ihr breit.

Ihre Füße setzten den Weg fort, aber ihre Gedanken blieben vor der Haustür stehen.

Doch egal welche Überlegungen sie noch nachgegangen wären, sie wurden abgelenkt, durch das ferne Läuten einer einzelnen Glocke. Noch leise und unbestimmt, aber da.

Laurie sah auf und schaute in die Richtung aus der das Geräusch kam. Es war nichts zu sehen.

Aber ihre Füße folgten automatisch dem Klang und Laurie ihren Füßen. Mit jedem Schritt den sie tat, wurde der Ton ein wenig lauter, bis Laurie irgendwann das melodische Schwingen einer Messingglocke vernahm. Tief und kraftvoll, in ihrem Herzen weiter vibrierend.

Und obwohl sie den Klang schon so oft gehört hatte, so war es heute anders. Ganz tief in sich drin, wußte sie, daß es wichtig war, auch wenn sie nicht sagen konnte warum. Ihre ganze Aufmerksamkeit war nun auf dieses Geräusch gerichtet und Ihre Füße hatten jetzt ein Ziel.

Der Schnee kam, doch Laurie blinzelte ihn nur von ihren Wimpern fort.

Das Läuten der Glocke wurde fordernder, dringender.

Jedenfalls erschien es Laurie so, und so beschleunigte sie ihre Schritte, bis sie fast rannte.

Sie rannte.

Sie kam auf einem Platz zum Stehen, der im Gegensatz zu den Straßen gar nicht leer war. Menschen gab es hier. Zu zweit, zu dritt, allein, aber immer flüsternd auf dem Weg zu den weitgeöffneten Flügeltüren der Kirche, die ihre Besucher aufs herzlichste zu begrüßen schienen.

Lauries Blick wanderte die Fassade des kleinen Backsteingebäudes hoch, bis zu der großen Messingglocke, die noch immer mit ihren angenehmen Klang, die Menschen zu sich rief.

Menschen die wie sie Trost suchten. Menschen die sich den Augenblick von Christi Geburt ins Gedächtnis rufen wollten und es gab bestimmt auch welche, die...da sein wollten, aus welchen Gründen auch immer.

Je länger Laurie schaute wie die schwere Glocke schwang, je länger sie das dumpfe Dröhnen in ihrem Herzen widerhallen hörte, um so friedlicher wurde sie. Tränen der Ehrfurcht traten ihr in die Augen und sie senkte den Blick auf die geöffneten Türen.

Warmes Licht von der indirekten Beleuchtung und von Kerzen waren zu sehen. Laurie blinzelte die Tränen weg und sah sehnsuchtsvoll zu dem Licht. Es schien sie regelrecht zu rufen.

Aber Laurie war nicht gläubig. Sie war damals nur um Johns Willen konvertiert und hatte nach ihrer Hochzeit auch nie wieder eine Kirche betreten. Durfte sie trotzdem sich den anderen Menschen anschließen, sich von der Atmosphäre trösten und von der Stille einfangen lassen?

Ja, schienen ihr die Glocke zu sagen. Komm her, wir helfen dir!

Laurie zögerte. Sie wollte ja, aber würde ihr Gott verzeihen, daß sie niemals an ihm geglaubt hatte?

Ein Arm schob sich unter den ihren und als Laurie den Blick von dem dunkelblauen Ärmel weiterverfolgte, sah sie in ein Gesicht von einer alten Dame, die sie gütig anlächelte.

„Kommen sie mein Kind. Gott hat für jeden von uns ein offenes Ohr.“ Mit sanftem Druck führte sie Laurie durch die Menge zum Eingang.

Wie beschreibt man ein Gefühl, wenn das Herz vor Ehrfurcht überwältigt ist und schweigt?

Und so ließ sich Laurie ohne bewußte Gedanken, aber von einer stillen Sehnsucht nach diesem Ort erfüllt, von der Frau an ihrer Seite führen. Zu dem kleinen Steinbassein, wo sie ihre Finger in das Wasser tauchte und sich bekreuzigte, dann einen Schritt zur Seite trat, damit Laurie es ihr gleich tun konnte. Zu den einfachen Flügeltüren, die das eigentliche Herz der Kirche bewachten und den langen Mittelgang entlang, wo sie im östlichen Querschiff einen Platz für sie beide fanden.

Sie setzten sich auf eine einfache Holzbank, die schon von den vielen Besuchern der Gemeinde Flecken der Abnutzung aufwies. Trotzdem glänzte die Oberfläche im weichen Schein der Kerzen, in einem satten dunkelbraun. Laurie strich mit ihrer Hand über das glatt polierte Holz und schnupperte dann an ihren Fingern. Sandelholz. Sandelholz, das sich mit dem Duft, der in der Kirche hing, vermischte. Sie sog schnuppernd die Luft ein und versuchte den Geruch zuzuordnen, der ihr nicht unbekannt vorkam. „Weihrauch“, flüsterte ihre alte Dame.

Die Finger der Frau neben ihr, lösten den Hut aus ihren Haaren und legte ihn sorgfältig auf ihrem Schoß neben ihren Handschuhen ab. Sie lächelte Laurie an und schaute dann nach vorne zu den in weiß und goldgeschmückten Altar, rechts und links jeweils von einer großen weißen Kerze erhellt. Laurie sah, wie sich ein trauriger Ausdruck über ihr Gesicht legte, während ihre Hand geistesabwesend über ihren dunkelblauen Hut strich. Ein Hauch dunkler als der Mantel, in der gleichen Farbe wie ihre Handschuhe.

Eine erwartungsvolle Stille schien sich in dem Raum auszubreiten. Das Flüstern verstummte allmählich und alles schien reglos, als läge es in Erwartung eines Ereignisses.

Kraftvoll ertönten auf einmal die ersten Klänge eines Liedes, welches Laurie noch niemals in ihrem Leben gehört hatte. Trotzdem stand sie ergriffen von diesen machtvollen Klang der Stimmen, mit den anderen Menschen auf und verfolgte mit ihren Augen, wie eine lange Prozession durch den Mittelgang kam, angeführt von einigen weißgewandeten Meßdienern. Einer von ihnen schwenkte ein Gefäß mit Weihrauch und der duftende Rauch breitete sich verstärkt in dem Raum aus. Einen Augenblick lang stieg in Laurie Übelkeit auf, auch wenn sie den Geruch mochte, so war doch die gewaltige Menge die plötzlich in der Luft lag, zuviel.

Andere Menschen folgten ihm, alle in weiß gekleidet, alle von sichtlichen Frieden erfüllt.

Den Verlauf der Messe bekam Laurie kaum mit. Es war ihr nicht wichtig, was der Priester redete. Gott war nicht in seinen Worten, auch wenn er Passagenweise aus der Bibel las, Gott war mitten unter ihnen.

Sie konnte es fühlen. Vielleicht war es nur eine erwünschte Illusion, aber in ihrem Herzen kehrte seit langer Zeit endlich Ruhe ein.

Laurie sah sich unauffällig um und sah in den Gesichtern um sich herum, den gleichen inneren Frieden der auch sie ausfüllte. Aber sie sah auch Tränen. Die alte Dame, die sie so liebevoll unter ihre Fittiche genommen hatte, saß sehr steif neben ihr, während ihr die Tränen über ihr Gesicht liefen.

Laurie griff in die Innentasche ihres Mantels und zog ein Taschentuch hervor, das sie der Frau neben sich mit einem mitfühlenden Lächeln reichte. Es war keins von den Papiertaschentücher, die sie immer benutze, sondern das eine letzte Stofftaschentuch von John, was sie noch in der Wäsche gefunden hatte. Sorgfältig hatte sie es gebügelt und trug es seitdem als Glücksbringer mit sich herum. Egal was sie anzog, egal welche Tasche sie dabei hatte, oder nicht, es war immer bei ihr.

Und doch erschien es ihr richtig es der Frau zu ihrer Seite zu reichen.

Dankbar nahm diese es entgegen und tupfte sich die Tränen vom Gesicht. Laurie wußte nicht was die alte Dame in ihren Augen gesehen hatte, als sie ihr wieder den Blick zuwandte, aber auch ihr Lächeln war verständnisvoll. Ihre Hand tastete nach der Hand der jüngeren und drückte sie. Und Laurie erwiderte den Druck.

Der Pastor schwieg zugunsten eines kleinen Chores.

Doch Laurie wandte nicht den Blick von der Frau neben sich. Tränen schimmerten nun auch in ihren Augen. Keine bewußten, aber vor Liebe zu einer Frau die sich nicht kannte und die ihr in diesem Augenblick so nahe stand. Tränen um John, Tränen um sich selbst.

Die alte Frau beugte sich zu ihr rüber und hauchte: „Ich bin Rose.“ „Laurie“, atmete sie zurück. Die beiden Hände verschränkten sich abermals und ließen auch für den Rest der Messe nicht mehr los.

Keine der beiden Frauen wußte, wie selten diese Geste bei der jeweils anderen war.

 

Re: Another year has gone by

Also ich hab jetzt am Ende Deines Kapitels erst mal tief seufzen müssen.
Das war wirklich sehr schön beschrieben und hat mich doch ziemlich berührt!!

Ich bin kein gläubiger Mensch, ganz im Gegenteil und war in meinem Leben höchstens 2 Mal in der Kirche und Weihrauch riecht für mich ziemlich widerlich, aber das was Du da beschrieben hast ist selbst für mich sehr gut nachvollziehbar.
Gespannt bin ich, ob man von Rose noch ein bisschen mehr erfährt und ausserdem hoffe ich beim nächsten Mal, noch zu erfahren, wie John denn nun Weihnachten mit Mika verbracht hat.

Auf jeden Fall wars wieder mal ein super Kap., wenns auch eher traurig war, aber Du kannst sehr gut menschliche Emotionen und Stimmungen einfangen und beschreiben.
*Daumenhochhebt*

LG Eve