A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

Ich will ja nicht schon wieder unken...aber ich war vor kurzem auch auf einem Seminar und wenn ich dort in dem Raum nicht so gefroren hätte, dann hätte mein Kopf auch mit der Tischplatte Bekanntschaft gemacht *gähn*.
Ich kann Danny so gut verstehen!

Aber ich mache mir nun wirklich langsam Sorgen um Laurie. Dieser Aussetzer am Telefon und ihre Verdrängung der Gefühle für John....das gefällt mir gar nicht.
Was mir aber gefallen hat, ist Deine Beschreibung dieser Szene, dieses Wegtreten und die Satzfetzen von damals und das ganze Drumherum. Das war sehr eindrucksvoll. Du hast sehr gut die innerlich zerissene Laurie beschrieben, die in manchen Momenten weder ein noch aus weiß.

LG Eve

Re: Another year has gone by

....und endlich mal wieder im Zeitrahmen!

@Eve: kennen wir nicht alle die Art der Seminare? Ich war vor Jahren mal auf einem Kosmetikseminar und da ging es nur um die verschiedenen Cremes. Das war vielleicht langweilig. Und als wir dann zu den Cellulitis Artikeln gekommen sind, war es einfach nur noch frustig.

Es freut mich, daß Dir die Beschreibung gefallen hat. Ich habe ganz schön dran feilen müssen, bis ich es geschafft hatte die Gegenwart mit der Vergangenheit zu mischen und man noch weiß wo man sich befindet.

Also hier kommt nun der zweite Teil des Kapitels, der nun aber doch ein wenig kürzer ist.

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Die Golden Gate Bridge -2

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Viele Meilen von Lauries Büro entfernt, in einem kleinen Hotelzimmer in San Francisco, verschwand Dannys Lächeln, als er die Verbindung nach New York unterbrach. Nachdenklichkeit, die schon während des Telefonates aufgetaucht war, kam nun verstärkt wieder an die Oberfläche und ließ ihn das Handy mit gerunzelter Stirn anschauen. Was war mit Laurie los? fragte er sich immer wieder. Aber genauso wenig wie Laurie ihm geantwortet hatte, so tat es auch das stumme Handy nicht. Für einen Moment war er versucht, sie noch einmal anzurufen und sie danach zu fragen, erinnerte sich dann aber daran, daß ihr Chef gerade aufgetaucht war. Er wollte Laurie nicht in Schwierigkeiten bringen, in dem er in dem Beisein ihres Chefs privat anrief. Lieber würde er abwarten bis sie zu Hause war und dort noch einmal mit ihr sprechen. Aber je länger er über die lange Ruhe in der Leitung nachdachte, das Fallenlassen des Telefonhörers und ihre veränderte Stimmenlage nach dieser Stille, um so sicherer wurde er, daß Laurie ihn angelogen hatte. Ihr Chef war nicht zurück gekommen. Es war eine Ausrede gewesen.

Da war sich Danny ganz sicher. Irgend etwas war passiert, worüber Laurie nicht reden wollte. Jedenfalls nicht am Telefon.

Geistesabwesend legte er das Handy auf den kleinen Nachtisch zu seiner Seite ab, und dann, nach einem kurzen Zögern, legte er auch noch seine Brille dazu. Müde streckte er die Beine auf dem Bett durch, hörte das Knacken seiner Kniegelenke, die von einem anstrengenden, stehenden Tag kündeten und massierte sich geistesabwesend die Nasenwurzel. Sie hatte gelogen. Danny war sich da so sicher wie das Amen in der Kirche. Zu oft hatte er schon Leuten gegenüber gestanden die ihm nicht die Wahrheit sagten und er kannte die feinen Nuancen der Veränderung in der Stimme.

Viel zu laut in dem sonst stillen Hotelzimmer, summte sein Handy wieder und vibrierte in regelmäßigen Abständen auf der glatten Unterlage. Zielsicher tanzte es zum Rand des Nachtisches, angetrieben von der Motivation Aufmerksamkeit zu erlangen und wurde dann doch von Dannys Hand aufgehalten, dessen Interesse es nun mit Sicherheit hatte. 

Laurie, las Danny auf dem Display und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie wollte doch noch mit ihm reden! Aber das Lächeln wollte nicht bleiben, denn sie rief ihm vom Handy aus an. Wäre sie noch im Büro, dann hätte sie das Bürotelefon benutzt – so wie gerade getan hatte. Eine Lüge...es war wirklich eine Lüge gewesen.

 „Hey! Na hattest du solche Sehnsucht nach meiner Stimme?“ Trotz dieser unerfreulichen, logischen Schlußfolgerung, lächelte er seine Füße an, als er das Gespräch annahm. „Immer“, lachte es ihm entgegen. „Aber eigentlich wollte ich mich noch bei dir für die wundervollen Blumen bedanken.“ Zusammen mit dieser Danksagung, drangen die leisen Geräusche des abendlichen Verkehrs an Dannys Ohr. Wie er es sich gedacht hatte, war Laurie nicht mehr im Büro. Traurig schloß er die Augen. Warum hatte sie ihn vorhin angelogen? „Freut mich, daß sie dir gefallen. Weißt Du wie schwierig es war, ein Geschäft aufzutreiben, die nach New York ausliefern?“ Flapsig war seine Bemerkung, doch er fühlte sich nicht fröhlich. „So“, kam es belustigt zurück, „ich dachte du hättest sie per Internet bestellt. Jedenfalls sagt das der Name über deinem Gruß.“ Ungeduldig schnalzte Danny mit der Zunge. „Laurie, ich werde dir jetzt mal ein Geheimnis verraten: Zuerst mußt du in ein Geschäft gehen und dir alle Blumen ganz genau anschauen. Dann suchst du dir die raus, welche dir am Besten gefallen, überzeugst die Floristin dann, dir den explizierten Namen und das Herkunftsland über diese Blumen zu verraten und dann gehst du surfen.“ Danny lächelte, ganz so war es dann doch nicht abgelaufen, aber die Geschichte klang toll, fand er. „Die Schwierigkeit ist es dann, einen Anbieter zu finden, der genau diese Blumen vorrätig hat und sie dann auch noch zu einem bestimmten Termin ausliefern kann.“ Ein schäbiges Lachen an seinem Ohr, war die Antwort auf sein Märchen. „Lach nicht“, bemerkte er zu Laurie, bevor sie ihren Spott auch noch in Worte fassen konnte. „Das war wirklich nicht einfach gewesen.“ Angesteckt von ihrer offensichtlichen guten Laune, schob er seine Beunruhigung über ihr Unehrlichkeit in den Hintergrund seiner Gedanken und schloß sich ihrem lachen an.

„Danny! Darf ich dir mal was sagen?“ „Sicher. Schieß  los, Komplimente nehme ich immer gerne an.“ Genüßlich rekelte sich Danny auf seinem Bett und wartete auf die Worte, die ganz bestimmt von Laurie gleich kommen würden. „Du bist ein Spinner“, kamen sie dann auch wie aus der Pistole geschossen. „Aber ein ganz liebenswerter“, nahm Danny diese zärtliche Neckerei auf.

Beide lachten sie über das Wortspiel, welches schon so oft zwischen ihnen ausgetauscht worden war – bis Laurie plötzlich ernst wurde.

„Danny“, verändert klang Lauries Tonlage auf einmal und so ernst, daß Danny sich nur bei der Nennung seines Namens alarmiert in seinem Bett aufsetzte. „Was ist los, Laurie? Geht es dir gut?“ Seine Besorgnis, die sich schon bei dem vorherigen Telefonat eingestellt hatte, war wieder da. Aufmerksam starrte er seine Jeans an, wischte über einen kleinen Kaffeefleck, der ihm bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war und auch sofort wieder in Vergessenheit geriet. Laurie antwortete ihm nicht gleich, aber er konnte hören, wie ihr Atem sich beschleunigte, wie sie versuchte etwas in Worte zu kleiden. „Nein“, antwortete sie schließlich leise. „Es geht mir nicht gut.“ Automatisch griff Danny zu seiner Brille und setzte sie sich wieder auf. „Was ist los“, wiederholte er dann leise. Ein tiefer Seufzer antwortete ihm, und dann kamen die ersten Worte. „Ich habe einen Mann niedergeschlagen!“ Überrascht stieß Danny die angestaute Luft in ihm aus. Viel hatte er erwartet zu hören, aber das bestimmt nicht. „Weil er John angegriffen hat.“ Leise nur noch kam der Zusatz von ihr.

Weil er John angegriffen hatte.....kraftlos sank Danny an die Lehne seines Bettes und nahm die Brille wieder von der Nase. Achtlos flog sie neben ihm aufs Bett und wurde nicht eines weiteren Blickes gewürdigt. Denn da waren sie die Worte, die er sich nie zu wünschen gehört hatte und die doch so unvermittelt im Raum standen. Wegen John. „Wie ist es dazu gekommen?“, wollte Danny wissen. Resigniert  massierte er sich wieder den Nasenrücken und versuchte die Traurigkeit, die sich da so unwillkommen in ihm ausbreitete in den Hintergrund zu schieben. Laurie ging es nicht gut, sie brauchte seine Hilfe, da war kein Platz für sich selbst. „Wir hatten einen Streit“, begann Laurie ihre Erzählung ganz am Anfang, wobei sie ganz geschickt den Grund dafür unter den Tisch fallen ließ und auch nichts von ihrem Verdacht über Jeremy Sanders erwähnte. Über diese Dinge wollte sie auch mit ihm reden, aber wenn sie sich sahen und nicht am Telefon. Außerdem waren sie jetzt auch nicht für Bedeutung. Weder für Danny noch für sie. Der eigentliche Grund für ihren Anruf, war das zerrissene Gefühl in ihr, welches sie so schwer in Worte fassen konnte. Vor allem Dingen, weil ein Teil von ihrer Niedergeschlagenheit mit Danny zu tun hatte...

So erzählte sie ihm nur von dem Streit, von van Clandon und von der Eskalation, die noch keine zwei Stunden her war.

Stumm lauschte ihr Danny in seinem Hotelzimmer. Hörte aus ihrer Stimme, daß es da noch ein paar Dinge gab von dem sie ihm nicht erzählte und lauschte den Zeilen die zwischen ihren Sätzen lagen. Müde lehnte er mit geschlossenen Augen an dem harten Bettgestell in seinem Rücken und versuchte ihre Erzählung aus dem objektiven Blickwinkel eines Forensikers zu sehen.

Laurie redete lange, wiederholte sich an einigen Stellen und versuchte dabei selbst so sachlich wie möglich zu bleiben und ihren Zwiespalt der Gefühle nicht allzu klar zu vermitteln. Eine knappe Zusammenfassung ihrer letzten Tage sollte ihre Erzählung werden, damit Danny wußte, warum sie durch den Wind war. Aber alles Weitere wollte sie ihm doch nur persönlich erzählen – wenn sie Zeit und Ruhe zum nachdenken gehabt hatte und wußte wohin ihre Zukunft sie tragen würde.

Schließlich unterbrach Laurie sich mitten im Satz. Zwischen zwei Worten, wo normaler Weise noch nicht einmal ein Punkt gehörte. „Das war es so ziemlich“, atemlos von dem ununterbrochenen Reden schwieg sie. Und genau dieses abrupte Ende nach einem Wasserfall von Worten, zeigte Danny, wie sehr ihr die Sache zu schaffen machte. Dennoch war er im ersten Moment nicht fähig einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen. Zu viele Informationen waren auf einmal auf ihn eingestürzt – ausgesprochene und verschwiegene, wollten nun von seinem scharfen Verstand genauestens analysiert, katalogisiert und verstanden werden. Doch dafür hatte er keine Zeit, Laurie wartete in ihrem Wagen auf ein Lebenszeichen von ihm. Blinzelnd öffnete Danny wieder seine Augen und starrte seine Füße an. „Das wird Konsequenzen haben“, bemerkte er schließlich zu ihnen – und ein wenig zu Laurie am anderen Ende der Leitung. Die Verkehrsgeräusche um sie herum waren schwächer geworden und mischten sich mit ihrem leisen Atem. „Ich weiß. Ich habe das auch nicht gewollt, aber der Mann hat mich einfach wahnsinnig gemacht mit seinen ungerechtfertigten Angriffen auf John.“ Ein hohler Laut folgte ihren Worten. Ein Kopf der gegen die Nackenstütze geschlagen wurde? „Meinst du, er wird Anzeige gegen mich erstatten?“ Der Gedanke kam für Laurie aus dem nichts – war er doch nicht der Grund ihres Anrufes gewesen.

Abwägend nickte Danny mit dem Kopf mal in die eine, dann in die andere Richtung. „Schon möglich“, gab er schließlich zu. So wie Laurie van Clandon beschrieben hatte, sogar sehr wahrscheinlich. Laurie faßte seine Gedanken laut zusammen. „Natürlich wird er das. Ich habe sein Ego verletzt. Erst in dem ich ihn immer wieder zurück gewiesen habe und dann auch noch, als ich ihn in aller Öffentlichkeit gedemütigt habe.“ Es war nur zu logisch und jetzt wo Laurie es einmal ausgesprochen hatte, kamen die Schlußfolgerungen ganz von allein.

Ein Seufzen erreichte Dannys Ohr. „Ich denke mal, daß ich mir einen neuen Job suchen muß.“ „Komm schon Sweety, das muß nicht sein“, versuchte Danny sie aufzubauen. „Es gab genügend Zeugen für van Clandons Verhalten und sie können bestätigen, daß er derjenige war, der provoziert hat.“ „Ja“, stöhnte es erneuert an Dannys Ohr. „Aber nicht mich, sondern John. Es gibt keine gute Ausrede dafür, daß ich ihn niedergeschlagen habe. Etwas anderes wäre es, wenn John es getan hätte. Aber dadurch das ich auf ihn losgegangen bin, sieht die Sachlage schon ein wenig anders aus.“ Sie hatte Recht, dachte Danny. Aber das hatte er auch schon vorher gewußt.

„Ich wünschte ich könnte jetzt bei dir sein und dich ganz fest in den Arm nehmen.“ „Das wünschte ich auch“, flüsterte es leise in sein Ohr – mit nur einer Sekunde Verspätung. Eine Sekunde, die Danny klar machte, daß da wirklich noch wesentlich mehr war, als sie bisher ausgesprochen hatte. Doch bevor er sie darauf ansprechen konnte, beendete Laurie das Telefonat mit ihm. „Hör mal“, begann sie die Einleitung für ihre abschließenden Worte. „Es ist schon spät und ich bin noch ein wenig durcheinander.“ Und müde. Und zerrissen. Und verzweifelt. „Laß uns das Telefonat beenden, in Ordnung? Ich muß jetzt erst einmal die ganze Sache sacken lassen und eine Nacht darüber schlafen.“ Danny nickte nachdenklich vor sich hin, ohne aber Laurie etwas von seinen Gedanken mitzuteilen. „Ist schon in Ordnung“, war das einzige was er sagte. „Halt die Ohren steif und halte mich auf dem laufenden, ja?“ „Mach ich.“ Lauries Stimme klang nun schon wieder ein wenig munterer, nicht viel, aber auch nicht mehr so niedergeschlagen, wie zum Anfang ihres Gespräches. „Schlaf gut“, verabschiedete sie sich leise von ihm und unterbrach dann die Verbindung, bevor Danny noch etwas zu seinem eigenen Gute–Nacht–Gruß für sie hinzufügen konnte.

Abermals starrte Danny das Handy in seiner Hand an. War es nicht erst eine halbe Stunde her, wo er mit dem gleichen Gesichtsausdruck, mit der gleichen Resignation und mit dem gleichen Stirnrunzeln dagesessen hatte? Und auch wie schon zuvor, legte er das Handy auf den Nachtisch neben sich ab. Die Brille aber, die welche noch immer unbeachtete neben ihm auf dem Bett lag, setzte er sich wieder auf die Nase. Drehte sich dann zur Seite und stellte seine Beine auf dem Fußboden vor seinem Bett ab. Und was war der Grund für diesen Streit zwischen Laurie und John gewesen? Seine Arme sanken auf seine Knie und sein Kopf folgte der Erdanziehungskraft und senkte sich weit der Brust entgegen. Laurie hatte ihm von dem Streit erzählt, sie hatte ihm erzählt, daß John nicht mit ihr reden wollte und sie hatte ihm erzählt, warum sie van Clandon niedergeschlagen hatte. Aber sie hatte ihm nicht erzählt, warum sie schon die Wochen bevor Danny zu seiner Weiterbildung gefahren war, gereizt und zerstreut gewesen war. Warum sie nicht traurig oder wütend war, wenn er Verabredungen absagen mußte, weil er doch noch einen Fall rein bekommen hatte. Warum sie wirkte, als ob sie ständig fern mit ihren Gedanken wäre…

Seufzend erhob sich Danny von dem Bett und tigerte zu der offenen Balkontür – der einzige Luxus, der dieses winzige Zimmer bot. Und was für ein Luxus es doch war. Ein Blick auf die Golden Gate Bridge, jetzt in der Dunkelheit der Nacht in das Licht der Laternen getaucht und von den Augen der Autos erhellt. Danny seufzte abermals, aber jetzt nicht wegen Laurie, sondern von dem großartigen Anblick der sich ihm bot. Schon von der ersten Minute, die er in diesem Zimmer verweilte, hatte er sich an dem Anblick nicht satt sehen können, aber erst der Zauber der Nacht hatte diesen Ausblick zu etwas Besonderen gemacht. Und doch konnten ihn die Lichter der Brücke nicht so fesseln, wie er es von anderen Nächten gewohnt war. Von Nächten wo er hier gestanden und sich gewünscht hatte, daß Laurie neben ihm stehen würde und er mit ihr diese Aussicht genießen konnte. Wahrscheinlich würden sie es nie tun.

Die Erkenntnis kam schlagartig und vollkommen unvorbereitet für ihn und für einen Moment hielt Danny erschrocken den Atem an.

Sah auf den Boden zu seinen Füßen und überdachte seine eigenen Gedanken. Sie würden es nie tun? Seine Augen blinzelten, doch sie blinzelten keine Tränen weg, sondern versuchten zu erfassen, was dieses Telefonat mit Laurie noch bedeutet hatte – außer das sie einen schlechten Tag gehabt hatte. Ein Schritt, zwei Schritte…mit dem dritten war Danny an dem Balkongeländer und stützte sich stöhnend auf ihm ab. Die wundervolle Aussicht war nun wirklich vergessen, dafür aber ging ihm jedes einzelne Wort von seinem Gespräch mit Laurie noch einmal durch den Kopf. Die gesprochenen und die verschwiegenen. Die liebevollen und die zärtlichen, die von einer Sehnsucht sprachen, dessen Ausgangspunkt nicht er war.

Es war vorbei. Diesmal erstaunte ihm die Erkenntnis nicht mehr so sehr – aber dafür traf ihn ein Schmerz in seinem Herzen, welches als letztes die Umstände begriffen hatte. Gequält sank Dannys Kopf auf seine Hände auf dem Geländer. Seine Brille behinderte ihn. Er nahm sie ab. Hielt sie in seinen Händen und vergrub die Augen auf den Handrücken. Es war vorbei und er hatte es noch nicht einmal gemerkt. Und Laurie auch nicht.





Re: Another year has gone by

Was kann ein Mensch tun wenn ihn die Gefühle für einen anderen gefangen halten?! Das ist die Frage die ich mir im Moment stelle! Nichts.....absolut nichts! Danny tut mir leid, er hat sein Herz verloren an Laurie und muß nun feststellen, mit einer Weitsicht, die ich ihm wahrlich nicht zugetraut habe, das Laurie ihr Herz nicht weitergeben kann, denn das gehört nun mal John! Ob ihr das nun gefällt oder nicht! Laurie weiß das, aber sie will es sich noch nicht ganz eingestehen. Eine vertrackte Situation, denn ich sehe das sie nur eine Chance hätte um von John einigermassen loszukommen....sie darf ihm nicht permanent über den Weg laufen! Solange sich die beiden regelmässig sehen wird das nie was mit einem anderen Partner, weder bei ihr noch bei John, denn das er in seinem Gefühlschaos nicht besser dasteht wie Laurie ist klar zu sehen. Beide suchten etwas bei anderen...Wärme, Geborgenheit, Streicheleinheiten,Verständnis, sicher auch körperliche Liebe.....aber das Band das sie beide verbindet und Liebe heißt wird nicht reißen.

Das liebe Chyio hast du für mich hier dargelegt, ich weiß...vermutlich ist es wieder nur meine eigene Interpretation dieser zwei neuen Kapitel, aber genau das lese ich hier heraus. Aber du hast das hier sooo genial dargelegt...ich kann mich vor dir nur verneigen!

LG Flymoon






Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Liebe chyio,

Flymoons treffenden Worten kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen.

Ein wunderschönes Kapitel, wie ich eigentlich schon seit einiger Zeit, bei jedem Deiner Kapitel bemerken muß.
Obwohl ich ja von Anfang an John und Laurie am liebsten wieder zusammen gesehen hätte und das Ende der Beziehung zwischen Danny und Laurie immer gewünscht habe, muß ich nach dem Lesen dieses Kapitels sagen, dass es mir ehrlich gesagt nun doch ziemlich leid tut. Zumal Du Danny in seinem Schmerz und seinen Erkenntnissen so gut beschrieben hast.

Du hast das Ende einer Beziehung beschrieben, ohne dass beide Parts sich dessen eigentlich so recht bewußt geworden sind. Es gab keinen Streit oder häßliche Anklagen. Es war eigentlich dass, was nicht gesagt wurde, was das Ende der Beziehung bedeutet hat.
Super!! *daumenhochhebt*

LG Eve

Re: Another year has gone by

Ach Flymoon, wie oft habe ich schon den ersten Satz Deiner Reviews gelesen und dann grinsend vor dem Schirm gesessen! Jetzt schreibt sie wieder, denke ich dann.
Und dann muß ich die Review tatsächlich ein zweites Mal lesen, weil ich bei Deinem Schreibstil verpaßt habe auf den Inhalt zu achten.

Also los, Süße. Her damit!




Re: Another year has gone by

So, und jetzt kommt meine letzte gute Tat für heute!

@Flymoon: Schön, daß Deine Gedankengänge in die gleiche Richtung laufen wie bei mir! Ich sehe es nämlich auch so, daß die beiden gar keine Chance haben sich voneinander zu lösen, wenn sie sich ständig über den Weg laufen. Und: wirklich schön geschrieben Deine Review!

@Eve: und bei Dir gleich mal eins vorweg: auch Deiner Review ist deutlich heraus zu lesen, daß Du wieder fleißig am Schreiben bist.....wie schön! Dann bekomme ich/wir hoffentlich bald neuen Stoff zu lesen.

Ja, es ist schon sehr traurig, daß Danny sich bald verabschieden muß. Ich muß gestehen, daß ich mich im Laufe der Zeit doch sehr an ihn gewöhnt habe und daß mir das Abschlußkapitel sehr schwer gefallen ist.

Aber jetzt lassen wir Danny erst einmal beiseite und kümmern uns wieder um....

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Ein leerer Hausflur -1

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Ein neuer Morgen, ein nächster Tag.

Und John lief mit riesigen Schritten die Stufen zu seiner Etage hoch. Er hatte es eilig, denn bevor er offiziell seinen Dienst antreten würde, wollte er noch Lieutenant Fancy um ein Gespräch bitten und ihn von dem Zwischenfall gestern Abend sprechen. Das Laurie van Clandon niedergeschlagen hatte, war zwar sehr ehrenhaft für ihn gewesen, aber es war auch bei weitem das Dümmste was sie hätte tun können. Vincent van Clandon war kein Mann, der solche eine Demütigung auf sich sitzen ließ. Daß er gemein und hinterhältig war, hatte er ja schon damit gezeigt, als er eine Anzeige gegen ihn erwirken wollte. Wenn John jetzt also davon ausging, daß der Mann auf direktesten Weg zu Fancy laufen würde und eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen Laurie stellte, dann war das nicht nur eine Vermutung, sondern etwas das auf Erfahrung beruhte.

Doch John war spät dran. Der morgendliche Verkehr hatte ihn mit Umleitungen von seinem direktesten Weg zur Arbeit abgehalten und ihn gezwungen Umwege zu fahren, die ihn mit einer ordentlichen Verspätung ins Revier brachten. Schon herrschte das bunte Treiben von Menschen hier, das die Detectives den restlichen Tag in Atem halten würde. Zivilisten, Cops in Uniform, schwarze Anzugträger...sie alle wuselten um die verschieden Schreibtische hindurch und taten sehr beschäftigt. Andy saß mit einer Tasse Kaffee schon an seinem Platz und las aufmerksam etwas, das John von seinem Blickwinkel nicht sehen konnte. Doch als ob er auf Johns weit ausgreifende Schritte gewartet hatte, zuckte sein Blick zu diesem hoch und winkte ihn dann zu sich. Gleich, formten Johns Lippen lautlos und er zeigte mit der Hand auf Fancys Büro, um Andy klar zu machen wo sein erster Gang ihn hinführen würde. Mit einem leichten Lächeln nickte Andy, umfaßte nun mit beiden Händen seine Kaffeetasse und sah wieder auf den Monitor vor sich. So eilig war sein Anliegen nicht, es hatte durchaus auch noch ein wenig Zeit.

John schlängelte sich an Martinez vorbei, begrüßte ihn mit einem kurzen Schulterklopfen und nickte dann Stevens zu, welcher ebenfalls versuchte an Martinez vorbei zu kommen – allerdings in die andere Richtung. Raus aus der Fülle der Schreibtische. „Morgen John“, begrüßte er den rothaarigen Mann, „hör mal, ich hab da einen Typen der sich etwas stur stellt und einfach nicht reden will. Könntest du oder Andy ihn dir nicht noch mal zur Brust nehmen?“, fragend sah Stevens ihn an. John überlegte kurz, nickte dann aber zögernd. Sein Blick glitt nervös zu Fancys Bürotür, fokussierte sich dann aber wieder auf Stevens vor sich.

 „Sicher. Gleich?“ Stevens nickte und zeigte mit der Hand in Richtung der Verhörräume. „Ja, er sitzt in Verhörraum zwei, starrt Löcher in die Luft und hält sein Mund so verschlossen, als ob er mit Sekundenkleber zugeklebt wurde“, er zwinkerte John verschwörerisch zu. „Aber ich weiß, daß er reden kann, denn als wir ihn von der Straße geholt haben, hat er fast die ganze Nachbarschaft zusammen geschrien.“ John giente nun auch. „Nun, daß klingt auf jedem Fall nicht nach einem stummen Fisch.“ Er sah über Stevens Schulter zu Andy, welcher noch immer voller Genuß seinen Kaffee trank, nun aber seine Aufmerksamkeit von dem Bildschirm vor sich auf die Unterhaltung zwischen seinem Partner und Stevens verlegt hatte.  Nicht das Andy bei dem Lautstärkepegel oder allein von der Entfernung her was verstanden hätte, aber seine wachsamen Augen schienen sich im Lippenlesen zu versuchen. Allerdings ohne Erfolg, denn der Blick den er nun John zuwarf, war begleitet von fragenden hochgezogenen Augenbrauen und einem stummen Was? John lächelte ihm kurz an, wandte sich dann aber wieder zu Stevens, der mit dem Rücken zu Andy stand und weder seine Frage noch seine Mimik sehen konnte.  „Könntest du Andy fragen ob er dem Mann ein paar Worte entlocken kann?“, fragte er den blonden  Detective bittend. „Es sieht nicht so aus, als ob er gerade viel zu tun hat. Und ich möchte gerne zuerst mit Fancy reden“, beiläufig nickte er zu der offenen Zimmertür ihres Vorgesetzten. Stevens folgte seinem Blick und nickte dabei verständnisvoll vor sich hin. „Sicher“, sagte er und wandte den Blick wieder zu John. „Es ist mir egal wer von euch beiden sich versucht. Hauptsache der Kerl redet endlich. Er macht mich mit seinem Schweigen noch ganz wahnsinnig.“ Stevens Blick wanderte von John über seine Schulter hinweg zu Andy hin, sah ihn noch immer genüßlich seinen Kaffee schlürfen und dabei den Monitor vor sich wieder überwachen. Schamlos grinsend drehte er sich zurück zu John. „Ein wenig Bewegung könnte ihm wirklich nicht schaden. Und wenn es auch nur von seinem Schreibtisch zu den Verhörzimmern ist.“ Er zwinkerte John ein weiteres Mal zu. „Mit ein bißchen weniger Hüftgold würde er auch wieder in seine Uniform passen.“ „Laß das nicht Sylvia hören“, entgegnete John mit einem leisen auflachen. „Ich glaube sie ist sehr zufrieden mit ihrem zusätzlichen Kissen. Und außerdem ist es bis zur Parade noch lange hin.“ Abschätzend wanderte sein Blick über Andys wohlgeformten Leib. „Und wer weiß, vielleicht hat Sylvia ihn bis dahin selbst wieder in Form gebracht.“ Verschmitzt griente John Stevens an und nickte ihm dann noch einmal zu. „Danke auf jeden Fall.“ Er schob sich an der den blonden Detective vorbei, blieb aber noch einmal stehen, bevor er die Tür zu Fancys Büro erreicht hatte. „Viel Glück“, rief er ihm über die Schulter zu und Stevens, nun schon fast an Andys Schreibtisch angekommen grinste zurück und hielt zum Zeichen, daß er ihn verstanden hatte den Daumen seiner rechten Hand in die Luft.

In seinem Rücken konnte John hören, wie Stevens mit Andy sprach, aber er schenkte dem Gespräch keine Aufmerksamkeit mehr. Seine Aufmerksamkeit galt der Bürotür an die er kurz klopfte und gleichzeitig einen halben Schritt hinein ging.

„Kann ich sie kurz sprechen Lieutenant?“, fragte er, während er beobachtete wie Fancy in einer halb herausgezogenen Akte las. „Sicher. Kommen sie rein Kelly.“ Der Blick hob sich nicht von der Akte, aber seine Finger schoben sie zurück an ihren Platz und schlossen die Schublade, als er die Bitte seines Detectives vernahm.

John trat nun ganz in das Zimmer ein und schloß hinter sich die Tür. Der Lärm des Reviers wurde ausgesperrt und zurück blieb nur das abwartende Schweigen seines Vorgesetzten.

Fast gleichzeitig kamen sie an Fancys Schreibtisch an. Doch während sich Fancy dahinter auf seinem Stuhl nieder ließ, blieb John stehen. Er war unruhig und besorgt wäre noch wohl ein treffenderes Wort gewesen, für den Drang in Fancys Büro auf und ab zu laufen. Aber er wiederstand der Versuchung, zwang sich mit beiden Beinen fest auf der Stelle stehen zu bleiben und sein Gleichgewicht auf beide Füße gleichermaßen zu verteilen. Nur die Hände ließ er als Zeichen seiner Besorgnis in den Hosentaschen verschwinden. Fest umklammerte eine von ihnen das 50 Cent Stück, das sich in seiner Tasche befand,  so als ob er an ihm etwas gefunden hatte, woran er sich festhalten konnte. Höfliche, einleitende Worte kamen ihn in dem Sinn, als er Fancy ansah, der ihn abwartend musterte. Doch er verwarf sie sogleich wieder – sie interessierten ihn nicht und er kannte seinen Vorgesetzten gut genug, um zu wissen, daß auch er nicht immer Wert auf sie legte.

„War Vincent van Clandon bei ihnen gewesen?“, fing er schließlich mit einer Frage das Gespräch an und Lieutenant Fancy führte es mit einem Nicken fort. „Ja, bevor er seine Sachen abgeholt hat, war er bei mir gewesen.“ Johns Befürchtungen bewahrheiteten sich mit dieser Antwort und er seufzte mißmutig auf. Verdammt, dachte er und senkte seinen Blick auf die Schreibtischplatte vor sich. Akkurat aufgeräumt gab sie einen genauen Hinweis von der Arbeitsweise seines Chefs. Braune Mappen lagen ordentlich gestapelt zu der einen Seite, Stifte, fast farblich sortiert, direkt unter Johns Nase. Das schwarze Telefon zu seiner rechten exakt zum Schreibtischstuhl ausgerichtet. Und kein Staubkorn war auf dem Schwarz zu entdecken. Nicht mal auf dem goldenen Bilderrahmen seiner Frau und seinen beiden Töchtern.

Fancy jedoch war noch nicht fertig mit einem Satz gewesen. „Ihr Partner war auch schon hier. Zusammen mit Kemps und Stevens.“ Überrascht sah John von dem Schreibtisch in Fancys Gesicht und vergaß die Münze in seiner Hosentasche zwischen den Fingern zu drehen. „Andy war hier?“ Fancy nickte zustimmend: „Ja, und zwar bevor van Clandon hier war um Anzeige gegen Laurie wegen Körperverletzung zu erstatten.“

Fancy schwieg für einen Augenblick, wandte den Blick aber in der Zeit nicht eine Sekunde von seinem Detective. Nichts in seiner Miene brachte zum Ausdruck, was er von dem kleinen Zwischenfall vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft hielt, brachte nicht einmal zum Ausdruck, daß er überhaupt davon wußte. Doch er wußte davon, wie John bei Fancys nächsten Worten erfahren sollte. „Sie haben mir von dem Zwischenfall zwischen van Clandon und Laurie erzählt.“ Wieder Schweigen, wieder ein Austausch von Blicken. Gerne hätte John nachgefragt, wie die Version von Vincent von Clandon ausgesehen hatte, aber er getraute sich nicht zu fragen. Es war ja nicht nur Lauries Faustschlag von dem sein Vorgesetzter wußte, van Clandon war schon wegen ihm hier gewesen. Und auch darüber hatte er noch nicht mit Fancy geredet. Stillschweigend war die Angelegenheit unter dem Tisch gelandet, wo sie vielleicht noch als ein kleines Häufchen lag.

„Darf ich mich setzten, Sir?“ Es wurde Zeit alle Anschuldigungen zur Sprache zu bringen und sie dann aus dem Weg zu räumen. „Bitte!“ Fancy deutete mit der Hand auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Ein kurzer Sonnenstrahl fiel durch die dichte Bewölkung und ließ für einen Augenblick den goldenen Ehering an seinem Finger aufblitzen. John setzte sich Fancy gegenüber und atmete dann tief durch, bevor er zu der Anschuldigung von van Clandon Stellung bezog. Unnötig die Sache zu verschwiegen, daß Jimmy Wexler ihn darüber informiert hatte, denn John vermutete, daß Fancy sowieso davon ausging, daß sein Freund ihm davon erzählt hatte. „Sir, begann John, nachdem er endlich saß. „Ich weiß nicht, was Vincent van Clandon ihnen erzählt hat mit dem er seine Aussage wegen Mobbings untermalte. Vielleicht hatte er in einigen Punkten Recht. Das ich ungeduldig war  oder aber auch das ich ihn nicht richtig ausgebildet habe.“ John streckte die offenen Handflächen vor sich aus. „Aber ich weiß, daß ich für  den Scherz mit der offenen Umkleidekabine nicht verantwortlich bin.“ Fancy nickte ein paar Mal still vor sich hin und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück und betrachtete John nun aus der Distanz. Seine Fingerspitzen formten ein A und sein Blick war genauso ruhig, wie seine Hände es waren. „Eine Ausbildung ist nicht immer ganz einfach“, begann er schließlich ohne seine entspannte Haltung aufzugeben. „Sie ist etwas wie eine schmale Gradwanderung. Jedenfalls wenn ein bestimmtes Alter überschritten wurde und der Charakter eines Menschen sich bereits entwickelt hat. Sehr viel Fingerspitzengefühl ist dann von Nöten und eine gewisse Sensibilität.“ Fancy machte eine kurze Pause in der er John nachdenklich betrachtete. „Eigenschaften, die ich ihnen durchaus zuschreiben würde, Kelly. Jedoch hat ihr persönlicher Streit mit ihrer Ex Frau Konsequenzen auf ihre Persönlichkeit gehabt und sie sind dadurch ungeduldiger geworden.“ Eine abermalige Pause von Fancy wo er sich vorbeugte, seine Arme auf dem Schreibtisch plazierte und John noch bestimmter in die Augen sah. John auf der anderen Seite des Schreibtisches unterdrückte den Drang unter dem stechenden Blick von Fancy unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Statt dessen schlug er die Beine übereinander und hielt dem Blick seines Vorgesetzten stand. „Ich hatte gehofft, als ich ihnen van Clandon an die Seite stellte, daß sie sich wieder einkriegen und den Streit mit Laura wenigstens soweit unter Kontrolle bekommen, daß sie sich wieder voll und ganz auf ihr Tätigkeitsgebiet konzentrieren können.“ Unbeirrt erwiderte John seinen Blick, aber in seinem Bauch stellte sich ein mulmiges Gefühl ein. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Aber es war wahr. Er hatte sich von dem Streit mit Laurie hinunter ziehen lassen und er war dadurch gereizter geworden. Vielleicht hatte van Clandon doch Recht, daß er ihn gemobbt hatte. John wollte das Herz in die Hose rutschen, aber Lieutenant Fancy sorgte dafür, daß es da blieb wo es hingehörte.

„Möglicherweise hätte mein Plan sie von ihrem Streit abzulenken funktioniert – wenn der Mann nicht Vincent van Clandon gewesen wäre.“ Fancy seufzte und ließ sich wieder in seinem Stuhl zurück fallen. Ein Seufzen entfuhr ihm. Wenn er geahnt hätte was seine Entscheidung anrichten würde, dann hätte er John und Laurie lieber zusammen in eines ihrer Verhörzimmer gesteckt, bis sie sich endlich ausgesprochen hätten. Die Geräuschkulisse von diesen zwei Streithähnen wäre immer noch besser gewesen als die Unruhe, die van Clandon hervorgerufen hatte. Fancy unterdrückte seine Abscheu über die Unehrlichkeit dieses Mannes und richtete seinen Blick von den Papieren auf seinem Schreibtisch wieder auf John, der still seinen Rüffel entgegen nahm. „Tun sie mir einen Gefallen, John, und versuchen sie den Unmut gegenüber ihrer Frau von ihrem Arbeitsplatz fernzuhalten. Er wird ihnen sonst nur Ärger bringen!“ Betroffen von den anklagenden Worten seines Vorgesetzes biß sich John nun doch kurz auf die Unterlippe, aber er nickte zustimmend. „Ja, Sir.“ Mehr konnte er dazu nicht sagen, denn Lieutenant Fancy hatte Recht.

„Gut.“ Fancy nickte ebenfalls. „Ich habe nie vermutet, daß sie den Keil unter die Tür geschoben haben“, fuhr er dann fort, „das ist nicht ihr Stil. Aber die Gerüchteküche brodelte über und ich mußte mich vergewissern, daß sie es wirklich nicht waren. Deswegen auch der Anruf bei ihrem Freund Jimmy Wexler. Aber im Grunde genommen hat er nur bestätigt, was ich ohnehin schon vermutet hatte.“ Seine Fingerspitzen legten sich wieder aneinander und formten nun wieder das A.  „Außerdem hat sich inzwischen ein Zeuge gemeldet, der gesehen hat, wie van Clandon selbst den Keil unter die Tür geschoben hat.“ „Er hat was?“ Überrascht merkte John auf und vergaß, die Kritik seiner Person. Van Clandon rutschte nun wieder in das Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Fancy blecke über seinem A die Zähne. „Unglaublich nicht wahr?“ Leider kam der Zeuge, ich will seinen Namen nicht nennen, erst zu mir, nachdem ich Mr. Wexler angerufen hatte.“ Er schüttelte leicht den Kopf und faßte dann wieder John ins Auge. „Nun, wie auch immer. Tatsache ist auf jeden Fall, daß sie sich, Kelly, besser unter Kontrolle haben sollten.“ „Ja, Sir.“ Wieder nur zwei Worte, die aber durchaus ehrlich gemeint waren. Stille herrschte nun kurzfristig zwischen ihnen, bis John auf den eigentlichen Grund für seinen Besuch zu sprechen kam. „Sir, sie haben gesagt, daß Vincent van Clandon Anzeige gegen Laurie erstattet hat......“ Fancy in seinem Kopf schüttelte leicht lächelnd den Kopf. „Nein“, fiel er John ins Wort, „das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, daß van Clandon hier war, um Anzeige gegen sie zu erstatten.“ Für einen Augenblick war John verwirrt, war es doch das, was er gerade gesagt hatte. Aber dann ging ihm auf, was Fancy damit gemeint hatte. „Er hat es nicht getan?“ „Nein.“ Fancy lächelte nun schon etwas breiter. „Ich habe ihm nahegelegt die Anzeige nicht zu Papier zu bringen.“ „Und darauf hat er sich eingelassen?“, John war gleichermaßen verblüfft wie erstaunt. „Nicht gleich“, gab Fancy in seinem Stuhl zurück und aus dem A wurde ein Kreis. „Aber ich habe ihn daran erinnert, daß Laura und sie vor den Augen des Staates noch immer verheiratet sind. Und das ich Zeugen habe, daß er sie“, Fancy deutete in Johns Richtung, „direkt angegriffen hat. Wenn er also eine strafrechtliche Verfolgung wünschte, dann sollte er auch berücksichtigen, daß die Prüfer durchaus zu dem Ergebnis kommen könnten, daß Laura nachvollziehbar gehandelt hat.“ Fancy schwieg und dachte an den Rest des Gespräches, den er John verschwieg.

Nämlich den Teil, das er van Clandon gesagt hatte, daß er gerne bereit ist die Anzeige aufzunehmen, aber er sich darüber im klaren sein sollte, daß dieser Fall von vorn bis hinten durchleuchtet werden würde – auch wie es zu dieser Auseinandersetzung gekommen war. Die Drohung über die Anzeige von van Clandon gegen John, wurde von Fancy nicht ausgesprochen, aber sie hing so klar in der Luft, daß sie keine weiteren Worte benötigte.

„Nun, er hat es sich auf jeden Fall anders überlegt“, fuhr Fancy am Ende seiner Gedanken fort. John war erleichtert und brachte dies mit einem tiefen Seufzer zum Ausdruck. „Danke.“ Fancy nickte gutmütig. „Schon gut. Gehen sie nun wieder an ihre Arbeit, Kelly. Andy sagte, daß er mit ihnen zu dem Herrn wollte, den er gestern nicht angetroffen hatte.“ John nickte zustimmend und erhob sich von seinem Stuhl, doch als er an der Tür war und noch bevor er sie geöffnet hatte, holte ihn Fancys Stimme wieder ein. „Kelly!“ John drehte sich noch einmal zu seinem Vorgesetzten um. Seine Augen fragten stumm, während sein Mund geschlossen blieb. „Ich habe gehört, daß sie versucht haben ihre Frau zurück zu halten.“ Fancy lächelte ihn über seinen Schreibtisch hinweg an, doch nur sein Mund lächelte – der Rest seines Gesichtes war ernst. „Ich hoffe, daß sie das nächste Mal damit mehr Erfolg haben.“ Johns eigener Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln. „Das hoffe ich auch.“ Er öffnete nun endgültig die Tür und trat in den Trubel des Alltages hinaus, die unausgesprochenen Worte seines Bosses deutlich im Ohr. Das nächste Mal würde sie vielleicht nicht so glimpflich davon kommen.





Re: Another year has gone by

Jetzt muß ich aber doch kurz mal nachfragen, hatten die beiden nicht die Scheidungspapiere unterzeichnet? Hab ich da irgendetwas überlesen?

Wenn nicht, dann sind sie ja noch gar nicht geschieden!!! ;-)
Dann ist ja noch einiges möglich. :-)

Jedenfalls muß ich Dich wieder mal wegen dem ganzen "Drumherum" loben. Ich konnte mir gut die Athmosphäre auf einem amerikanischen Polizeirevier vorstellen. Naja, so wie es auch ich immer im TV sehe.

Und mir war so was von klar, dass Lauries Tat ev. auch rechtliche Folgen hat. Nur gut, dass noch alles glimpflich abgelaufen ist.
Schönes Kapitel, chyio!

LG Eve

Re: Another year has gone by

Puhhh, schnauf!!! Da haben Laurie und John ja noch mal gewaltig Glück gehabt! Der Schuß hätte aber sowas von nach hinten losgehen können! Wobei ich es liebte...diese Szene...Heißsporn Laurie...Rotschopf John....und dieses Ekel Alfred van Clandon! Aber dieses letzte Kapitel war wirklich wieder wichtig um das ganze wieder gerade zu richten! Du hast wie immer alles so toll rübergebracht....ich kann Eve nur wieder zustimmen! Man hat es einfach Szene für Szene vor den Augen! Einfach klasse!!

LG Flymoon






Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

........und hier geht es dann mit ganz anderen Dingen weiter......

@Flymoon: Ja das Ding hätte wirkichnach hinten losgehen können. Schön das es mir selbst irgendwann bewußt wurde!

@Eve: Also wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe, dann lag ich gar nicht mal so falsch, sondern habe nur das falsche Wort benutzt? Ich meine ich hätte schreiben müssen statt  ‚Sie unterschrieben die Scheidungspapiere‘ ‚ Sie unterschrieben die Trennungspapiere‘ ?

Gut, dann will ich mich an dieser Stelle berichtigen und Euch mitteilen, daß Laurie und John sich in ihrem Trennungsjahr befinden.

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Jetzt geht das Kapitel also weiter, aber es ist nur sehr kurz. Doch in Anbetracht der Tatsache, daß ich Euch gerade in dem anderen Thread mit guten zehn Seiten von den beiden beglückt habe, denke ich mal, daß das für dieses Mal in Ordnung geht.

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Ein leerer Hausflur – 2

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„Hey John!“ Andy kam mit einer für ihn beachtlichen Schrittlänge auf ihn zu gestürmt. „Wir müssen uns beeilen. Ich habe gerade einen Anruf von einer Quelle von mir erhalten, daß mein Hai von gestern, in einer Bar gesehen worden ist.“ Noch im Gehen, reichte Andy John seinen Mantel und band dann seinen eigenen zu. „Irgendwo drüben in der Bronx.“ Andy rannte nun fast, um mit Johns langen Schritten mithalten zu können. „Gott wie ich die Bars da hasse“, murmelte er vor sich hin, während sie die Treppen hinunter stürmten. „Sie sind alle dreckig und dunkel.“ John warf seinen Partner einem amüsierten Blick zu. „Nicht alle Bars sind da so“, grinste er. Erleichtert, daß er das Gespräch mit Fancy hinter sich hatte und erleichtert, daß Lauries Faustschlag keine Nachwirkungen hatte. Und dankbar, daß ihm sein Freund mal wieder unter die Arme gegriffen hatte. „Nur die, in denen wir unsere Männer wieder finden. Warst du schon mal in der Yankee Tavern? Dort ist es wirklich gemütlich.“ John unterbrach kurz seine Ausführungen, als er Janice hinter dem Counter zu lächelte. „Na, noch immer strafversetzt?“ Ein finsterer Blick war die Antwort von ihr auf seinen Scherz und wäre es ihr möglich gewesen, dann hätte sie ihm auch noch die Zunge hinaus gesteckt. Aber es war ihr nicht möglich, denn ein Herr verlangte sie zu sprechen und so begnügte sie sich damit ihre Finger drohend auf John zu richten und dann dem Mann ihr Lächeln zu schenken. Wenn es ein wenig bissiger ausgefallen wäre, dann wäre John der richtige Adressat gewesen. John grinste vor sich hin. Er fühlte sich so frei – er hätte lachen können, so erleichtert fühlte er sich, daß nun alles wieder seinen geregelten Weg gehen würde. Naja, fast jedenfalls. Noch war da der Streit mit Laurie. Durch van Clandon zwar auf ein normales Maß hinunter geschraubt, aber dennoch hatte er nicht vergessen, daß Laurie sich in sein Leben eingemischt hatte. Und noch hatte er den Punkt nicht erreicht, wo er sagen konnte, wir vergessen das ganze.

 „Wie gesagt“, nahm John wieder seine Unterhaltung mit Andy auf, während er ihm die Tür zur Straße aufhielt. „Dort ist es sehr gemütlich. Ein relativ kleiner Raum, Spiegel an den Wänden....“ doch bevor er weiter von der kleinen Bar erzählte, änderte John abermals für einen Augenblick das Gesprächsthema. „Wer fährt?“ John und Andy standen vor ihrem Wagen, der nun wieder das Aussehen eines Fahrzeuges hatte, daß den Dienstvorschriften entsprach. Andy zuckte mit den Schultern. „Du kannst gerne fahren wenn du möchtest, aber ich habe die Schlüssel!“ Grinsend hielt Andy das kleine Schlüsselbund hoch und begab sich zur Fahrerseite des Wagens. „Also werde wohl ich fahren müssen.“ „Sieht so aus“, erwiderte John lachend, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Sein Blick war auf Laurie haften geblieben, welche vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft stand und mit einem Herren in schwarz redete. Sie lachte. Und dann reichte sie dem Mann zum Abschied die Hand und ging auf die schweren Türen des Hauses zu und dem sie ihr Büro hatte. Keinen Blick warf sie nach rechts oder links. Und keinen zurück, wo John stand und sie versonnen betrachtete. Hin und her gerissen, ihr hinter her zu rennen und zu fragen ob alles in Ordnung mit ihr war. Und ihr zu erzählen, daß sie von van Clandon nichts zu befürchten hatte. Und andererseits von dem Wunsch beseelt, ihr keinen Schritt zu nahe zu kommen, damit das Gefühlschaos in ihm Zeit hatte zur Ruhe zu kommen.

„Danke“, sagte er statt dessen zu Andy und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Freund, der seinem Blick zu Laurie gefolgt war. Auch er beobachtete wie Laurie in dem Gebäude verschwand und die Tür hinter ihr ins Schloß fiel. 

„Es gibt nichts zu danken“, bemerkte Andy dann zu John und sah seinen Freund nun ebenfalls mit einem Lächeln an. John hatte das Gefühl, daß Andy dem noch was hinzufügen wollte. Doch bevor er es tat, warf er einen schnellen Blick in die Runde.

Passanten liefen am Revier vorbei, die beiden Wachmänner waren in eine Unterhaltung vertieft und auch sonst war keiner da, der seine nächsten Worte zu belauschen schien. Trotzdem ging Andy wieder zu John zurück und kam ganz dicht an ihn heran, bevor er aussprach was er dachte. „Der Kerl hat verdient, was er erhalten hat“, murmelte er leise. „ Ich sehe nicht ein, daß dafür jemand bestraft werden sollte. Im Grunde genommen hatte ich Glück, daß Laurie schneller war als ich. Ansonsten hätte er eins von mir aufs Maul bekommen!“ Ernst waren seine Augen auf John gerichtet und er nickte unterstützend zu seinen Worten vor sich hin. „Also mach dir deswegen keinen Kopf, ja?“ Er lächelte John noch einmal an und kehrte dann wieder zu der Fahrerseite des Wagens zurück. „Kommst du? Ich will endlich fischen gehen!“ Die nun geöffnete Fahrertür in der Hand, schaute er wieder zu John. Und John nickte. Folgte Andy mit einem kleinen Lächeln im Gesicht zu dem Wagen und wußte, daß dies keine leeren Worte gewesen waren, die Andy da gerade von sich gegeben hatte. Denn ganz so sanftmütig wie viele vielleicht vermuteten, war er doch wieder nicht. Sein Körperumfang und sein lächelndes Gesicht, hatte schon so mancher unterschätzt und erst später hatte derjenige auf schmerzvolle Art und Weise lernen müssen, daß Andy beides ziemlich bewußt einsetzte, um seinen Gegenüber in Sicherheit zu wiegen. 

Mit dem Schwung der guten Laune öffnete John die Beifahrertür zu ihrem Dienstwagen, blieb aber dann mitten in jeder weiteren Bewegung stecken und schaute statt dessen nach vorn auf dem Verkehr um zu realisieren, was er gerade unbewußt wahr genommen hatte. War da nicht gerade eine Frau gewesen? Eine Frau mit langen schwarzen Haaren? Mit zusammen gekniffenen Augen drehte er sich noch einmal zu dem Häusereingang hin, wo er dachte sie gesehen zu haben. Doch er war leer. Niemand stand dort. Aber John war sich ganz sicher, daß er sich nicht geirrt hatte.

„John?“ Andys Stimme verlangte nach seiner Aufmerksamkeit, erhielt sie aber nicht. Statt dessen schlug John die Beifahrertür wieder zu und wandte sich dem Häusereingang hin. Zuerst ohne einen Schritt in seine Richtung zu machen, aber dann nach einer Sekunde des Zögerns, ging er doch auf ihn zu.

„John?“ „Ich bin gleich wieder da.“ Nachdem sein Entschluß feststand, verlor er keine Zeit mehr und stürmte die Straße mit solch langen und ausgreifenden Schritte entlang, daß er fast schon rannte. Aber auch in dem toten Winkel den John vom Wagen aus nicht hatte einsehen können, stand niemand. Wieder ein kurzes Zögern von ihm, in dem er einen Blick zurück zum Wagen warf und Andy mit der Hand bedeutete, daß er in dieses Haus wollte. „Gib mit zwei Minuten“, fügte er noch mit Worten seinem Anliegen hinzu und sah, wie Andy nickte.

Ohne einen weiteren Blick an Andy zu verschwenden öffnete John die Tür und warf vorsichtig einen Blick in das Innere des Hauses. Leer. Ein breiter Flur und gekalkte Wände in einem dreckigen gelb zeigten sich seinem Blick. Ein ausgetretener Steinfußboden und an seinem Ende eine Treppe die nach oben führte und von seinem Standpunkt aus, sich seinem Blick entzog. Die Furche auf Johns Stirn vertiefte sich, als er das Haus betrat und den ersten Meter in das Treppenhaus ging. Dann blieb er stehen und lauschte. Keine eiligen Schritte waren zu hören, nur sein leiser Atem. Zusammen mit den Geräuschen einer Familie in einem Streit vertieft und spielenden Kindern hinter verschlossenen Wohnungstüren. Seine Hände vergruben sich von selbst in den Hosentaschen und er ging zögernd einen Schritt weiter. Was hatte er erwartet zu sehen? Die schwarzhaarige Frau? Mika?

Die Haustür fiel mit einem lauten Knall hinter ihm in ihr Schloß und John fuhr erschrocken unter dem unerwarteten Geräusch zusammen. Narr, schalt er sich, es war nur die Haustür. Trotzdem war jetzt jeder Muskel in seinem Körper angespannt, als er nun in der Stille und der Dunkelheit des Hausflures stand. Reglos blieb er stehen und versuchte mit seinen Augen die Dunkelheit um sich herum zu durchdringen. Ein schwacher Lichtschein kam aus einem der oberen Stockwerke und John vermutete zu Recht, daß sich dort ein Fenster befinden mußte. Doch nach dem Geruch des Treppenhauses zu urteilen und dem Müll der hier überall verstreut war, war dieses Fenster garantiert halb blind vor Schmutz und konnte somit auch nicht den Weg vor seinen Füßen erhellen. Ein paar Mal noch blinzelte John in die Dunkelheit, doch nichts regte sich, nichts veränderte sich.

Schließlich drehte er sich langsam um, und ging zurück zu dem Lichtschalter der ihm beim Betreten des Hauses sofort ins Auge gefallen war. Einst einmal weiß, hatte er in der Helle des Tageslichtes in einem widerlichen Ocker geschimmert. John benutzte sein Jackenärmel um ihn zu drücken und in dem Bruchteil einer Sekunde erstrahlte das Treppenhaus in seinem kalten Neonlicht. Es war schmutzig. Sehr schmutzig. Überall lagen verstreute Papiere und Essensreste herum und der Geruch der in der Luft hing erinnerte John ziemlich eindeutig an Geschäfte, die man lieber auf Toilette erledigte. Trotzdem widerstand er der Versuchung auf der Stelle das Haus zu verlassen, sondern ging statt dessen an den Fuß der Treppe und wartete dort erneuert. Ganz still stand er, atmete nur flach durch den Mund und versuchte die Stimmen aus den Wohnungen zu ignorieren und sich nur auf die anderen Geräusche zu besinnen. Geräusche von unterdrückten Atem, von leisen Schritten, von rascheln der Kleidung....

Aber es blieb still. Nichts rührte sich, nichts bewegte sich.

Sollte er sich wirklich so geirrt haben? Nein, sagte sein Instinkt. Ja, sagte aber jede andere Sinneswahrnehmung zu ihm – hier war niemand.

Wieder drehte sich John um, noch immer mit angespannten Muskeln, sofort bereit sich bei der kleinsten Auffälligkeit umzudrehen, und ging zurück zu der Haustür. Sein Kopf schüttelte sich über seine Fantasie – ließ ihn eine schwarzhaarige Frau sehen, wo keine war und baute Hoffnung auf Ruinen auf. Natürlich war sie nicht hier. Laurie hatte sie ja fort geschickt.

Doch so sicher John sich auch war, daß kein Mensch hier war, so konnte er sich aber auch nicht gegen den Drang erwehren sich ein weiteres Mal umzudrehen. Aber wie schon zuvor war das Haus leer.

Im Gegenzug zu dem gedämpften Licht des Treppenhauses, war das Licht vor dem Haus geradezu grell. Der Regen von gestern war gewichen und erste zögernde Sonnenstrahlen schoben sich nun durch die Wolken, die John dazu brachten erst einmal blinzelnd stehen zu bleiben und darauf zu warten, daß sich seine Augen der Helligkeit hier wieder anpaßten. Und der Geruch....er war so mild. Aber seine Gedanken befaßten sich weder mit dem Licht, noch mit dem Duft der blühenden Bäume. Seine Gedanken waren noch immer in diesem Treppenhaus und bei der Frau, die er glaubte gesehen zu haben.

„Hey, John? Alles in Ordnung?“ Andys Stimme nährte sich zusammen mit ihm selbst und blieb dann vor seinem Freund stehen. „Alles ok bei dir?“, fragte Andy erneuert nach, als John ihm nicht sofort antwortete. „Ja, ja. Alles  in Ordnung.“

„Prima, dann können wir ja endlich fahren“, bemerkte Andy mit einer Fröhlichkeit die er nicht empfand. Sorge war in ihm, aber keine Fröhlichkeit. Dennoch drehte er sich von John weg und ging neben ihm her zum Auto zurück. „Ist wirklich alles ok bei dir? Du siehst etwas blaß um die Nase aus.“ Andys Stimme hatte nun nicht mehr den Klang eines Partners, sondern den eines Freundes – besorgt und aufrichtig – als er ein weiteres Mal nachfragte. „Ja“, beruhigte John seinen Freund und klopfte ihm zum Zeichen das er es ernst meinte kurz auf den Arm. „Es ist wirklich alles in Ordnung. „Dann, mein Freund, frage ich mich nur, warum du dabei so verwirrt klingst.“ Am Dienstwagen angekommen blieb Andy stehen und sah John prüfend in die Augen. „Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hast.“ Doch Andy blieb allein stehen, denn John ging an ihm vorbei zu der Beifahrertür und öffnete sie. Aber er stieg nicht ein. „Ich dachte ich hätte Mika gesehen“, sagte er dann leise über die Schulter zu Andy, der noch immer da stand wo John ihn verlassen hatte.

Erstaunt rutschten Andys Augenbrauen hoch und er warf selbst einen Blick auf das Haus in dem John gerade verschwunden war. Und? wollte er fragen, war sie es. Doch er fragte nicht, denn die offensichtliche Verwirrung seines Freundes reichte ihm als Antwort aus. Mitfühlend begleitete sein Blick John über das Wagendach hinweg zu der Beifahrertür, sah wie er im Auto verschwand und stieg dann zu seinem Partner ein. Es gab nichts, was er dazu sagen konnte. Kannte nicht ein jeder das Gefühl eine geliebte Person zu sehen, wo keiner war. Oder ihren Geruch wahrzunehmen, der nur noch in der Erinnerung bestand? 





Re: Another year has gone by

Oh,oh, ich ahne Böses.

Ich glaube, John, der Polizist mit seinen geschulten Augen, hat sich nicht verguckt. Er hat mit Sicherheit Mika gesehen! :-(

Was will die denn schon wieder? Naja, dass sie nicht einfach so vom Erdboden verschluckt wird und nie wieder auftaucht, hatte ich mir ja eigentlich gedacht. Nun bin ich gespannt, was sie nun schon wieder ausheckt.

LG Eve

Re: Another year has gone by

Und da ist sie wieder! Ich bin mir auch sicher das sich John nicht getäuscht hat! Wah, jetzt bin ich aber auch gespannt wie ein Flitzebogen was da noch nachkommt!

LG Flymoon






Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--