A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

Oh, was habe ich da angerichtet!!

Ich habe eigentlich nur eine spontane Idee gehabt, wie der liebe Danny auch noch jemanden abkriegt..nur damit alles seine Ordnung hat und wir keinen vergessen...

Aber Du hast Recht, das würde den Rahmen dieser Story zweifellos sprengen.

Aber wenn Du jetzt versprichst noch eine FF über Danny zu schreiben, machst Du mich auch gücklich :-)

LG

Re: Another year has gone by

Lach...mit einer Freundin wie Jessie eine ist hat man wirklich keine Zeit mit einem verletzten Herzen zu Hause zu sitzen um Trübsal zu blasen! Klasse erzählt Chyio, ich mag solche Frauen, die immer da sind für einen auch wenn man sie eigentlich gar nicht sehen will!

Ich weine Danny auch so manche Träne nach, aber nun ist er zumindest hier in dieser FF Geschichte und ich bin schon so gespannt wann es endlich zu dem klärenden Gespräch zwischen John und Laurie kommt, vorallem wie es ausgeht!!

Himmel John.....nimm dir endlich ein Herz und fahr zu ihr! Hergott...Männer!!!!

Was das vorherige Kapitel angeht...es war mal wieder Zeit für Polizeiarbeit, wobei ich immer noch nicht wirklich weiß wohin das ganze führt, also......Spannung!!

LG Flymoon






Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

@Eve: ich werde es mir noch mal durch den Kopf gehen lassen! Wir werden ja sehen, ob was Sinnvolles herauskommt.

@Flymoon: Jessie ist schon Ein Kapitel für sich, und mit ihrer Art bestimmt nicht immer leicht zu ertragen. Aber Laurie müßte diese Eigenheiten von Jessie ja schon kennen.

Kommen wir also zum Rest des Kapitels.

Die Entscheidung – 2

Jessie biß sich auf die Lippe. Sie wußte nicht genau was sie dazu sagen sollte. Im Endeffekt gab es auch nicht viel zu sagen. Zeit heilte die Wunden im Herzen  - manchmal jedenfalls. Und so schnell verging die Zeit einfach nicht. „Du wirst sehen“, versuchte sie Laurie aufzumuntern, „wenn John dich wieder anlächelt und deine Hand hält, dann wird es wieder besser werden und du wirst schneller vergessen können.“ Ein Schritt nach vorne, einen Blick in die Zukunft, kam Jessie noch als den sinnvollsten Trost für die Situation vor. Aber Laurie lachte nur spöttisch zu ihren Worten und reichte das Weinglas, aus dem sie gerade getrunken hatte an Jessie weiter. Denn ihres stand noch immer auf den Tisch und damit viel zu weit weg für sie. „Wann soll das sein?“, konterte sie böse. „In ein bis zweihundert Jahren? Danke, nein. Ich habe nicht vor so lange zu warten.“ Laurie sprang von der Theke und machte dann einen großen Schritt über die Bücher hinweg zu dem Tisch hin, zu der Schale mit den Chips.

Alarmiert sah Jessie ihrer Freundin hinterher. Das klang jetzt nicht gut. Und auch der Tonfall, der die Musik spielte, klang nicht so als ob es nur ein harmloser Spruch gewesen war. „Wie meinst du das?“ Sie führte Lauries Glas wieder zum Mund und trank diesmal einen großen Schluck. Und gleich noch einen hinterher. Irgend etwas in der Art und Weise wie Laurie ihren Satz ausgespuckt hatte, brachte sie auf den Gedanken, daß jetzt etwas kam, daß sie lieber nicht hören wollte. „Ich habe mich entschlossen wegzugehen.“

Sie hatte es wirklich nicht hören wollen und deswegen verstand sie Laurie mit Absicht falsch. „Du willst dir eine neue Wohnung suchen? Das halte ich für eine gute Idee.“ Tat sie nicht. Tat sie ganz und gar nicht.

„Ja, eine neue Wohnung und eine neue Arbeit.“ Jessie schloß für einen Moment die Augen, riß sie aber sofort wieder auf. „Eine neue Arbeit ist auch nicht schlecht. Vielleicht war es doch so keine gute Idee so eng mit John zusammen zu arbeiten.“ „In Australien“, setzte Laurie noch hinzu und griff nach Jessies Glas. „Australien ist nicht gut“, beschied ihr diese und versuchte sich an ihrem Humor fest zu halten, bevor sie in Tränen ausbrechen konnte. „Sie haben da sehr strenge Einwanderungsgesetzte. Aber ich habe gehört, daß in New York immer wieder gute Anwälte gesucht werden.“ Ihr letzter Satz löste sich schon allmählich in seine Bestandteile auf. „Laurie tu mir das nicht an!“, sagte Jessie leise und versuchte tapfer den Kloß in ihrem Hals hinunter zu schlucken. „Du kannst doch nicht einfach weggehen.“ Sie sah wie Laurie sich an dem Tisch mit dem Glas in der Hand umdrehte und sich auf dessen Kante setzte. „Doch ich kann, Jessie. Ich habe hier keinerlei Verpflichtungen. Ich bin frei und kann nun tun und machen was ich will.“ Das Glas wanderte an ihren Mund, während sie Jessie betrachtete und sah wie sie mit den Tränen kämpfte. „Das war meine Entscheidung, als ich mich von Danny trennte, Jessie“, fügte sie leise hinzu. „Wegzugehen. Ich kann mit John nicht leben und ohne kann ich es auch nicht. Und Danny fehlt mir auch. Ich werde mir ein neues Land suchen und ganz von vorne anfangen.“ Ohne John und ohne Danny. Auch ohne das Laurie die Worte aussprach kamen sie in Jessies Ohren an.

„Du kannst nicht weglaufen, Laurie.“ Jessie sprang jetzt ebenfalls von der Theke und ging zu ihrer Freundin hinüber. „John und du – ihr müßt reden!“ „Reden!“ Wieder ein spöttisches Ausspucken eines einzelnen Wortes. „Es gibt nichts zu reden!“ „Natürlich gibt es was zu reden.“ Eindringlich griff Jessie nach Laurie kalten Händen und sah ihr dabei bittend in die Augen. „Ihr müßt über Mika reden. Du mußt ihm die Wahrheit sagen, du wirst sehen daß er dich dann verstehen wird.“ Jessie zögerte kurz bevor sie weiter sprach. „Und ihr müßt über....“ „Nein!“ Wie eine eisige Flutwelle überspülte Jessie das eine Wort und unterbrach sie, bevor sie ihren Satz zu einem Ende bringen konnte. „Es gibt nichts worüber wir reden müßten!“ Eisige blaue Augen ruhten auf Jessie. „Ich habe bestimmt zwanzig Mal versucht mit ihm über Mika zu reden. Ich habe ihn einen Brief geschrieben, den er in den Müll geworfen hat. Ich bin fast auf Knien gerutscht, damit er mir eine Chance gibt mich zu erklären. Aber er wollte mir nicht mehr zuhören. Und weißt du was Jessie? Jetzt will ich nicht mehr darüber reden!“ Mit einem Zug trank Laurie den Rest des Glases leer. Ein widerwärtiger Geschmack breitete sich in ihrem und aus, aber ein willkommenes trieselndes Gefühl erfüllte ihre Sinne. „Reden!“ Laurie spie das Wort aus, als ob es giftig wäre. „Komm Jessie. Ich will dir was zeigen.“ Sie faßte die fassungslose Freundin grob an der Hand und zog sie hinter sich her ins Arbeitszimmer. Stellte sie vor dem Bildschirm ihres Computers und hastete dann mit ihren Fingern über die Tastatur. Johns Ordner erschien. Der Ordner. Ohne zu zögern klickte Laurie ihn an und trat dann einen Schritt zurück, damit Jessie sehen konnte was sich ihr offenbart hatte. Eine tanzende Laurie. „Siehst du das?“, fragte sie Jessie und ihre Stimme war kalt vor ungeweinten Tränen. Aber sie sah die Freundin nicht an. Statt dessen beugte sie sich wieder nach vorn zu der Tastatur und öffnete weitere Fenster, weitere Ordner, weitere Bilder von ihr.

„Siehst du das“, fragte sie Jessie erneuert. Und diesmal drehte sie sich zu ihrer Freundin um und sah sie an. Tränen liefen ungehemmt und frei über ihr Gesicht und tropften unbeachtet auf ihre Bluse. „Das bin ich“, erklärte sie Jessie, als ob sie es nicht selbst sehen konnte. „Auf jeden dieser Fotos bin ich beim Tanzen. Es gibt zehn Ordner davon. Mit hunderten von Bildern von mir. Ich habe ihn immer wieder gebeten mir zuzuschauen. Aber er hatte immer nein gesagt.“ Laurie drehte sich wieder zu dem Bildschirm hin. „Und er war da gewesen“, weinte sie. „Jedes - verdammte - einzelne - Mal. Und er hat es mir nie gesagt!“ Den letzten Satz schrie sie Jessie regelrecht entgegen, während die Tränen immer weiter liefen.

Jessie schaute von ihrer Freundin zu den Bildern auf den Schirm. Sah in der Task Leiste die geöffneten Ordner und sah dann wieder zu ihrer Freundin, die nun die Hände vors Gesicht geschlagen hatte und leise schluchzte. Behutsam nahm sie Laurie in den Arm und wiegte sie dort wie ein kleines Kind das Trost sucht. Laurie suchte auch Trost. Aber den konnte Jessie ihr nicht geben. Den konnte ihr nur John geben – und zwar mit einer verdammt guten Erklärung für sein Geheimnis. „Reden“, schluchzte Laurie an Jessies Schulter. „Ich will nicht mehr mit ihm reden. Ich will ihm nicht mehr von Mika erzählen und ich will auch keine Erklärung dafür.“ Sie schluckte ein paar Mal, bevor sie fortfuhr. „Ich will meine Ruhe. Ich will wieder Frieden in meinem Leben haben.

„Jessie, ich halte es nicht für eine gute Idee, daß du mich ohne Maxime oder eine der anderen besuchen kommst“, bemerkte Laurie ihrer Freundin, als sie viele Tränen später mit ihr wieder an ihrem Küchentisch saß. Eine friedliche Stimmung hatte sich zwischen den beiden Freundinnen ausgebreitet, in der sie nun ihren Wein in einem angemessenen Tempo genossen und dazu die Chips aus der weißen Porzellanschale vernichteten. „Warum?“, fragte Jessie nach. Sie griff in die Schale und nahm sich gleich eine Handvoll von den knusprigen Kartoffelscheiben hinaus. Doch sie schob sie sich nur einzeln in den Mund, damit sie sofort auf Lauries Antwort eingehen konnte. „Weil“, fing Laurie ihre Erklärung an, spülte sich aber zuerst den würzigen Geschmack der Chips mit ihrem Wein aus dem Mund, „deine Besuche immer damit enden, daß ich dir heulend in den Armen liege.“ Laurie zwinkerte der Freundin zu und nah sich einen einzelnen Chip aus der Schale. Im Gegensatz zu Jessie war sie nicht unbedingt süchtig nach den kleinen Scheiben, und konnte gut und gerne für Jahre auf sie verzichten. Wenn sie aber auf den Tisch standen, konnte sie aber diese leider auch nicht ignorieren. Kalorien, dachte Laurie und betrachtete das kleine Ding in ihrer Hand. Wieviel Kalorien solch ein verdammter Chip doch hatte. Trotzdem schob sie ihn sich in den Mund.

„Heulen ist das falsche Wort, Laurie“, wurde sie von Jessie beim Kalorienzählen unterbrochen. Sie sah fragend von der Tischdecke hoch zu ihr und sah wie diese sie vergnügt anlächelte. „Heulen ist ein abwertendes, negatives Wort. Du aber...“ Jessie trank einen Schluck von ihrem Wein um die Krümel aus ihrem Mund zu bekommen und sie nicht versehentlich auf Laurie zu spucken. „Du aber, du weinst. Weinen tut man aus einem tiefen Gefühl heraus. Aus Freude oder Kummer und Gram. Daran ist nichts Negatives.“ Jessie griff wieder in die Schale vor ihr. „Und dementsprechend ist es gut, wenn ich dich ohne die anderen besuchen komme. Ich müßte mich ja sonst hinten anstellen, um dich umarmen zu dürfen.“ Sie hob ihre Hand mit dem Chip zwischen ihren Fingern. „Und du weißt, daß ich in manchen Dingen äußerst egoistisch bin.“

Laurie lächelte, sagte aber nichts.

„Und du willst wirklich auswandern?“ Nach einer Weile des Lächelns, fragte Jessie doch noch einmal leise nach. Vielleicht waren die Worte von Laurie nur aus unterdrückten Schmerz gesagt worden. Und jetzt, wo sie darüber geredet und auch geweint hatte, meinte sie es gar nicht mehr so. Eine Hoffnung von Jessie die sich aber schnell wieder zerschlug. „Ja.“ Laurie nickte und zeichnete mit dem Finger das gestickte Blumenmuster auf ihrer Tischdecke nach. „Ich habe es wirklich vor. Vielleicht nicht gerade Australien“, fügte sie noch mit einem schiefen Lächeln zu Jessie hinzu, „aber ich will weit weg gehen. Vielleicht Asien oder Europa. In meinem Lebenslauf macht es sich bestimmt gut, wenn ich mich auch noch mit Gesetzten aus anderen Ländern auskenne.“ Ihr Fingernagel hinterließ nun ein eigenes Muster auf der Decke.

„Und was ist mit uns“, fragte Jessie nach. Sie konnte schon wieder fühlen, wie sich der Kloß in ihrem Hals neu zusammensetze. „Was ist mit mir?“ „Ach Jessie!“ Laurie beugte sich vor und griff nach der Hand von ihrer Freundin, die leicht zitternd in ihrem Schoß auf der schwarzen Jeans lag. „Ich würde dich ja mitnehmen wenn ich könnte. Aber du hast hier Peter.“ Laurie machte eine kurze Pause bevor sie fort fuhr. „Jessie du mußt mich verstehen. Mein Leben dreht sich seit Monaten – ach was sage ich – seit Jahren, immer nur im Kreis. Ich komme nicht zur Ruhe. Und wenn ich hier bleibe, dann werde ich sie wahrscheinlich überhaupt nicht mehr finden. Ich kann einfach nicht mehr. Und ich will auch nicht mehr.“

Laurie lehnte sich wieder in ihren Stuhl zurück und nahm ihr Weinglas zur Hand. „Nein. Ich habe meine Entscheidung gefällt.“ Sie schüttelte den Kopf und sah Jessie mit einem traurigen Lächeln an. „Ich habe mir bis Ostern Urlaub genommen und habe auch schon angefangen mich nach einem Job umzuschauen.“ „Du hast bereits angefangen?“, echote Jessie und setzte sich kerzengerade in ihrem Stuhl auf. „So schnell?“ Laurie nickte. „Ja, sicher. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Warum sollte ich noch warten?“ Jessie blinzelte Laurie an und konnte nicht glauben was diese ihr gerade mitgeteilt hatte. Sie wollte wirklich fort gehen! Aber Jessie sah auch ein wenig Unsicherheit in ihren Augen. Laurie war sich vielleicht gar nicht so sicher ob sie das richtige tat. Möglicherweise hatte sie doch noch eine Chance Laurie zum Bleiben zu überreden. „Und wenn du doch noch einmal versuchst mit John zu reden?“ Sie fragte es nur sehr, sehr leise. Denn sie wußte ziemlich genau was Laurie darüber dachte. Doch sie wollte auch nicht aufgeben. John und Laurie mußten reden – es gab so vieles was nicht gesagt wurde und was jetzt zwischen ihnen stand.

„Nein.“ Das war eine klare und unmißverständliche Aussage von Laurie. „Komm schon Laurie, gib ihm eine Chance. Sag ihm das du dich entschlossen hast fort zugehen und daß du gerne vorher noch einmal mit ihm reden möchtest.“ „Nein.“ „Verdammt Laurie, sei doch nicht so verteufelt dickköpfig!“ Aus einer hilflosen Wut im Bauch, sprang Jessie von ihrem Stuhl auf und fing an in der Küche auf und ab zu laufen. Um die Bücher herum, die noch immer keiner von ihnen hatte aufheben wollen. „Was für einen Zacken brichst du dir denn aus der Krone, wenn du zu ihm gehst und ihm die Sache mit Mika erklärst? Du gehst doch danach ohnehin weg und fängst ein neues Leben an. Willst du dann nicht erstmal mit dem alten abschließen?!“ Jessie griff nach ihrem Glas auf den Tisch und nahm es auf ihre Wanderung mit.

„Wenn ihm etwas an mir liegen würde, oder ihm unsere Ehe nicht egal gewesen wäre, dann hätte er mich gefragt warum ich Mika weggeschickt habe“, erklärte Laurie ihrer Freundin mit kühler Logik. „Aber das hat er nicht. Statt dessen hat er mich ignoriert. Ist mir aus dem Weg gegangen und hat meine Versuche trotzdem mit ihm darüber zu reden, zunichte gemacht. Nein. Ich will nicht mehr mit ihm reden! Wozu?“ Jessie blieb auf ihrer Wanderung stehen und sah zu Laurie, welche ruhig in ihrem Stuhl saß und sie ebenfalls betrachtete. Keine Unsicherheit lag mehr in ihren Augen. Nur noch die Kühle einer gefallenen Entscheidung. „Dickköpfig ist ein viel zu mildes Wort für dein Benehmen!“, sagte Jessie schließlich in die andauernde Stille hinein. „Du bist so stur wie ein Esel. Und so engstirnig, daß du lieber mit dem Kopf gegen die Wand läufst, um deinen Kopf durch zusetzten, als einmal zuzugeben was vernünftig wäre!“ „Danke für die Blumen“, warf Laurie ein. Doch ihr Tonfall war nicht ärgerlich, eher neutral. Jessie ignorierte den Einwurf von ihr. „Du hast John verletzt, als du dich in sein Leben eingemischt hast. Ich finde schon, daß er Grund hatte sich von dir zurückzuziehen.“ „Dann heirate du ihn doch. In ein paar Monaten ist unser Trennungsjahr vorbei und dann ist er wieder frei.“ „Laurie!“Jessie brüllte ihren Namen. „Wirst du jetzt endlich bitte wieder einmal klar im Kopf! Ich will John nicht heiraten. Ich will das ihr endlich wieder anfangt miteinander zu reden!“

Laurie war nicht bereit nachzugeben, Jessie konnte den Trotz nur zu gut in ihren Augen sehen. „Nun, schön das du es willst. Aber weder John noch ich verspüren das Verlangen danach.“ Jessie trank einen Schluck von ihrem Wein und konnte nicht anders, als ihre Freundin mit einem fassungslosen Kopfschütteln zu betrachten. „Hast du mal darüber nachgedacht, warum John dir nicht gesagt hat, daß er auf deinen Veranstaltungen war?“ Jessie änderte abrupt die Richtung ihres Gespräches. Und schaffte es für einen Moment sogar, daß Laurie ihren Starrsinn vergaß und sie statt dessen erstaunt ansah. „Wie kommst du denn jetzt darauf“, wollte sie wissen und deutliche Skepsis schwang in ihrer Stimme mit. Jessie ging weder auf die Frage noch auf die Skepsis ein. „Ist es vielleicht möglich, daß er deswegen dir nichts davon erzählt hat, weil du irgend etwas zu ihm gesagt hast, irgend etwas getan hast, daß es für ihn ratsam machte, es dir zu verschweigen?“ Lauernd sah Jessie ihre Freundin an und nutzte diese Pause der Stille, um sich wieder auf die Theke zu setzten. „Nein!“ Doch Jessie konnte sehen, daß Laurie noch nicht einmal über ihre Frage nachgedacht hatte, sondern sich gleich verteidigte. „Nein?“, wiederholte Jessie fragend ihre Antwort. „Weißt du was Laurie? Ich kenn dich schon so lange und ich kenne dich schon so gut. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du einfach nur gefragt hast ob er dich begleitet. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß du der Frage noch etwas hinzu gesetzt hast.“

„Nein.“ Doch jetzt kam Lauries Antwort schon wesentlich zögerlicher. „Laurie.....“ Jessie setzte ihren Namen nichts weiter hinzu. Aber das brauchte sie auch gar nicht. Die langegezogenen letzten beiden Buchstaben sprachen ihre eigene Sprache. „Ich habe gesagt, daß er sich jeglichen Kommentar über die Freizügigkeit meiner Kostüme verkneifen soll.“ Das war nur ein Teil der Beichte, wußte Jessie. Denn das würde John noch nicht davon abhalten mitzukommen. „Und?“, fragte sie deswegen weiter. „Ich habe ihm gedroht nicht mehr zu kochen!“ „Und....?“ Auch das konnte John noch nicht abhalten. Er wußte das Laurie früher oder später es doch wieder tun würde. Und jetzt schwieg Laurie. Aber sie überlegte zumindestens, sah Jessie.

„Hast du ihm vielleicht Schläge angedroht?“ „Quatsch“, ereiferte sich Laurie sofort und übersah vollständig das Jessie sich einen Scherz mit ihr erlaubt hatte. „Was dann, Laurie?“ „Es war nichts weiter“, setzte Laurie langsam hinzu, nachdem sie für ein paar weitere Sekunden nachgedacht hatte. „Aber du hast noch was gesagt?“ Wieder sah Jessie ihre Freundin mit einem lauernden Gesichtsausdruck an. „Jaaaa...“ „Und was? Mensch Laurie, laß die doch nicht alles aus der Nase ziehen!“ Ungeduldig sah Jessie Laurie an, während sie einen weiteren kleinen Schluck von ihrem Wein trank und sie dabei nicht aus den Augen ließ.

„Es war nichts wichtiges“, sagte Laurie, „ich habe ihm nur gesagt, daß er sich nicht darum scheren soll, wenn andere Männer mir hinter her pfeifen und sich über meine Figur auslassen.“ Achtlos hob Laurie die Schultern. „Du siehst, nichts wirklich Wichtiges.“ Aber Jessie brach auf der Theke in ein haltloses Kichern aus. „Das hast du nicht wirklich zu John gesagt, oder?“ „Doch. Warum?“ Laurie sah zu Jessie die vor Lachen kaum noch gerade saß. „Du hast John das gesagt? Dem Mann, der von seinem Denken teilweise so steif ist, daß ihm nur noch der Knopf im Ohr fehlt, um als Plüschtier verkauft zu werden?“ Das war allerdings ein sehr guter Grund, warum John Laurie nicht begleiten wollte.

„Ja…?“ Das war jetzt eine sehr vorsichtige Frage von Laurie, die nicht verstehen konnte, was ihre Freundin dazu brachte vor Lachen fast von der Theke zu fallen. Oh Gott, Laurie!” Jessie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, die ihr vor Lachen aus den Augen geflossen waren. „Du erzählst deinem Mann, der dich von Schulzeit an vor anderen Männern gerettet hat, daß er dich zwar begleiten, aber dich nicht beschützen darf?“ Abermals wischte sich Jessie die Tränen aus den Augen. „Der ist gut, Laurie.“ „Ich habe niemals gesagt, daß er mich nicht beschützen darf.“ Pikiert kniff Laurie die Augen zusammen und verzog ihre Stirn zu tiefen Falten. „Doch das hast du“, widersprach ihr Jessie sofort. „Du hast zu ihm gesagt, daß er Pfiffe und dumme Sprüche ignorieren soll. Und das heißt, daß er dich nicht vor ihnen beschützen darf! Sag mal Laurie, hast du in deiner Ehe gar nichts gelernt? Du mußt dem Mann schon sein Ego lassen. Und Johns Ego ist es nun mal auf dich aufzupassen, dich zu beschützen und dafür zu sorgen das es dir an nichts fehlt.“ Nachdenklich biß Laurie auf ihrer Unterlippe herum. Da konnte was dran sein. Dennoch wollte sie nicht so einfach zugeben, daß sie vielleicht nicht die klügste Aussage damals gemacht hatte. „Wenn es nach Johns Ego geht, würde ich zu Hause hinter dem Herd stehen und dafür sorgen, daß er immer was zu Essen hat.“ Jessie nickte lachend. „Da könnte was dran sein“, gab sie zu, kam aber sofort wieder auf das vorherige Thema zurück. „Zumindestens wissen wir jetzt, warum er nichts gesagt hat.“ „So? Wissen wir das?“, gab Laurie spitz zurück. „Soweit ich weiß, haben wir gerade Mal geklärt, warum er mich nicht begleitet hat!“ „Ach komm schon, Laurie!“ Jessie sprang von der Theke und kam zum Tisch zurück um sich ihr Glas neu zu füllen. „Auch noch?“, fragte sie und hielt Laurie die Weinflasche hin. „Ja, danke.“

„Es ist doch klar, daß John trotzdem hingegangen ist, um dich zu beschützen. Er hat es doch schon immer getan. Und wenn du es ihm offiziell verbietest, dann mußte er es halt heimlich tun.“ Jessie stellte die Flasche wieder zurück und setzte sich dann zu ihrer Freundin an den Tisch. „Schön und gut“, dachte Laurie laut nach, war aber noch immer nicht bereit John zu verzeihen, daß er ihr nicht gesagt hatte, daß er sie tanzen gesehen hatte. „Aber warum hat er nicht mit mir darüber geredet? Warum hat er nicht gesagt, daß er ein Problem damit hat, wenn andere Männer dumme Sprüche reißen?“ „Vielleicht ist er davon ausgegangen, daß du es weißt?“, vermutete Jessie. Sie beobachtete Laurie über den Rand des Glases hinweg, als sie aus ihm trank. Laurie dagegen griff in die Chipsschale und fischte sich einen von den würzigen Scheiben heraus. „Woher soll ich es denn wissen? Kann ich Gedanken lesen?“, entgegnete Laurie bissig. Aber das waren dumme Bemerkungen, wußte nicht nur Jessie sondern auch Laurie. Natürlich wußte Laurie es. Sie hatte nur nicht darüber nachgedacht.

„Und warum hat er nicht später was dazu gesagt? Als er die Ordner angelegt hat?“, wollte sie von Jessie wissen, als ob sie ihr ihren Mann erklären konnte. Natürlich konnte Jessie es nicht. Wie auch, sie war nicht John. Aber sie kannte ihn immerhin schon ein paar Jahre um eine Vermutung anstellen zu können. „Nun, ich will es mal höflich ausdrücken. Ihr beide nehmt euch nicht viel mit eurer Dickköpfigkeit….“

Jessie nickte Laurie an und diese mußte unwillkürlich kichern. Auch an dieser Aussage konnte was dran sein. „Hast du nicht was von einem Osteresen erzählt?“, wechselte Jessie wieder das Thema. „Ja. In einer Woche. Warum?“ „Und gehst du hin?“ Jessie ging nicht auf Lauries Frage ein. Trank statt dessen einen Schluck von ihrem Wein und sah ihre Freundin über das Glas hinweg an. Ein berechnender Zug breitete sich in ihren Augen aus, den Laurie aber nicht sah, da sie noch immer mit sich und dem Problem John beschäftig war. „Ich habe keine andere Wahl“, antwortete sie Jessie und stand auf. Sie ging hinüber zum Kühlschrank und entnahm ihm eine Flasche von ihrem Wasser und ihrem Schrank zwei weitere Gläser. „Andy hat mich mehr oder weniger drauf festgenagelt“, fügte sie noch hinzu, während sie die beiden Gläser vor sich und Jessie stellte und sie mit dem Wasser füllte. „Oh nein!“ Mit einem Mal wurde Laurie klar worauf Jessies Frage abzielte. „Ich weiß genau was du denkst!“ Sie drehte sich halb zu ihr hin und richtete drohend ihren Finger auf sie. „Ich werde dort nicht mit John  reden. Weder über die Sache mit Mika, noch über die Bilder, geschweige denn über irgend etwas anderes. Ich werde mir einen Platz am anderen Ende des Tisches suchen, werde die obligatorischen zwei Stunden bleiben und werde dann wieder gehen.“ Sie ließ den Finger drohend auf Jessie gerichtet. „Und du. Wenn du auch nur daran denkst mit John über eins der Themen zu reden, dann waren wir wirklich einmal Freunde gewesen. Das geht dich nichts mehr an, Jessie. Hast du mich verstanden?“ Kalte, unbarmherzige Augen waren auf Jessie gerichtet und musterten sie so lange, bis sie schließlich zustimmend nickte. „In Ordnung.“ „Gut“, sagte Laurie. „das ist unser Problem. Nicht deines, nicht das von Phoebe, nicht das von Julia und auch nicht von Maxime oder Nicole“, weitete sie ihr Verbot gleich aus. Sie kannte Jessie und sie kannte auch die Art, wie sie mit solchen Verboten umging oder sie mißachtete. „Und komm auch ja nicht auf den Gedanken, Peter dafür einzuspannen.“ Gerade noch rechtzeitig fiel ihr auch noch diese Möglichkeit ein.

„Ist ja in Ordnung!“, fiel ihr Jessie ins Wort. „Ich habe es ja verstanden.“ Genervt verdrehte sie die Augen zur Decke und fragte sich dabei, wie Laurie es nur immer wieder schaffte ihre Gedanken zu lesen. Sie hatte tatsächlich kurz an die Möglichkeit gedacht selbst mit John zu reden, und ihm zumindestens die Sache mit Mika zu beichten. Aber jetzt wo sie Laurie ihr Ehrenwort gegeben hatte, konnte sie diese Möglichkeit gleich wieder abhaken.

„Und wie hast du vor euer Problem zu lösen?“ Neugierig beobachtete Jessie Laurie wie sie nun von ihrem Wasserglas nippte und sich Zeit mit der Antwort nahm. „Gar nicht“, beschied sie ihr dann. „Ich gehe fort und damit ist es für mich gelöst!“

Und diesmal klang ihr Tonfall so entschieden, so endgültig, daß Jessie sich nicht mehr wagte noch etwas zu sagen. Sie betrachtete ihre Freundin nur stumm und spürte wie ihr die Tränen kommen wollten. Aber Tränen würde Laurie auch nicht davon abhalten zu gehen, also schluckte sie sie hinunter und ertränkte sie sogleich in ihrem Wein.

„Ok“, sagte sie dann, als sie wieder sicher sein konnte, daß ihr die Stimme nicht brach. Ein Leben ohne Laurie konnte sie sich nicht vorstellen. Sie kannten sich schon seit so langer Zeit, hatten soviel Unsinn zusammen gemacht, hatten sich so oft gegenseitig getröstet….

Und jetzt wollte Laurie das so einfach hinter sich lassen?

„Laurie, sei mir nicht böse. Ich respektiere deine Entscheidung durchaus“, sagte Jessie und stand trotz oder gerade wegen ihrer Worte auf. „Aber die Tatsache, daß du New York verlassen willst, liegt mir schwer im Magen. Das verstehst du sicher auch, oder?“ Sie sah Laurie an, welche zustimmend nickte. Sie wirkte ebenfalls traurig, aber nichts desto Trotz entschlossen. „Ich möchte jetzt doch gerne gehen. Ich muß das erst einmal verdauen. Kommst du alleine klar? Wenn nicht könnte ich Maxime oder Phoebe anrufen, damit sie vorbei kommen.“ „Das könnte ich auch, Jessie. Danke fürs Angebot. Aber mir ist jetzt wirklich nicht mehr nach reden zu Mute.“ Laurie ging auf Jessie zu und nahm sie in den Arm. Nun war sie es, die den Kopf der Freundin an ihre Schulter legte und ihr beruhigend über den Rücken strich. „Es ist auch für mich nicht leicht, Jessie“, flüsterte sie ihr ins Ohr. „Du wirst mir fürchterlich fehlen. Kannst du nicht Peter überreden sich in einer anderen Stadt einen neuen Job zu suchen?“ „Ich werde es auf jeden Fall versuchen“, lächelte Jessie leise. Dann löste sie sich von der Freundin, räusperte sich und hob endlich die Bücher vom Fußboden auf. „Jetzt muß ich mich aber sputen, daß ich es noch bis zur Bibliothek schaffe.“ Sie sah auf die Küchenuhr an der Wand und Laurie folgte ihrem Blick. Es war viertel vor acht. Jessie würde rennen müssen, damit sie es noch rechtzeitig schaffte. „Laß sie hier, Jessie“, sagte Laurie und nahm der Freundin die aufgehobenen Bücher aus der Hand. Ich habe doch Urlaub, dann kann ich sie auch für dich morgen hinbringen.“ Sie sah auf die zerknitterten Seiten, die auch der zugeschlagene Deckel nicht so ganz verbergen konnte. „Vielleicht bügel ich sie ja vorher ein bißchen.“ Jessie grinste als sie die Eselsohren betrachtete. „Das solltest du vielleicht wirklich tun. Danke das ist lieb von dir!“ Sie drückte Laurie als Danke schön ein Kuß auf die Wange. Als Danke schön und aus Liebe. „Ruf an, wenn du jemanden zum reden brauchst.“ Sie zwinkerte Laurie zu, während sie ihre Tasche von der Theke nahm und mit ihr zur Wohnungstür ging. „Oder, wenn du jemanden zum anschweigen brauchst“, lachte sie über die Schulter hinweg Laurie an, welche ihr dicht auf den Fersen war. „Mach ich. Fahr vorsichtig, ja? Und grüß Peter von mir.“

Die beiden Freundinnen umarmten sich zum Abschied, drückten sich fester als sie es sonst taten. Und dann schloß Laurie hinter Jessie die Tür, und gab ihr damit das Gefühl, schon jetzt in diesem Augenblick fortgegangen zu sein.

Re: Another year has gone by

Bei den ganzen komplizierten Gefühlen von Laurie tut eine gute Freundin wirklich not. Gut das sie Jessie hat.

Du schilderst das Ganze wirklich sehr eindrucksvoll, chyio.

Trotz der nun veränderten Verhältnisse :-), gibt es doch noch mal eine kurze Review von mir für Dich......

LG Eve

Re: Another year has gone by

Hi liebe Chyio, ich hatte ja schon "angedroht", mich durch Deine gesamte FF lesen zu wollen - ich bin gerade beim Trennungsjahr angekommen, und der Festnahme der beiden Verdächtigen.   

Meinen Respekt vor Dir, das Du dich an solch eine umfangreiche, und detailgetreue Geschichte mit so viel Einzelheiten herangetraut hast, und immer noch traust! Das auch die gemeine Polizeiarbeit nicht zu kurz kommt, empfinde ich als besonderes Schmankerl...

Nachdem ich ja NYPD gerade per DVD aufarbeite, habe ich die Charaktere genau vor Augen, schön an Deiner Story ist nebem dem Offensichtlichen, und zwar der genauen Wiedergabe der Charas (es passt einfach wie das I-Pünktchen), das auch die Gedanken "zu Wort" kommen, und man dadurch die Handlungen der Personen noch besser verstehen lernt.   Am Anfang hatte ich Probleme, in meinem Kopf den Schalter - Laurie - nicht blass, blond, konservativ - sondern rothaarig, feurig - umzulegen, aber inzwischen ist es mir gelungen, da Deine Laurie doch ein wenig mehr Feuer unterm Ar.... hat

Ich lese mich mit Begeisterung weiter durch, und hoffe, das ich irgendwann bis zum aktuellen Pitel herangekommen bin....

Weitere ZwischenFBs kommen, kannst Dich drauf verlassen!   GLG    Angie

Re: Another year has gone by

Ich MUSS einfach schon wieder ein ZwischenFB geben - denn ich habe gerade die Auflösung des zweiten Falles durch, und damit auch die Undercover-Aktion!

Wie geil war denn die?   Ich hab mich ehrlich weggeschmissen vor Lachen, und für diese Szenen in bewegten Bildern würde ich jeden Drehbuchautor versuchen zu schmieren, damit das eingebaut wird.....

Klasse Kapitel, und ich lese mit Begeisterung weiter, liebe Chyio!   LG  Angie

Re: Another year has gone by

Himmelhalleluja!!!!! Laurie bringt mich noch ins Grab, das sag ich dir, liebe Chyio und John ist nicht wirklich besser, hmmmpfh!!! Am liebsten würd ich reinsteigen und den beiden aber sowas von gehörig den Kopf waschen....wah.....gut das dies nicht geht!

Der Satz mit dem Knopf im Ohr......Zucker pur!! Ich hatte ein richtig große Grinsen im Gesicht von einem Ohr zum anderen!

Aber nun....hachja....bin aber schon wieder sowas von gespannt was Laurie jetzt tut?! Ich nehm sie an die Leine wenn sie wirklich auswandern will!

LG Flymoon






Danke Mel!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Tut mir leid, aber nachdem Angie gestern diese wundervollen Bilder aus Nypd reingestellt hatte, bin ich mit ihnen lieber wieder in mein Bett gekrochen und habe mit ihnen gekuschelt.

@Eve: Was für eine Überraschung. Ja, eine gute Freundin ist schon etwas sehr wichtiges. Und gerade in solchen Momenten wie Laurie sie gerade durchlebt, merkt man wer der wirkliche Freund ist.

@Flymoon: Na, habe ich Deine Neugier warum John Laurie nichts von den Ordnern gesagt hat zu Deiner Zufriedenheit erfüllt? Diesen Wunsch Laurie an die Leine zu legen, teilst Du unter Garantie noch mit ein paar anderen. Mit Jessie...., Andy...., mir.... mal sehen, wer es von uns schafft.

@Angie: Ja Du hast es angedroht, aber ehrlich gesagt habe ich vermutet, daß Du nach ein paar Seiten das Handtuch wirfst. Sie ist sooo lang. Um so überraschter  - und natürlich auch erfreuter – bin ich, daß Du sie noch immer liest. Und Deinen Spaß dabei hast.

Undercover ist und bleibt auch mein absolutes Lieblingskapitel in der Geschichte. Und wenn ich es mir so durchlese, dann gibt es zwar den Wunsch es stilistisch ein wenig zu ändern, aber den Inhalt, die Sprüche....niemals! Dieses Bild, wie John stocksteif an der Bar steht, während Jin ihn in den Hintern kneift und dazu Andys unqualifizierten Bemerkungen im Ohr hat. Göttlich. Ich habe es jetzt noch genauso deutlich vor Augen, wie damals als ich es geschrieben habe. Und Du jetzt wahrscheinlich auch!

Aber zurück aus der Vergangenheit und rein in das neue Kapitel. Ein wenig Laurie, ein wenig....

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Rot und blond - 1

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Veränderungen waren gut. Veränderungen, die das eigene Aussehen betrafen waren dagegen ein notweniges Übel. Vor allen Dingen wenn man sich für unglaubliche fünf Stunden bei dem Frisör den Hintern platt sitzen mußte. Aber aus einer schwarzhaarigen verruchten Frau eine neue Person zu formen brauchte Zeit – und eine Menge Geduld.

Neve war geduldig. Sehr geduldig sogar, als sie ihre Frisörin beobachtete wie sie ihr die nächste blonde Färbung auf ihr Haar auftrug. „Sind sie sicher?“, fragte diese wieder. „Wenn ich soviel blondiere, dann werden ihnen die Haare irgendwann ausfallen oder abbrechen.“ Aber Neve lächelte sie nur durch den Spiegel hinweg an. „Dann werden wir so wohl auch abschneiden müssen.“ Und das war der einzige Kommentar den sie zu ihrer Veränderung abgab. Mit den Haaren war es wie mit den Namen. Sie kommen und gingen. Sie änderten sich, gaben eine neue Identität. Es war Zeit für eine Veränderung, wußte Neve.

Das Grün ihrer Augen verbarg sich bereits hinter dem Braun der Kontaktlinsen und die formvollendete Figur, wurde nun nicht mehr von raffinierten Schnitten der Kleidung hervor gehoben, sondern verbarg sich unter der Garderobe der Gelassenheit. Jeans und Shirt, Sneakers und Baseballjacke. Und die Frisur, die nach fünf langen Stunden doch endlich ihrer Zufriedenheit entsprach, unterstütze den Look von Frische und Unschuld.

Neve war sehr zufrieden, als sie den kleinen Laden verließ. Der Blick in den Spiegel hatte ihr eine Frau gezeigt, welche keine Ähnlichkeiten mehr mit ihrer Vorgängerin hatte. Ihre Finger waren durch das durch gestufte blonde Haar geglitten, das ihr nun in weichen Wellen bis auf die Schulter fiel. Der Wunsch nach der zusätzlichen Welle hatte die Frisörin erbleichen lassen, doch nach einem Blick in Neves unnachgiebigen Augen, hatte sie schweigend zu den Lockenwicklern gegriffen. Es war ihr Haar, und wenn sie den Wunsch hatte es los zu werden so hatte sie keinen Einfluß darauf

Doch Neve war zufrieden. Lächelnd betrachtete sie auf ihrem Weg zur Bibliothek ihr Spiegelbild in den vorbei ziehenden Fensterscheiben und beglückwünschte sich zu dieser Entscheidung, die sie nicht ganz freiwillig getroffen hatte. Aber jetzt war es Zeit sich um andere Dinge zu kümmern. Sich nicht mehr um die Äußerlichkeiten ihrer Person zu kümmern, sondern den Blick auf die Dinge zu richten die wichtig waren. Jeremy Sanders lautete ihr Schlagwort für den heutigen Tag. Jeremy Sanders und Nachforschungen in dem Geheimnis, daß er so kostbar zu verbergen suchte.

Neve hätte ihren Computer konsultieren können. Im Gegensatz zu Lauries flüchtigen Nachforschungen wußte sie genau, wo sie die gewünschten Zeitungsartikel finden konnte.

Aber Neve war auch vorsichtig – wenn sie sich schon ohne Probleme in die Computer anderer Laute einhacken konnte, dann konnte jemand auch ohne Schwierigkeiten den Weg in ihre geheime Welt finden. Trotz der Sicherheit, mit der sie ihren Pc umgab. Neve machte sich da nichts vor. Sanders kannte sie nicht. Wußte nicht, inwieweit er ihr vertrauen konnte – warum also sollte er nicht auch ein paar Nachforschungen in ihre Richtung unternehmen? Nein, diese Art von Informationen würde sie sich von dem Ort holen, von dem sie annahm, daß auch Laurie ihn bevorzugen würde. Die örtliche Bibliothek. Der Raum, wo sie stundenlang in den Mikrofilmen der Zeitungsartikel der vergangenen Jahre stöbern konnte.

Es war ein Reflex der sie zurück hielt, als sie Laurie mit ihrem Auto vorbei fahren sah. Wachsam verfolgte sie mit den Augen ihre Parkplatzsuche. Wie sie einparkte und dann mit einem ganzen Stapeln von Büchern unter dem Arm in der Bibliothek verschwand. Und es war auch der gleiche Reflex, der sie dazu veranlaßte ihr nur vorsichtig durch den Strom von Touristen und Einwohnern zu folgen. Langsam, einen Schritt nach dem anderen. Immer bereit sofort stehen zu bleiben, wenn Laurie sich doch einmal umschauen sollte. Aber Laurie sah sich nicht um. Zielstrebig überquerte sie die überfüllte Straße und ordnete sich in die Massen der Touristen ein, die den frühen Nachmittag nutzen wollten einen Abstecher in die Welt der Fantasie zu machen. Neve blieb stehen, folgte ihr nicht über die Straße, sondern beobachtete wie Laurie die Stufen zur  Bibliothek nahm und dann aus ihrem Sichtfeld verschwand.

Sollte sie Laurie folgen? Oder sollte sie lieber auf Nummer sicher gehen und hier draußen warten, bis Laurie die Bibliothek wieder verließ? Sie war sich nicht sicher. Sie hatte von Sanders keinen Aufrag mehr sie weiterhin zu beobachten und wenn sie sich den Platz auf der anderen Seite der Straße, wo die Bibliothek lag, so anschaute war der Auftrag auch an niemand anderen vergeben worden.

Neve blieb wo sie war. Lehnte sich an eine der unzähligen Laternen an und überlegte wie sie nun weiter vorgehen sollte. Wenn Laurie nur die Bücher zurück brachte, dann war sie schnell wieder draußen. Wenn sie aber nur ein Vorwand für ihr Erscheinen hier waren, dann konnte es noch Stunden dauern, bis sie wieder hinauskam. Nachdenklich sog Neve an ihrer Zigarette, ohne den Eingang aus den Augen zu lassen. Und traf dann schließlich doch eine Entscheidung. Sie warf die Zigarette vor sich auf den Boden, trat sie mit der Fußspitze aus und folgte Laurie ins Gebäude.

Leichtfüßig lief sie die zehn Stufen zur Bibliothek hinauf und betrat dann, zusammen mit einem Duzend anderen Besucher die Vorhalle der Bibliothek.

Es war eine große Bibliothek und sie war alt und dunkel. Nicht düster, aber das Licht, das von dem großen Kronleuchter an der hohen Decke kam, schaffte es auch nicht gleißende Helligkeit des Vormittages in den Raum zu bringen. Von der Haupthalle gingen drei große, weit geöffnete Flügeltüren ab, und es gab eine große schwere Treppe, die mit ihren vielen benutzen Stufen in ein weiteres Stockwerk führte. Hinweisschilder über den Inhalt der Räume waren neben den Türen angebracht worden und eine Tafel am Fuße der Treppe, zeigte was sich in dem oberen Stockwerk befand.

Langsam lief Neve auf der Suche nach Laurie an der Wand entlang. Schaute durch die geöffneten Türen nach der verhaßten Konkurrentin und entdeckte sie schließlich im zweiten Raum, wo sie an einem Counter so leise mit der Bibliothekarin sprach, daß Neve sie von der Tür her nicht verstehen konnte. Die Bücher lagen zwischen ihnen auf dem Pult. Veränderungen waren gut. Veränderungen, die das eigene Aussehen betrafen waren dagegen ein notweniges Übel, aber sie hatten einen Sinn. Neve nahm aus einem der Ständer neben der Tür ein Heftchen mit Informationen für eine Stadtrundfahrt und folgte Laurie in den Raum. Scheinbar vertieft in das Lesematerial, doch mit ihren Ohren bei Laurie und der Bibliothekarin. Zwei Meter von ihnen entfernt blieb sie stehen und lauschte der Unterhaltung der beiden Frauen, während ihre Augen über die Zeilen in ihrer Hand glitten, ohne sie wahrzunehmen.

„...es ist wirklich schön sie endlich mal wieder zu sehen“, sagte die Bibliothekarin gerade in diesem Augenblick und nahm eines der Bücher zur Hand, um die Lochkarte aus dem hinteren Teil des Buches zu entnehmen. „Es ist schon lange her, daß sie mich hier besucht haben!“ Sie sah kurz von ihrer Tätigkeit auf und schenkte Laurie über den Rand ihrer Lesebrille ein herzliches Lächeln. „Ja, ich weiߓ, entgegnete Laurie und lächelte zurück. „Ich bin in letzter Zeit nicht gerade zum lesen gekommen.“ „Acht Monate lang?“ Der mächtige Busen der Frau hinter dem Counter wogte unter dem leisen Lachen das sie schüttelte. „Nein, nicht acht Monate lang“, kicherte auch Laurie und ordnete ihre Finger auf dem Tresen neu. „Aber sie wissen auch selbst, daß es Bücher gibt, die man nicht wieder zurück bringen möchte.“ „Wem sagen sie das, Darling. Mit den Büchern die ich zu Hause habe, könnte ich dieser Bibliothek glatt Konkurrenz machen!“ Die Dame hinter der Theke schwieg und entfernte die Lochkarte eines weiteren Buches. „Was ist das denn....?“, murmelte sie plötzlich vor sich hin und sah kurz zu Laurie hoch, nur um gleich wieder den Blick auf das Buch vor sich zu werfen. Irritiert blätterte sie in den Seiten des Buches, fand eine gebügelte Seite nach der anderen wieder bis sie zu dem Teil des Buches kam, das keine Falten mehr aufwies. Neve sah, wie sie über den Rand ihrer Lesebrille hinweg mit einem verblüfften Gesichtsausdruck zu Laurie sah. Und als sie den Blick von der Bibliothekarin zu Laurie wandern ließ, sah sie wie Laurie ertappt die Schultern hängen ließ und diese verlegen anlächelte. „Es ist mir runter gefallen“, versuchte Laurie sich für die zerknitterten Seiten zu entschuldigen. Ihre Finger auf der Theke zuckten unter dem skeptischen Blick der Frau vor sich. „Runter gefallen?“, wurden Lauries Worte wiederholt. Doch die Wiederholung klang anders als die Erklärung. Skeptisch, verblüfft und ein wenig ungläubig.

Laute Stimmen in einem sonst so ruhigen Raum, unterbrachen den vorwurfsvollen Blick den die Bibliothekarin Laurie zuwarf und brachten sie dazu sich sofort zu den beiden Frauen umzudrehen, die diese Stimmen zu gehören schienen. Laurie atmete erleichtert auf und sah selbst in die Richtung aus der die Stimmen kamen. Doch die schweren, dunklen Bücherregale, die so wundervoll die Farbenvielfalt der Bücher unterstützen, verhinderten ein freies Sichtfeld zu dem Unruheherd, so daß Laurie niemanden entdecken konnte.

„Entschuldigen sie mich bitte“, murmelte die Bibliothekarin und nachdem Laurie ihr lächelnd zugenickt hatte, machte sie sich auf dem Weg, um die Lautstärke des Gespräches zu unterbinden. Sie lief nicht schnell, aber zügig. Ihr dünner mit Blumen bedruckter Rock schwang um ihre Beine herum, aber ihr Schritt war so gleichmäßig, daß sich das brünette Haar nicht von seinem Platz auf ihren Schultern bewegte, als sie hinter dem Regal verschwand aus dem sie die Stimmen geortet hatte.

Laurie nutzte den Augenblick, um sich in Ruhe in dem Raum umzuschauen. Es war schon lange her, daß sie hier gewesen war. Früher, als sie noch mit John zusammen gewesen war, hatte dieser stille Ort einen festen Platz in ihrem Leben gehabt. Spätestens alle zwei Wochen waren sie hier gewesen und hatten sich zwischen den Bücherregalen verlaufen, um sich dann am Tresen hier wieder zu treffen. Unter dem Arm hatten sie ihre Errungenschaft gehabt und der nächste Gang war immer in das kleine Cafè ein paar Straßen weiter gewesen, wo es diesen hervorragenden Käsekuchen gab. Eine Tasse Kaffee und ein Stück Käsekuchen. Das war ihr Ritual gewesen. Und Gespräche über die Bücher neben sich auf dem Tisch. So lange, bis einer es von ihnen seine Neugier nicht mehr zügeln konnte und den ersten Blick hinein geworfen hatte. Meistens war sie es gewesen, welche die Unterhaltung gebrochen hatte. Nein, berichtigte Laurie sich in Gedanken. John war es gewesen. Er hatte sich immer nach einer halben Stunde bei ihr für einen Gang zu den Waschräumen entschuldigt. Was sollte sie schon anderes in der Zeit machen, als die Bücher durchzublättern? Aber das war sehr regelmäßig gewesen, daß John sich entschuldigt hatte, fiel Laurie jetzt auf. Wenn sie genauer darüber nachdachte, dann eigentlich jedes Mal. Hatte er es etwa mit Absicht gemacht? Weil er wußte, daß sie fürchterlich neugierig war?

Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an diese schöne Zeit zurück dachte und Melancholie begleitete nun den Schmerz in ihrem Herzen, der nichts mit Danny zu tun hatte. 

Aber es war nur eine Erinnerung. Nicht mehr. Und sie würde sich auch nicht mehr wiederholen.

Sie sah auf ihre Hände die auf dem Tresen lagen. Lange Finger, leicht gebräunt von der Sonne aber ohne Halt. Aber bald würden sie wieder halt finden. Dann würde sie ein neues Leben beginnen und alles andere hinter sich lassen. Gute Erinnerungen, schlechte Erinnerungen. Streit und Lachen.

Paris, Madrid, Rom....für welche der drei Städte sollte sie sich als Ziel entscheiden? Oder sollte sie noch weiter weggehen? Neuseeland? Auf keinen Fall eine kleine Stadt. Sie kam aus New York, eine Stadt mit unglaublichen vielen Einwohnern und einer Menge Anonymität. Wenn sie in eine kleine Stadt übersiedelte war die Gefahr zu groß, daß sie mit dem sehr viel langsameren Leben nicht zurecht kam. Außerdem war die Jobsuche in einer kleinen Stadt doch sehr viel mühseliger, als wenn sie in eine der größeren Städte umzog. Hatte sie nicht letzte Woche einen interessanten Artikel über London in der Post gelesen? Der Vorteil wäre auf jeden Fall, daß sie keine neue Sprache lernen mußte um sich verständlich zu machen. Laurie überlegte kurz. Wenn sie schon einmal hier war, dann konnte sie den Artikel über die Weltstadt auch hier noch einmal lesen und müßte nicht zu Hause die Zeitschrift ausfindig machen.

Sie sah von ihren Händen zu dem Ort, wo sie die Bibliothekarin das letzte Mal gesehen hatte. Samantha hieß sie, wußte Laurie. John hatte sie bei einen ihrer vielen Besuche hier gefragt. Wie er immer fragte, wenn er jemanden mehr als einmal sah. Aber während Laurie aus Neugier gefragt hätte, so war es bei ihm die Manieren, die er von seiner Mutter in die Wiege gelegt bekommen hatte. Gute Manieren und Herz. Und sie hatte immer wieder und sehr Gewissenhaft darauf geachtete, daß er beides nicht vergaß.

Wieder huschte ein Lächeln über Lauries Lippen. Und mit diesem zusammen sah sie sich in dem großen Raum um. Es waren noch nicht allzu viele Leute hier. Hier ein Pärchen das leise miteinander flüsterte. Dort ein Mann an einem Regal, der versunken in dem Buch in seinen Händen las. Frauen die langsam durch die Regale hindurch spazierten und in dem trüben Licht der Lampen über ihnen, die Buchrücken studierten. Laurie drehte sich um und sah in den Teil des Raumes, der hinter ihr lag. Auch da gab es eine Handvoll von Menschen. Suchend, lesend....mal mit ernstem Gesicht, mal mit einem lächelnden Mund. Eine Frau stand nur wenige Meter von ihr entfernt und studierte aufmerksam die Broschüre in ihrer Hand. Stadtrundfahrten für jedermann.

Neugierig sah Laurie von dem Prospekt zu ihren Händen hoch zu ihrem Gesicht. Es war noch jung. Vielleicht Anfang dreißig. Machte man in diesem Alter überhaupt Stadtrundfahrten? War das nicht das Alter, wo man sich ein Auto mietete und allein oder mit einer Freundin zusammen die Stadt erforschte? Doch wenn sie keinen Führerschein hatte, dann blieb ihr diese Möglichkeit verwehrt. Durch die Beobachtung von Laurie aufmerksam geworden, sah die junge Frau von der Broschüre in ihrer Hand zu ihr hin. Braune Augen trafen blaue. Und die blauen wendeten sich für einen Moment verlegen ab. Laurie hatte gar nicht mitbekommen, daß sie die junge Frau angestarrt hatte.

„Entschuldigung“, lächelte sie sie schließlich an. „Ich wollte sie nicht so anstarren.“ „Schon gut, daß passiert schon mal.“ Die blonde Frau lächelte zurück und hob dann das dünne Heftchen in ihrer Hand. „Wußten sie eigentlich, daß man New York auch durch einen Hubschrauber Flug besichtigen kann?“ Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Abgesehen von der Bootstour und den verschiedenen Bus Unternehmen die eine Stadtrundfahrt anbieten. Himmel, bin ich froh, daß ich hier wohne und mich damit nicht auseinander setzten muß. Ich hätte keine Ahnung für was ich mich entscheiden sollte.“ Munter plapperte sie drauf los und bezog Laurie so ungehemmt in ihre Gedanken ein, daß diese lachen mußte. Die Stimme von ihr erinnerte Laurie an jemanden, aber das Gesicht wollte zu keinem in ihrem Gedächtnis passen.

„Wenn sie hier wohnen, warum lesen sie dann darin?“ „Zeitvertreib“, lächelte die Blondine zurück. „Ich habe eine Frage an die Bibliothekarin.“ „Ich...oh...“, verlegen sah Laurie sich nach Samantha um. „Tut mir leid, daß ich so lange brauche“, entschuldigte sich Laurie als sie sich wieder zu der Frau umdrehte. „Wir sind bestimmt gleich fertig.“ „Nur keine Eile. Ich habe heute frei und alle Zeit der Welt.“ Sie winkte mit dem Prospekt in der Hand Lauries Entschuldigung beiseite und sah dann an ihr vorbei zu der Bibliothekarin, die mit dem gleichen schnellen Schritt wieder zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehrte, wie sie ihn verlassen hatte. „Da kommt sie ja.“





Re: Another year has gone by

Hmmmmm....Mika is back! Laurie sieh dich vor! Was hat die vor...das macht mich schon wieder ganz hibbelig, weil ich nicht weiß was da jetzt auf Laurie zukommt!

Und vor John wird sie wohl auch keinen halt machen...wobei da hat sie wohl mehr Angst das er sie erkennt! Na schaun mer mal....wir werden es erfahren, aber die Frau hat ja echt Nerven, sich da ranzupirschen in der Hoffnung nicht erkannt zu werden.

Du hältst mich hier ja schon wieder schön auf Spannung, chyio! Klasse!!!!

LG Flymoon






Danke Mel!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

@Flymoon: Naja, ich hatte doch versprochen, daß mir so schnell keiner mehr verloren geht. Auch eine Mika nicht. Das Mika Nerven hat, hatte sie ja schon bewiesen, als sie mit John angebändelt hatte. Sie ist schon eine ziemlich dreiste Person und ich selbst bin schon sehr gespannt wie weit sie gehen wird.

Wenn man nur zwei fleißige Reviewer hat, dann ist es eine sehr schwere Entscheidung auf einen von beiden zu verzichten. Aber meine privaten und beruflichen Umstände, machen es leider absolut notwendig jemanden zu haben, der den Daumen drauf hält, damit es in Zukunft – wie sagte es Flymoon so schön – keine Plätscher-Kapitel mehr gibt und ich den roten der Faden dieser Geschichte nicht aus den Augen verliere.

An dieser Stelle ein riesengroßes Danke schön an Eve, die mit mir der letzten Woche eine richtigen Laurie Marathon hinter sich gebracht hat, damit die nächsten Kapitel rechtzeitig fertig sind, um sie Euch zu lesen zu geben.  

Kommen wir also zum zweiten Teil von Laurie und Mika

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Rot und Blond – 2

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„Tut mir leid, daß ich sie warten lassen mußte.“ Mit genügend Atem für ihre Entschuldigung lächelte sie Laurie an und nahm dann das abgelegte Buch wieder zur Hand. Einen Augenblick lang schien sie zu überlegen wie sie nun weiter vorgehen sollte, entschied sich dann aber Laurie nur mit einem mahnenden Blick über das Glas ihrer Brille hinweg zu betrachten und sie verbal zur Vorsicht zu mahnen.

„Ich werde für dieses Mal darüber hinweg sehen. Aber bitte tun sie mir einen Gefallen und passen sie in Zukunft besser auf die Bücher auf die sie ausleihen. In Ordnung?“

 „Mach ich.“ Laurie stieß erleichtert den Atem aus. Sie hatte schon befürchtet, daß sie die Bücher ersetzten mußte. Und wenn auch nicht ersetzten, so doch zumindestens für den Schaden aufkommen. „Gut.“ Die letzten vier Lochkarten wurden aus dem Einband entfernt und gescannt. „Sie sind ein wenig überfällig...“

„Ja, ich weiß. Ich habe es leider nicht rechtzeitig hergeschafft“, entgegnete Laurie und zückte nun doch ihr Portemonnaie. Anstandslos legte sie die geforderten Scheine zwischen die Bücher. „Können sie mir noch sagen, wie ich zu den Mikrofilm Archiven komme?“, fragend sah Laurie Samantha an. Sah wie sie die Scheine verstaute und fühlte, wie die blonde Frau, mit der sie sich gerade noch unterhalten hatte, neben sie trat.

„Genau das war auch meine Frage gewesen!“ Sie lächelte Laurie von der Seite her an.

Samantha sah von einem zum andern und lachte dann fröhlich auf.

„Was für ein Zufall. Also es ist ganz einfach“, fing sie den beiden Frauen zu erklären an. „Sie müssen wieder zurück in die Haupthalle. Hinter der großen Treppe gibt es eine weitere, die nach unten in das Untergeschoß führt. Die laufen sie hinab. Wenn sie an ihrem Fuß angekommen sind, dann können sie nur nach rechts oder links. Sie müssen den rechten Gang nehmen.“

Samantha sah von der rothaarigen zu der blonden Frau und versicherte sich anhand eines fragenden Blickes, ob sie ihr noch folgen konnten. Beide nickten zustimmend.

„Gut, den Gang laufen sie immer weiter geradeaus. Manchmal kommen sie an Gängen vorbei, die den Hauptgang sehr ähnlich sehen, aber die ignorieren sie einfach. Folgen sie einfach nur dem Weg den sie eingeschlagen haben.“

Laurie wollte bei der ausführlichen Beschreibung von Samantha das Herz in die Hose rutschen. Aber Samantha war noch nicht fertig mit ihren Erläuterungen. „Lassen sie sich auch nicht davon irritieren, daß der gang nicht immer geradeaus führt. Es ist dort unten ein wenig wie in einem Schneckenhaus. Aber...“, Samantha hob den Finger, „wenn sie an seinem Ende angekommen sind, und sich bis dahin nicht verlaufen haben, dann stehen sie direkt in den Archiven.“

Laurie und die blonde Frau schauten sich mit einem stummen Blinzeln an. „Gibt es einen Lageplan dazu?“ Laurie wollte nicht glauben, daß sie nach der Erklärung den Raum so einfach finden würden. Diese Wegbeschreibung hatte so geklungen, als ob es da unten ein regelrechtes Labyrinth von Gängen gab und das, wenn sie nur eine falsche Abzweigung nehmen würden, sie nie wieder herausfinden würden.

„Und vielleicht einen Wollknäul, für den Weg zurück?“, setzte sie noch mit einem Grinsen hinzu. „Der Faden der Ariadne!“ Samantha lachte leise auf. „Keine Angst, daß ist nicht notwendig. Es klingt schlimmer als es ist. Und für alle Fälle, haben wir den Weg auch noch mit Schildern gekennzeichnet. In beide Richtungen“, fügte sie noch mit einem Zwinkern hinzu.

„Schön“, erwiderte Laurie, aber nichts in ihrer Stimme ließ darauf schließen, daß sie es wirklich so meinte. Einen Schneckenhaus im Keller, höchstwahrscheinlich nur durch nacktes Neonlicht beleuchtet, daß gehörte definitiv nicht zu den Dingen, die sie beruhigten.

„Keine Sorge“, wandte sich die blonde Frau an Laurie. „Ich habe genau aufgepaßt. Folgen sie mir einfach.“ Freundlich nickte sie Samantha zum Abschied und Laurie mit einer stummen Aufforderung zu und ging zur Tür.

„Bis zum nächsten Mal“, verabschiedete sich auch Laurie von der Bibliothekarin. „Ich verspreche, daß ich …..“ Ja, was sollte sie denn versprechen? Das sie bald wieder kam? Wenn alles so lief wie sie es sich vorstellte, dann war sie schon bald weg.

„Wir sehen uns“, vollendete sie statt dessen ihren Satz und verzichtete auf eine Zeitangabe. Sie winkte noch Samantha noch einmal kurz zum Abschied zu und folgte dann mit schnellen Schritten der Unbekannten durch die Haupthalle zu der Treppe, wo diese auf sie gewartet hatte. Als sie Laurie auf sich zu kommen sah, lächelte sie sie an und ging weiter um sie herum zu dem Durchgang, der in den unteren Bereich des Gebäudes führte. Zum Keller. In das Labyrinth, dachte Laurie mit einem Schauern, als sie der blonden die Stufen hinunter folgte.

Wie sie schon vermutete hatte, gab es hier keine sanfte Beleuchtung. Nur das weiße Licht der Leuchtstoffröhren, die jeden Winkel der Treppen ausleuchtete. Die Treppe war schmal – gerade drei Mann würden nebeneinander laufen können und hatten doch keinen Platz um die Hände in den Hosentaschen zu verbergen. Aber wenn zwei Frauen nebeneinander liefen, dann blieb dafür noch genug Platz. Laurie hatte ihre Hände in der Hosentasche, die blonde Frau auf dem Beutel der ihr über der Schulter hing.

Schweigend liefen sie die vielleicht fünfundzwanzig Stufen hinab und blieben dann an ihrem Ende stehen. Wie Samantha es ihnen gesagt hatte, führte der Gang nur nach rechts oder links und die junge Frau wandte sich ohne mit der Wimper zu zucken nach rechts.

„Hier entlang“, sagte sie fröhlich und wies Laurie mit der Hand den Weg. Laurie folge ihr ohne mit der Wimper zu zucken, denn auch sie hatte das Hinweisschild gegenüber an der Wand entdeckt. Doch ihr war nicht wohl bei dem was sich ihrem Auge bot: ein langer, kahler Gang. Ohne Möbel, ohne Bilder. Nur weitere Gänge, die von diesem Hauptgang weg führten.

Laurie litt nicht gerade unter Platzangst, aber diese Monotonie in den Tiefen der Erde, an der Seite einer Frau die sie nicht kannte, schaffte doch eine gewisse Beklommenheit in ihr.

„Ist es nicht schön, daß wir endlich den Sommer bekommen. Ich konnte diesen ewigen Regen schon nicht mehr sehen. Nicht das es jetzt nicht mehr regnet“, plapperte die blonde Frau mit den braunen Augen munter immer weiter, ohne scheinbar mitzubekommen, daß Laurie sich nicht an ihrem Gespräch beteiligte. Ihr Blick wanderte unstet von rechts nach links und suchte sich einen Punkt um sich an ihn festzuhalten. Keine Menschen, nur Leere. Laurie sah über die Schulter zurück.

Neve grinste still in sich hinein, als sie Lauries Unbehagen sah. Fühl dich nur Unwohl, dachte sie und plapperte weiter was ihr in den Sinn kam. Sonne, Wärme…alles Dinge die sie nicht interessierten und denen sie genauso wenig Beachtung schenkte wie Laurie. Wer hätte gedacht, daß sie einmal neben Laurie herlaufen und sich zwanglos mit ihr unterhalten würde – nun, sie nicht. „Nein, nicht da entlang“, sagte sie zu der rothaarigen Frau neben sich und hielt sie am Ärmel zurück. Aufgestachelt von ihrer eigenen Unruhe, hatte Laurie eine der Abzweigungen nehmen wollen und war schon den ersten Schritt in den Gang hinein gegangen, von dem keiner von ihnen beide wußte wo er hinführte. „Dort geht es lang. Schauen sie.“ Neve ihr Finger zeigte auf eins der an der Wand angebrachten Hinweisschilder, die einem ganz deutlich die Richtung verkündeten. Wenn man nicht in Panik war…. Und das in Laurie eine gewisse Panik ausbrauch, war für Neve unübersehbar. Ja….dreh dich nur nach dem Feind um, meine liebe Laurie. Du wirst ihn nicht entdecken, denn er läuft direkt neben dir!

Aber Neve lächelte nur und fing irgendeine Nichtigkeit über Urlaub an zu erzählen. „Wenn es so heiß in New York ist, bräuchte man ja eigentlich gar nicht in Urlaub fahren. Aber leider haben wir ja hier keine Berge oder ein Meer in denen wir schwimmen gehen könnten. Es sei denn...“, überlegte sie laut und fing an in dem Beutel an ihrer Seite zu wühlen. Amüsiert registrierte sie, wie Lauries Blick erschrocken zu ihr hinüber zuckte. „...Man würde einen Freischwimmer um die Freiheitsstur machen. Möchten sie auch einen?“ Fragend sah sie zu Laurie hoch und sah, wie diese starr auf die Kaugummi Packung in ihrer Hand schaute.

„Nein, danke.“ Laurie sah wieder auf den Gang vor sich. Sie sollte sich die Zeitung doch lieber zu Hause raus suchen, schoß es ihr durch den Sinn. Das Geplapper von der Frau neben ihr machte sie ganz nervös und diese leeren Gänge…. Die Luft um sie herum wurde dicker und verursachte ihr Schwierigkeiten beim Atmen. Sie waren zu lang….viel zu lang….Wo war der Ausgang? Mit zunehmender Hektik sah Laurie wieder hinter sich. Fühlte sich so Klaustrophobie an?

Abrupt blieb Laurie stehen. Sie würde keinen Schritt mehr weiter gehen! „Ich glaube ich gehe wieder zurück“, verkündete sie ihrer Begleitung. „Es ist schon spät und ich bin noch mit einer Freundin verabredet!“ Das war eine ganz offensichtliche Lüge, doch Neve lächelte nur.

„Wie sie meinen. Finden sie den Weg allein zurück oder soll ich sie begleiten?“ Laß mich dein Schatten sein, Laurie...

„Nein“, stieß Laurie hastig aus und fuhr sich mit der Hand übers Haar. „Das ist nicht nötig! Der Weg ist ja gut ausgeschildert. Ich werde den Weg schon zurück finden.“ Der Versuch eines tapferen Lächeln folgte und ein zustimmendes Nicken von Neve. „Na dann“, bemerkte Neve, „ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“

„Ihnen auch!“

Mit einem letzen Lächeln zu Neve, drehte sich Laurie auf dem Absatz um und folgte, dicht an der Wand laufend, den Hinweisschildern wieder zurück. 

Amüsiert verfolgte Neve, wie Laurie den Weg den sie gerade gekommen waren wieder zurück hetze. Lauf nur Laurie...lauf....

Das hämische Grinsen verließ Neve nicht, als sie in die entgegengesetzte Richtung weiter ging und nur wenige Zeit später das Archiv fand. Der Man der hinter dem Counter saß, erhob sich sofort, als Neve ihn mit einem Nicken begrüßte. „Guten Morgen“, lächelte er. „Kann ich ihnen helfen?“

Neve trat an den Tresen heran und stütze sich mit beiden Armen auf ihm auf. Eine Zeitung lag hinter ihm ausgebreitet und eine dampfende Tasse Tee stand daneben. Anscheinend gab es im Zeitalter von Internet nicht viele Leute, die den Weg zu ihm fanden. „Das können sie tatsächlich“, verkündete sie ihm mit einem leisen auflachen und einem strahlenden Lächeln. Der Mann mochte vielleicht die vierzig überschritten haben, doch bestimmt noch nicht weit. Und er sah gut aus. Neve war überrascht, daß sie in den Katakomben einer Bibliothek einen so gut aussehenden Mann traf. Hier also versteckte New York seine schönen Männer. Und die unverheirateten, denn kein goldener Ring zierte seinen Finger. „Ich suche eine Ausgabe von der New York Post und zwar vom Oktober 2000.“, flirtete sie ganz ungeniert mit ihm. Braune Augen, schwarzes Haar, ein markantes Gesicht...was konnte sich ein Frauenherz schon mehr wünschen? Der Mann vor ihr nickte und lächelte mit den Grübchen in den Wangen zurück. „Das dürfte kein Problem sein. Ich werde sie ihn heraussuchen.“ Aber auch er bewegte sich keinen Zentimeter von seinem Platz fort. Statt dessen musterte er sie ganz offen und kam zu dem sichtlichen Ergebnis, daß ihm gefiel was er sah. Ein Hochziehen der Augenbrauen, dann verließ er sie um den gewünschten Mikrofilm heraus zu suchen.

Während er suchte, besah sich Neve die Kehrseite der Medaille und kam zu dem Entschluß, daß auch sie nicht zu verachten war. Vielleicht konnte sie ihn ja dazu bringen mit ihr Essen zu gehen, überlegte sie, während ihre Augen ihn bei seiner Tätigkeit beobachteten.

„Geht es um den Autounfall auf der Williamsburg Bridge?“ Neve vergaß, daß er gut aussah und kniff vor Mißtrauen die Augen zusammen. „Wie kommen sie darauf?“

„Im Oktober 2000 war es der Gesprächsstoff schlechthin“, antwortete ihr über die Schulter hinweg, suchte aber in seiner Schublade mit den Mikrofilmen immer weiter. „27 Autos waren in den Unfall involviert. Zwölf Tote und unzählige Verletzte. Was Aufregenderes hatte New York in dem Jahr nicht zu bieten. Nicht einmal der Besuch eines Staatsbeamten hätte so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ah, hier ist er ja.“

Der schwarzhaarige Mann drehte sich zu Neve um. „Wenn sie über den Unfall noch einmal nach lesen wollen, so kann ich ihnen auch noch die Artikel aus der Daily News und der Times empfehlen. Sie sind sehr ausführlich und gut geschrieben.“

Abwartend blieb er an der Schublade stehen, bereit auch die anderen beiden Filme herauszusuchen, wenn Neve es wünschte. Aber Neve zögerte für einen Augenblick. Ihr natürliches Mißtrauen, daß sich durch ihren Beruf noch verstärkt hatte, war mit einem Schlag zurück gekehrt und ließ sie den Mann stumm anstarren. Doch nach einer geschlagenen Minute des Anblinzelns kam sie zu dem Entschluß, daß es einfach nur ein nett gemeintes Angebot von ihm gewesen war und sie setzte zu dem Blinzeln noch ein Lächeln hinzu.

„Das klingt gut“, beschied sie ihm. Dann lehnte sie sich weit über den Tresen zu ihm hin und schaute ihm unverwandt in die Augen „Und was haben sie heute Abend vor?“

Manchmal war es Sache der Frau die Initiative zu ergreifen….

 

 





Re: Another year has gone by

Der Freitag vor dem Sonntag

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Es war wieder Freitag. Der Freitag. Der Freitag vor dem Sonntag.

Und es war gerade mal acht Uhr als John die große Vorhalle des 15. Reviers betrat. Noch war es hier ruhig. Kaum ein Mensch war zu sehen und nur eine Handvoll Männer und Frauen in ihren Uniformen schritten gemächlich durch die die Halle. Unterhielten sich leise, oder tranken hinter dem Pult der Aufnahme ihren Kaffee, während sie leise miteinander flüsterten. Aber selbst diese wenigen Menschen konnten die Luft um sich herum mit Spannung füllen – mit der Spannung auf ein gemeinsames Essen, daß sie übermorgen miteinander teilen und wo sie sich außerhalb der regulären Arbeitszeit treffen würden. 

Und diese spürbare Energie brachte John zum Lächeln, als er zu dem Counter ging, um nach Nachrichten für sich zu fragen. Dies und die Tatsache, daß die Sonne endlich die Regenwolken vertrieben hatte. Außerhalb der dunklen Mauern, die fast ausschließlich von dem künstlichen Licht der Arbeit erhellt wurden, herrschte ein Frühlingstag wie er im Buche stand. Ein blauer Himmel, die ersten warmen Strahlen und Temperaturen, die nun wirklich mehr an den bevor stehenden Sommer erinnerten, als an den Winter den sie gerade hinter sich gebracht hatten.

 

Und das Wochenende stand bevor. Zwei freie Tage, die ihm Erholung von dem Streß der letzten Woche erlaubten. Nichts war so gelaufen, wie Andy und er es sich vorgestellt hatten. Ihren Versuch Diabolos Mutter zu besuchen, hatten sie auf jeden nächsten Tag der Woche verschoben, da der laufende keine Zeit mit sich brachte. Aber da der Fall bereits ein abgeschlossener war und Zeit nicht mehr der bedeutendste Faktor in ihm spielte, machten sich Andy und er keinen Streß. Die Zeit für den Besuch würde kommen und dann konnten sie ihr alle Fragen stellen, die sie für nötig hielten.

Jetzt aber begrüßte John den Mann hinter dem Counter, der seine Tasse beiseite stellte, als er John auf sich zu kommen sah. „Guten Morgen, Detective Kelly.“ „Guten morgen, Sergeant Agostini.“ Beide Männer grinsten sich bei dieser förmlichen Begrüßung über dem Pult hinweg an. „Andy ist schon da“, wurde John von dem Mann in den Fünfzigern informiert, während er auf der Arbeitsplatte vor sich die Nachrichten raussuchte, die für Johns Hände bestimmt waren und sie ihm dann hinüber reichte. „Jetzt schon?“ John sah auf die Uhr über dem Tresen. Es war gerade erst kurz nach acht und lag damit weit vor Andys üblichen Arbeitsbeginn. „Ja“, erwiderte Agostini, „ich war selbst ganz erstaunt als ich ihn herein kommen sah. Aber er murmelte was von viel zu viel Arbeit und strich sich mit seinem Taschentuch dabei immer wieder übers Gesicht.“

John sah von den Notizen in seiner Hand zu dem Sergeant hinter dem Tresen hoch. Sein Haar fing bereits an grau zu werden und sein Köper war nicht mehr der eines zwanzig jährigen, trotzdem war das Lächeln das sein Gesicht erhellte das eines Jünglings, der gerade einen gelungenen Streich hinter sich hatte.

„Wie stehen denn die Wetten im Augenblick?“, fragte John neugierig nach. Es gab immer Wetten im Revier. Wegen jedem und allem. Und ein Andy, dem die Panik eines gemeinsamen Ostessens im Gesicht geschrieben stand, war immer einen Wettstreit wert.

„Drei zu eins, daß im letzten Moment ein Mord geschieht, bei dessen Lösung er unbedingt helfen muß.“ John sah lächelnd auf die Zettel in seiner Hand, während seine Augen ihn nur nachlässig überflogen.

„Sollte das eintreffen, können wir danach gleich in einem neuen Mordfall untersuchen und wir werden dafür nicht einmal die Hilfe des Csi benötigen, denn Sylvia wird es sich nicht nehmen lassen Andy selbst umzubringen!“ John steckte mit einem breiten Lächeln die Zettel in die Tasche seines Jacketts. „Und ich wette, daß es kein schöner Tod für Andy sein wird!“

„Die Wette halte ich!“, lachte Agostini.

John zwinkerte dem Sergeant zu und klopfte zum Abschied auf den Pult. „Wir sehen uns.“

Wie John es sich schon gedacht hatte, stand Andy mal wieder vor dem schwarzen Brett. Sein neuer Lieblingsort, wenn er sich nicht beobachtet fühlte. Das Taschentuch in seiner Hand war heute blau mit schwarzem Muster und es wischte mit der gleichen Eilfertigkeit wie schon in den letzten Tagen über die nasse Stirn seines Partners.

 „Morgen Andy. Du bist früh dran.“ Erschrocken fuhr Andy bei Johns Worten zusammen und ließ das Taschentuch ertappt wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Es war offensichtlich, daß er John um diese Uhrzeit weder erwartet hatte zu sehen, noch daß er ihn kommen gehört hatte.

„Morgen“, grüßte er John zurück.“ Kleine Schweißperlen lagen auf seiner Stirn, die nun aber nicht mehr weggewischt wurden. „Das Telefon hat mich heute morgen geweckt und da dachte ich, daß wenn ich schon mal wach bin, ich auch schon her kommen könnte.“

„Mhmm, Sylvia?“, riet John.

„Du sagst es. Sie hat um sechs Uhr angerufen, um mir zu erzählen, daß ich den blauen Anzug morgen mitnehmen soll, wenn ich zu ihr komme. Und die dunkelblaue Krawatte. Sie würde so schön zu dem Kleid passen, daß sie anziehen will.“ Ironie und Verzweiflung klangen gleichermaßen in seiner Stimme mit und konnten sich nicht entscheiden wer von ihnen die Oberhand über Andys Stimmung behielt. Doch nach einer Sekunde hatte sich das Gefühl in ihm entschieden. Es war die Ironie.

„Wir sehen uns heute bestimmt noch fünf Mal, hätte es nicht ausgereicht, wenn sie es mir dann erzählt? Mußte sie mich deswegen extra anrufen?“ Und mir damit den Tag verderben, bevor er überhaupt angefangen hat? Unausgesprochen hing der Vorwurf in der Luft. Zusammen mit einem unglücklichen Lächeln. „Kopf hoch Andy“, versuchte John seinen Partner wie schon so oft in letzter Zeit aufzumuntern. „Du schaffst das schon. Und du wirst sehen, wenn du dieses Treffen hinter dir hast, dann sieht Montag die Welt schon wieder viel freundlicher für dich aus.“

„Das sagst du“, murmelte Andy. Er zerknüllte das Taschentuch in seiner Hosentasche zu einem festen Ball und schlug zusammen mit John den Weg zu ihren Schreibtischen ein. Nicht um schon zu arbeiten, sondern für eine heiße Tasse Kaffee und ein Gespräch, daß um diese Uhrzeit noch keiner stören würde. „Wie stehen die Wetten?“

„Ich habe gerade Agostini gefragt und er sagte, daß sie momentan bei drei zu eins stehen, daß du kneifst“, grinste John. „Aber wenn du mich fragst, dann werden sie heute noch mal gewaltig in die Höhe steigen. Es ist der letzte Tag.“

 „Großartig“, brummte Andy vor sich hin. „Soviel zu, daß jeder hier Verständnis für mich und meine Situation hat.“ „Sieh es anders, Andy“, sagte John und ging zu der Kaffeemaschine um den ersten Kaffee des Tages aufzusetzen. Es würden noch viele folgen, aber der erste gehörte Andy und ihm. Noch war die Etage leer und kein Mensch hatte sich hierher verirrt. Nicht einmal Fancy, der bekannt dafür war, vor allen anderen hier zu sein, war da.

„Wenn es Wetten gibt, dann heißt es auch, daß sie es wissen.“

„Toller Trost.“ Doch Andy meinte es nicht so wie die Worte es vielleicht ausdrücken wollten. Es klang depressiv und mutlos. Und diese Hoffnungslosigkeit drückte sich auch in der Geste aus, mit der Andy sein Jackett über die Stuhllehne warf und sich dann in ihm fallen ließ.  „Wenn sie es wissen, warum wetten sie dann?“

 „Andy“, lachte John und schüttelte in sichtlicher Erheiterung den Kopf. Er hatte sich an die Wand neben der Kaffeemaschine gelehnt und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen, während er seinen Freund aufklärte.

 „Du weißt selbst, daß hier um alles und jeden gewettet wird. Denk doch nur mal daran, als Laurie hier angefangen hat. Da gab es Wetten, ob wir die Scheidung wieder zurück nehmen oder ober wir uns die Schädel einschlagen...“

„Vollkommen hirnrissige Wetten“, warf Andy ein, „man sollte doch meinen, daß unsere lieben Kollegen wissen, daß es überhaupt nicht deine Art ist Streit offen auszutragen.“ John sagte nichts, sondern sah Andy nur an. Es hatte einen Moment gegeben, wo er offen gestritten hatte. Und Andy wußte es genauso gut wie er.

„Das mit Diabolo Akte war beruflich gewesen“, konterte Andy sofort, als er Johns zweifelnden Gesichtsausdruck sah. „Nichts desto Trotz war es ein Streit gewesen und es gab niemanden der nicht davon gehört hatte.“ John erinnerte sich nur zu gut an die grinsenden Gesichter die ihn erwartet hatten, als er wieder zu seinem Schreibtisch ging. Und er erinnerte sich auch noch sehr gut an den lauernden Ausdruck in den Augen seiner Kollegen in den nächsten Tagen.

Die Kaffeemaschine fing an zu gluckern und John löste sich von der Wand, um zwei Tassen bereit zu stellen.

„Ist ja auch egal“, versetzte Andy. „Auf jeden Fall ist bald Sonntag und dann werden sie mich alle gierig mit ihren Augen verschlingen.“ „Jetzt übertreib mal nicht.“ John stellte Andys Kaffeetasse vor ihn hin und begab sich dann zu seinem eigenen Stuhl. „Klar werden sie dich mit Argusaugen beobachten, aber sie meinen es nicht so. Sie wollen nur wissen, ob sie nun Geld verloren oder gewonnen haben.“ John griente, während er sein eigenes Jackett über die Stuhllehne hing und sich dann die Hemdsärmel aufrollte. Über den Tisch hinweg beobachtete Andy seinen Partner und wartete bis er sich ebenfalls gesetzt hatte.

„Du kannst einen wirklich toll aufbauen, John. Hast du vielleicht noch mehr von diesen aufbauenden Worte auf Lager?“ John nahm seinen eigenen Becher zur Hand. „Laß mich mal überlegen“, lächelte er. „Wie wär‘s mit: Nach Regen folgt Sonnenschein?“ „Spar es dir. Es war nur eine rein hypothetische Frage.“ Sie grinsten sich über den Rand ihrer Becher hinweg an. Der eine ein wenig besser gelaunt als der andere.

„Wie sehen denn deine Pläne für den Sonntag aus?“, wollte Andy schließlich wissen und brach damit das Schweigen, das sich zwischenzeitlich bei ihnen eingestellt hatte.

„Was meinst du? Sylvia hat den Tisch für zwei Uhr reserviert. Das heißt, daß der Nachmittag und der Abend wahrscheinlich hin sein wird.“ Doch trotz dieser Worte wußte John ganz genau, wo Andy mit seiner Frage hin wollte. „Danke, daß du mich daran erinnerst, daß ich so lange durchhalten muß.“ Andys Stimme tropfte nur so von Sarkasmus. „Nein, daß meine ich nicht und das weißt du auch. Ich will wissen, ob du an dem Tag endlich dein Schweigen gegenüber Laurie brechen willst.“ Ein Schluck von seinem Kaffee und ein Blinzeln über die Tasse hinweg, aber John sagte nichts. „Ich weiß nicht was du willst, wir reden doch wieder miteinander“, sagte er schließlich.

„Oh ja, das tut ihr“, lächelte Andy sarkastisch. „Laurie ich brauche einen Durchsuchungsbefehl. Laurie was meinst du, kannst du dem Kerl mit dem was du hast in den Knast bringen? Laurie, ich brauche dich für eine Gegenüberstellung..... Ein großartige Kommunikation ist das zwischen euch.“ Abrupt stellte Andy die Tasse wieder auf den Tisch vor sich ab. „John, das ist nicht das was ich unter einer Unterhaltung verstehe. Ihr habt früher soviel gelacht, soviel miteinander unternommen. Warum stellst du dich seit der Sache mit Mika so verdammt stur?  Du müßtest doch Laurie eigentlich gut genug kennen um zu wissen, daß sie sich niemals in Dinge einmischen würde die sie nichts angehen.“

„Nun, das habe ich bisher auch gedacht. Aber wie es aussieht hat sich Laurie in der Zeit unserer Trennung verändert und mischt sich nun auch in Dinge ein, die sie nichts angehen.“ Der Becher in Johns Hand wanderte zum Mund und wurde einen Schluck später wieder auf die Tischplatte zurück gestellt.

Da war es wieder, dachte Andy. Mika war die Unschuld in Person und Laurie war in der Schublade der Verdammnis gewandert. Wie konnte sein Freund nur so verdammt stur sein? Dennoch war Andy nicht bereit das Thema so einfach fallen zu lassen. Das Osteressen stand vor der Tür und damit die beste Gelegenheit für beide endlich reinen Tisch zu machen.

„Weißt du John, bisher habe ich mich aus allem heraus gehalten. Ich hatte immer ein offenes Ohr für dich und deinen Kummer!“

„Ich weiߓ, warf John ein, aber Andy ignorierte diesen Einwurf. Statt dessen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, während er John offen in die Augen sah. „Aber ich denke, daß du dir keinen Zacken aus der Krone brichst, wenn du dir anhörst warum sie zu Mika gegangen ist.“

  Über den Tisch hinweg sah John Andy an. Der Becher in seinen Händen drehte sich und er schwieg. Sagte für eine geschlagene Minute gar nichts. Und führte dann das Thema in eine andere Richtung. Eine andere Richtung, welche aber doch nicht so weit von dem entfernt lag, von dem was Andy von ihm forderte.

„Andy, es geht dir doch gar nicht darum, daß ich mich mit Laurie über Mika unterhalte. Nein, unterbrich mich jetzt nicht“, abwehrend hob John die Hand. „Du hast Recht, wenn du sagst, daß ich mit Laurie drüber reden muß. Vielleicht hat sie sich ja auch gar nicht so verändert und sie hatte einen Grund für ihr Handeln. Aber es geht dir in erster Linie gar nicht um Mika. Und du redest hier auch nicht von einer einfachen Freundschaft. Du redest doch von einem Gespräch über unsere Ehe. Unsere nicht mehr vorhandene Ehe“, setzte er noch nach einem Nippen von seinem Kaffee hinzu. Andy zuckte mit den Schultern und schob trotzig das Kinn vor. „Und? Wenn es so wäre? Was wäre so verkehrt daran, daß ihr jetzt, nachdem ihr schon solange getrennt seid, noch einmal zusammen setzt und euch mal aussprecht.“ „Wir reden doch schon lange nicht mehr miteinander“, seufzte John. „Aneinander vorbei, ja. Das haben wir in den letzten Jahren zur Perfektion getrieben- aber miteinander? Nein.“

„Dann wäre es doch jetzt ein guter Anfang, findest du nicht?“ Andy beobachtete wie John nervös mit den Fingern auf die Tischplatte hämmerte und sie dabei überlegend beobachtete.  Andy sah ebenfalls auf seine Finger hinunter. Sie waren dicker, wulstiger als Johns schmale und schlanke. Aber sie konnten genauso fest zupacken, wie die seines Partners. Fester sogar. Denn Andy hatte zwar Schwierigkeiten mit Sylvia und ihrem Wunsch nach einer öffentlichen Beziehung, aber gegen die Probleme die sich bei John und Laurie niedergesetzt hatte, waren sie nichts weiter als ein Haufen Zuckerwatte. Klebrig und Zahnschmerzen bereitend, aber man konnte sie zumindestens hinunter schlucken.

Nachdenklich sah Andy von seinen Fingern zu den seines Freundes. So lange kannte er ihn schon. Hatte jede Kleinigkeit aus seinem Leben mitbekommen. Von dem Augenblick an, wo John zu ihnen aufs Revier kam; stolz und mit durch gedrückten Rücken – bereit dem Verbrechen das Handwerk zu legen. Sein gewinnendes Lächeln auf den Lippen und die Augen unnachgiebig vor Gerechtigkeit. Er hatte sofort gewußt, daß er diesen Neuling ausbilden wollte, daß er ein guter Detective werden würde – und er hatte sich  nicht geirrt.

Er hatte Laurie kennengelernt. Hatte in ihnen beiden diese bedingungslose Liebe gesehen. Am Anfang noch von der Naivität der Jugend geprägt, aber dann im Laufe der Jahre, zu einem Felsen der jeder Brandung stand halten konnte. Fast jeder Brandung. Denn Andy hatte auch den Untergang gesehen. Vor drei Jahren. Auf dem Höhepunkt ihres privaten Glücks.

„John, ihr tut Aimee und euch keinen Gefallen, wenn ihr das Thema unter den Tisch kehrt.“   Langsam sah Andy von John seinen Fingern zu seinen Augen hoch und versuchte soviel Mitgefühl in diesem Blick unter zu bringen, wie es ihm die frühe Uhrzeit erlaubte. Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, daß Andy sich getraute das Thema wieder zur Sprache zu bringen. Am Anfang, da hatten sie noch darüber gesprochen. Es war zwar nur wenig gewesen und es war auch eigentlich mehr Andy als John gewesen, der darüber gesprochen hatte, doch irgendwann war es dann gänzlich verschwunden. Abgeblockt von John, der nicht weiter darüber reden wollte, damit die Wunden Zeit hatten sich zu schließen.

Oder aber, weil er..... Laurie die Schuld daran gab? Nein, darüber wollte Andy nicht einmal nachdenken. Aber es würde die Sturheit und die Unnachgiebigkeit Laurie gegenüber erklären.      Nein, Andy schüttelte über seinen Gedanken den Kopf, während er drauf wartete, daß sein Freund etwas sagte – irgend etwas sagte. Doch John schwieg. Überrascht war sein Kopf bei diesen unerwarteten Satz hochgeruckt, aber dann senkte sich sein Blick wieder auf seine Finger, welche mit anmutiger Langsamkeit auf das Braun der Tischplatte zurück sanken. Still blieben sie liegen. Gespreizt und gerade. Dann unter der Macht mit der die Gefühle ihn übermannten, krümmten sie sich und schlossen sich zu einer festen Faust. Er sah auf diese Faust und Andy sah wie er sie unter scheinbarer großer Anstrengung wieder öffnete. Fast. Die Nägel gruben sich wieder in die Handflächen und blieben dann dort.

„Sie hat nichts damit zu tun“, flüsterte er schließlich leise und hob endlich den Blick wieder zu Andy. „Sie hat nichts mit Laurie oder mit mir zu tun, Andy.“ Worte die sich wiederholten und dabei noch leiser klangen als die ersten.

Andy sah von den Augen seines Freundes wieder auf die Faust auf dem Tisch. Tränen schwammen auf der Traurigkeit in seinem Herzen, als er an Aimee dachte. John und Lauries kleine Tochter. Als Wunschkind geboren und mit soviel Liebe erwartet, wie kaum ein anderes Baby zuvor. Der wahr gewordene Wunsch einer tiefen Liebe. Der, eines morgens, kaum sechs Monate später, so unerwartet zerbrochen war.

Ein Schrei wäre zu ertragen gewesen, hatte John damals erzählt. Aber nicht diese Stille, die in dem Zimmer geherrscht hatte. Es gab kein Wimmern, kein Weinen. Keine Hysterie, kein verzweifelter Versuch das Leben in ihre Lungen zurück zu bekommen. Aimee war schon Stunden vorher entschlafen und nun so kalt, wie der Körper ihrer Mutter den John vor lauter Verzweiflung umschlang.

„Sie hat nichts damit zu tun“, widerholte John ein drittes Mal und stand dann auf um sich einen neuen Kaffee zu holen. Andys Augen folgten ihm wie er den Raum zu der Kaffeemaschine durchquerte. Es war nicht mehr der gerade Gang eines Mannes, der wußte wohin ihn das Leben führte. Seine Schultern waren vor vielen Jahren nach vorn gesunken und der einstmals so gerade Rücken beugte sich. Einzig und allein der Kopf war hoch erhoben. Er würde weiter gehen, wußte Andy. Immer weiter. Nicht mehr nach hinten schauen und versuchen zu vergessen was war.

Langsam erwachte das Revier zum Leben. Die ersten Stimmen wurden laut und die ersten Detectives tauchten an ihrem Arbeitsplatz auf. John grüßte lächelnd Medavoy der zur Tür herein kam und bot James einen Kaffee an. Lieutenant Fancy tauchte auf. Das übliche nichtssagende Lächeln im Gesicht, mit dem üblicheren selbstsicheren Gang eines Mannes der hier die Verantwortung trug. Nur wenige Schritte hinter ihm trat Donna durch den kleinen Gartenzaun. Sie zwinkerte Greg Medavoy verschwörerisch zu, bevor sie ihre Handtasche in dem Fach ihres Schreibtisches verstaute, wo sie jeden Tag einen Platz fand. Das Telefon klingelte. Die Stimmen erhoben sich. Murmeln und Lachen. Grüße und Fragen.

Still saß Andy auf seinem Platz. Die Hände vor sich auf dem Schreibtisch gefaltet, beobachtete er John, wie er sich in den frühmorgendlichen Rhythmus der Arbeit einfügte und sich in ein Gespräch mit James vertiefte. Sein Rücken straffte sich und sein Kinn reckte sich der Decke entgegen. Doch seine Wangenmuskeln mahlten.

Es gab zwei Möglichkeiten, wenn ein Unglück dieser Art geschah. Die eine davon war, daß es die Partner aneinander schweißte. Die andere war, daß es sie entzweite.

Andy war nicht bereit zuzugeben, daß es die zweite Möglichkeit war, die bei John und Laurie nach drei Jahren nun doch eingetreten war. Sie mußten reden….Sie mußten Aimee wieder lebendig werden lassen, damit sie selbst damit fertig werden konnten…...

Nur wie brachte man zwei so verletzte Menschen, die soviel Sturheit in sich trugen, dazu über den Schmerz und die Wut in sich zu reden?