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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro war bereits wieder völlig in seinen Gedanken versunken und schreckte hoch, als er Hollis' Stöhnen hörte. "Den Bären?" fragte er und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. "Ich glaube, da hat Hollis schon einen ganz guten Vorschlag gemacht. So ein harter Bauch ist doch nicht normal für einen Teddy, was meinst du?" Shania nickte. "Mein Pedro ist viel weicher." Sie drückte den Hund überglücklich an sich.  "Aber er war schon so hart, als Ethan ihn mir gegeben hat. Ich hab ihm nichts zu essen gegeben.." fügte sie fast vorsichtig hinzu, als ob sie erwarten würde, dass ihr jemand die Schuld dafür gab.  "Wir werden sehen," antwortete Gibbs unverbindlich. Er wusste zwar, dass Shania den Bären nicht leiden konnte, aber ihn deswegen vor ihren Augen aufzuschneiden, musste nun wirklich nicht sein. Glücklicherweise kehrten in diesem Moment die beiden Polizisten mit ihrem Gepäck auf und Shanian begann, vor Freude auf dem Sitz auf- und abzuhüpfen. "Es geht los!" freute sie sich. "Fahren wir jetzt zu meiner Mama?"

Jethro seufzte, als er ihre Begeisterung dämpfen musste. "Nein, Shania, das geht leider noch nicht. Es liegt zu viel Schnee, wir kommen nicht bis in die Stadt. Aber wir fahren zu einem richtigen Haus, wo es warm ist und du bestimmt einen heißen Kakao bekommen kannst. Da können wir auf deine Mama warten. Magst du Kakao?" Shanias Augen begannen bei dieser Aussicht zu leuchten, und die Tatsache, dass sie noch ein bisschen länger auf ihre Mutter warten musste, schien dadurch erträglicher zu werden. Jethro hoffte inständig, dass Dr. Kody tatsächlich einen Kakao für die Kleine überhatte. Und dass er eine Kaffeemaschine besaß.

Der kräftige Polizist setzte sich hinter das Steuer, startete den Wagen und fuhr los. Tapfer kämpfte sich der Geländewagen über die unwegsame und verschneite Straße. Trotz der guten Federung wurden die Insassen kräftig durchgeschüttelt. Jethro registrierte, dass Hollis mehrfach scharf die Luft durch die Zähne sog, wenn ihre Schulter sich bewegte. Doch er konnte nicht das geringste für sie tun, er war zu sehr damit beschäftigt, seine eigenen Verletzungen möglichst ruhig zu halten - was sich als ziemlich unmöglich herausstellte. Er biss kräftig die Zähne aufeinander, in der Hoffnung, dass diese der Belastung gewachsen waren. Bei seiner derzeitigen "Glückssträhne" konnte es auch durchaus passieren, dass er in naher Zukunft auch noch einen Zahnarzt aufsuchen durfte - und die hasste er noch mehr als "gewöhnliche" Weißkittel. Hollis stöhnte erneut, und der Agent griff vorsichtig nach ihrer Hand. Er drückte sie kräftig, um ihr Halt zu geben und sie von ihrer Schulter abzulenken. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie gut so ein simpler Handgriff tat, und auch er fühlte sich besser, wenn er ihre Wärme an seiner Seite spürte.

Die Fahrt dauerte nicht lange, nach einer Viertelstunde hatten sie ein einsames, verschneites Häuschen erreicht. Das Hinweisschild "Tierarzt" war unter einem riesigen Schneeberg verschwunden, doch die Zufahrt war passierbar gehalten. Der Geländewagen hielt vor dem Haus, der jüngere Polizist sprang heraus, schlitterte zur Tür und klingelte.


Dr. Kody

Der schwarzhaarige Tierarzt war überrascht, als es am frühen Morgen plötzlich an seiner Tür klingelte. Tiere kennen keine Feiertage, seufzte er in Gedanken und bemitleidete den armen Tropf, dessen Hund ausgerechnet in diesem Schneesturm krank geworden war. Vermutlich war es ein ziemlich übler Notfall, er kannte die hiesige Bevölkerung. Niemand ging hier zum Tierarzt, wenn es nicht unbedingt notwendig war - und bei so einem Wetter schon gar nicht. Er war sicher, dass es sich um einen wertvollen Jagdhund handeln würde, die meisten Katzen in der Umgebung waren halbwilde Hofkatzen, in die man kein Geld investierte. Es gab schließlich immer genug Nachwuchs.

Umso überraschter war er, als ein junger Polizist vor seiner Tür stand - ohne Hund, aber mit einem vollbesetzten Geländewagen im Hintergrund. "Moin, Doc!" begrüßte der junge Mann ihn fröhlich, und Dr. Kody errinerte sich daran, dass er wenige Meilen entfernt auf einer Farm lebte. Sein Vater hatte eine kleine Rinderherde, zu der er hin und wieder gerufen wurde. "Moin, Tom," fragte der Vet zurück. "Was treibt dich denn hier her?" Tom deutete auf den Geländewagen. "Ein Käfig voller Narren," grinste er und blickte sich verstohlen um. "Nein, im Ernst, wir haben zwei Bundesagenten und ein Kind aufgegriffen... sie haben die Nacht im Flughafen verbracht und sind ziemlich stark verletzt. Zur Stadt ist kein Durchkommen, wir werden deine Hilfe brauchen." "Meine Hilfe?!" fragte Dr. Kody entsetzt. "Um Himmels willen, Tom, ich bin Tierarzt!! Wie stellst du dir das vor?!?" Tom zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Aber der Typ hat behauptet, es wäre ihm egal - sein Hausarzt ist Pathologe." "Patho... der hat dich verarscht. Tom, du weißt, was ein Pathologe ist, ja?!" Tom lachte. "Ja, das weiß ich. Aber das hat er gesagt..." Kopfschüttelnd betrachtete der Tierarzt den grauhaarigen Mann, der sich ungeduldig aus dem Auto gekämpft hatte und nun auf Toms Kollegen gestützt näher kam. Er konnte mit dem linken Bein nicht auftreten und hatte eine hübsche Platzwunde auf der Stirn, soviel konnte er selbst auf diese Entfernung erkennen. Auf der anderen Seite des Autos stieg ein kleines, offensichtlich unverletztes Mädchen aus. Ihr folgte eine blonde Frau, die ebenfalls eine Platzwunde zierte - und deren Schulter offensichtlich verrenkt war. Nun, zumindest würde es eine nette Abwechslung sein, einmal Patienten zu behandeln, die auf die Frage "Wo tut'S denn weh" auch eine verständliche Antwort geben konnten.

Dr. Kody schreckte aus seinen Gedanken hoch, als der grauhaarige Agent plötzlich vor ihm stand. "Jethro Gibbs", erklärte er freundlich und streckte ihm eine  leicht blutverschmierte Hand entgegen. "Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sagen Sie, wäre es möglich, einen heißen Kakao für die Kleine zu bekommen? Und... zwei Tassen starken Kaffee?"




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Mit steifen Gliedern folgte Hollis den beiden Polizisten und Gibbs aus dem Auto. Shania wich nicht von ihrer Seite und umklammerte fest ihre Hand. Genau die Hand, die wenige Augenblicke zuvor Gibbs noch umschlossen gehalten hatte. Ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit, als sie daran dachte wie liebevoll er mit dem kleinen Mädchen umging. Einmal mehr wurde ihr bewusst, wie sehr es ihn geschmerzt haben musste, seine eigene Tochter verloren zu haben. Schnee knirschte unter ihren Füßen und sie merkte erneut, dass sie für solche Temperaturen nicht ausreichend gekleidet war. Auch Shania begann zu zittern. Fürsorglich zog sie die Kleine näher zu sich und trat neben die Männer. Die Aussicht auf etwas Warmes zu trinken, vielleicht sogar auf einen Kaffee, war sehr verlockend. „Oh ja, das wäre wirklich nett“, bemerkte sie mit einem charmanten Lächeln und schob Shania sacht in Richtung des warmen Hauses.

„Keine Ursache, Knochen sind Knochen“ bemerkte der Tierarzt und ergriff schmunzelnd die ihm gereichte Hand. „Kody, Dr. Kody. Na, dann kommen Sie mal schnell rein ins Warme. Da finden wir bestimmt auch für jeden das passende Getränk.“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Erleichtert folgte Jethro, noch immer auf den stämmigen Polizisten gestützt, dem Tierarzt ins Haus. Hollis, Shania und Tom traten ebenfalls ein. Ächzend ließ der Agent sich auf einen Stuhl sinken, sorgfältig bedacht, mit dem verletzten Bein nirgendwo anzustoßen. Auch seine Nieren und der von Hollis so liebevoll notversorgte Bereich meldeten sich nun in der entspannenden Wärme erneut zu Wort. Ein Knacken im Funkgerät ließ Tom und seinen Kollegen hastig aufbrechen, offensichtlich hatte es irgendwo in der Nähe weitere Schwierigkeiten gegeben. Dr. Kody versorgte Shania mit einem dampfenden Kakao, während Hollis den Kaffee überwachte. Dem Agenten war der kritische Blick ihres Gastgebers nicht entgangen, als er bemerkte, wie viel Pulver sie in die Maschine füllte. Jethro war erleichtert darüber, so konnte er zumindest davon ausgehen, dass es halbwegs brauchbarer Kaffee werden würde. Und den hatte Hollis vermutlich genauso nötig wie er selbst.

Als alle mit Getränken versorgt waren und um den Küchentisch herum saßen, blickte Dr. Kody langsam von einem zum anderen. "Nun, ich denke, wir sollten nicht allzu lange zögern. Ich bin vielleicht kein Humanmediziner, aber... Ihre Verletzungen sehen nicht gerade gut aus." Er schwieg einen Moment und blickte in abwesende Gesichter, die fast in den Kaffeetassen verschwanden. Auch die frostroten Finger, die sich um die heißen Tassen klammerten, entgingen ihm nicht. "Nun gut, eine Stärkung wird uns allen nicht schaden. Wir können so lange mit dem theoretischen Teil anfangen. Wer von Ihnen kann mir verraten, was passiert ist?"




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Der starke Kaffee tat gut und weckte Hollis müde Lebensgeister. Daher ergriff sie auch als erste das Worte: „Wir sind Bundesagenten aus Washington." Die Tatsache, dass sie nicht mehr im Dienst war, ließ sie dabei ganz gekonnt unter den Tisch fallen. "Ein Pilotenstreik und der Blizzard gestern haben uns auf dem Flughafen stranden lassen. Mehrere Umstände während der Evakuierung veranlassten uns die Nacht dort zu verbringen und Shania zu suchen. Dabei gab es leider einige unglückliche Zwischenfälle“, fügte sie mit einem schmalen Grinsen hinzu und zuckte zusammen, als neben ihrem Stuhl die nasse Hundeschnauze eines Beagles zum Vorschein kam. Shania war sofort hell begeistert und kroch zu dem gescheckten Vierbeiner unter den Tisch.

„Das ist Porthos. Er ist sehr kinderlieb“, bemerkte der Arzt nur am Rande und musterte die beiden Agenten aufmerksam. Das Ganze klang für ihn ziemlich verwirrend und er fragte sich, was wirklich auf dem Flughafen geschehen war. Wie unglückliche Zwischenfälle sahen die Verletzungen der beiden nicht gerade aus.

Shania hatte mittlerweile schon Freundschaft mit dem hübschen Jagdhund geschlossen und spielte ausgelassen mit ihm. Für den Moment schien sie glücklich und fragte nicht nach ihrer Mutter.

Re: Ein Wintermärchen

Dr. Kody

Der Veterinär stellte fest, dass sein Besuch die Tassen geleert hatte. "Dann kommen Sie mal rüber in die gute Stube", forderte er seine ungewöhnlichen Patienten auf. "Wir haben da nur... noch ein kleines Problem, fürchte ich", erklärte er, während er dem grauhaarigen Mann auf die Beine half. "Für gewöhnlich habe ich eine Assistentin, die mir zur Hand geht. Aufgrund des Schneesturms habe ich ihr allerdings heute frei gegeben - ich hatte bei diesem Wetter nicht mit Kundschaft gerechnet, wenn ich ehrlich bin. Sie werden mir also wohl oder übel als Ersatz dienen müssen, fürchte ich." Geschickt dirigierte er seine Gäste durch das Wartezimmer, ehe er die Tür zum Behandlungsraum öffnete.


Gibbs


Jethro verzog bei den Worten des Arztes keine Miene, obwohl er innerlich völlig aufgewühlt war. Aber es war nun einmal nicht zu ändern. "Sie zuerst!" erklärte er bestimmt, nachdem er einen Blick auf den - überraschend großen - Stahltisch geworfen hatte. Ihm tat noch immer alles weh, doch zu sehen, dass es Hollis schlecht ging, war schlimmer. Und die Vorstellung, zusehen zu müssen, wie Dr. Kody ihr wehtat, löste tief in seinem Innern ein Zittern aus. Er wollte es hinter sich haben und sie gut versorgt wissen, ehe er sich selbst in Ruhe versorgen lassen konnte. Er warf einen auffordenden Blick zu Hollis herüber, der sie hoffentlich davon abhalten würde, über dieses Thema eine Diskussion anzufangen. Dr Kody öffnete den Mund und schien anderer Meinung zu sein, doch ein weiterer Blick des Agenten brachte ihn davon ab, sich in die stille Kommunikation einzumischen.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Gibbs´Blick sprach Bände und auch wenn Hollis, ebenso wie der Arzt, anderer Meinung war, verkniff sie sich einen Kommentar. In diesem Moment wäre eine Widerrede ohnehin zwecklos und unnütze Zeitverschwendung gewesen. Daher nickte sie und sah auffordernd zu dem Arzt. „O.k. dann fangen wir am besten schnell mit mir an. Ich vermute die Schulter ist ausgekugelt, denn ich bekomme meinen Arm so gut wie nicht mehr hoch.“ Sie lächelte verlegen, als der Arzt sie bat sich frei zumachen und zog sich umständlich den Pullover über den Kopf. Auf Gibbs´Hilfe verzichtete sie in diesem Moment lieber, denn sie fühlte sich merkwürdiger Weise durch seine Anwesenheit doch etwas unwohl. Es gab zwar nichts an ihr was er nicht kannte, aber trotzdem war die Situation eine andere. Immerhin waren sie nicht mehr zusammen und es war ein komisches Gefühl im BH vor ihm zu stehen. Neben der verrenkten Schulter kamen an ihrem braun gebrannten Oberkörper mehrere unschöne blaue Flecke durch den Sturz und Schläge von Ethan zum Vorschein.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Agent blickte verlegen zur Seite, als Hollis sich neben ihm zu entkleiden begann. Er hatte seit ihrer Trennung vor über einem Jahr keine nackte Frau mehr zu Gesicht bekommen - zumindest keine lebendige. Und er spürte sehr deutlich, wie sehr sein Körper in diesem Moment nach seinem Recht verlangte. Unpraktischerweise saß er auf einem Stuhl, und seine Hose ließ für solche Aktionen im Moment definitiv zu wenig Platz.

Dennoch konzentrierte er sich auf Dr. Kody, als dieser mit der Untersuchung begann. Jethro sah, wie Hollis sich verspannte und die Luft anhielt, als der Arzt prüfend den Arm bewegte. Er spürte, wie unangenehm ihr die aktuelle Situation war, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, waren ihr ärztliche Behandlungen schon aus Prinzip zuwider. Sanft schob er seine Hand in ihre und drückte sie leicht. Hollis verstand die Aufforderung und gab ihre Anspannung an ihn weiter. "Sie haben Recht," erklärte Dr. Kody. "Die Schulter ist ausgerenkt. Ich denke, ich kann sie ohne Probleme wieder einrichten. Es wird ziemlich wehtun, aber sie bekommen anschließend eine schöne Spritze und dann haben sie damit hoffentlich keine Probleme mehr." Hollis atmete tief durch und nickte. "Dann los."

Mit wenigen geschickten Griffen fasste der Arzt das verletzte Gelenk und brachte es mit einem widerlichen Knirschen wieder in seine vorgesehene Position. Jethro glaubte, sein Trommelfell würde platzen und seine Hand brechen. Doch beides schmerzte nicht halb so viel wie die Tatsache, sie so leiden sehen zu müssen. Auch wenn er wusste, dass es ihr bald wieder gut gehen würde. "Das war es doch auch schon," beruhigte der Arzt die blonde Frau, während er ihr wie versprochen eine schmerzstillende Spritze verabreichte und die verletzte Schulter mit einem Dreieckstuch ruhig stellte. "Sie sollten sie noch etwas schonen, aber in einer Woche ist sie so gut wie neu."

Nachdem Hollis sich spürbar erleichtert wieder angezogen hatte, wandte er sich der Wunde in ihrem Gesicht zu. "Das sollten wir besser nähen," erklärte er. "Damit möglichst keine Narben zurückbleiben. Ich bin kein Schönheitschirurg, aber... schlimmer wird es auf keinen Fall." Er blickte in die Gesichter seiner Besucher und war nicht sicher, welches von beiden mehr Furcht zeigte. Ohne eine Widerrede zuzulassen, suchte er die benötigten Instrumente zusammen. "Agent Gibbs, sie geben mir bitte die entsprechenden Dinge an," bat er schließlich, bevor er mit einer weiteren Spritze bewaffnet neben seine Patientin trat. "Ich glaube, so haben sie es ein bisschen leichter..." Hollis protestierte nicht, als er die Umgebung der Wunde sorgfälig betäubte. Es fühlte sich ein bisschen wie eine taube Backe beim Zahnarzt an, aber auf jeden Fall besser als ohne.

Kurz darauf begann Dr. Kody sein Werk. Jethro gab sein bestes, die benötigten GEgenstände anzureichen, doch er wurde mit jedem Stich blasser um die Nase. Mit der freien Hand zog er Hollis fest an sich, und der Veterinär war nicht sicher, wem diese Geste mehr Halt geben sollte. Zumindest war es der grauhaarige Agent, der bei jedem Einstich zusammenzuckte, während die Betroffene relativ entspannt sitzen blieb und alles geduldig über sich ergehen ließ.

Wenig später war auch dieser Teil der Behandlung abgeschlossen. Hollis erhob sich erleichtert von dem unbequemen Tisch. Gibbs atmete noch einmal tief durch. Nun gab es endgültig keinen Aufschub mehr. Doch er war schließlich ein Soldat und kein Kleinkind, also hievte er sich ohne Zögern auf den Behandlungstisch und ergab sich seinem Schicksal.

"Hm, bei Ihnen wird es wohl etwas länger dauern," stelle der Arzt fest. "Wo soll ich anfangen, oben oder unten?" Er bezog sich auf die Platzwunde und den verrenkten Fuß. Die übrigen Verletzungen waren bislang noch von der Kleidung des Agenten bedeckt. "Ist mir egal," knurrte der Liegende. "Hauptsache, sie fangen irgendwo an... sonst werden wir ja nie fertig." Es kostete den Agenten eine große Portion Beherrschung, diese Worte nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

 

Der Schmerz in Hollis´ Schulter hatte durch die Spritze zum Glück nachgelassen, aber es fühlte sich trotzdem noch unangenehm an. Sie fühlte sich wie ein einarmiger Bandit und befürchtete, dass sie dem Arzt keine große Hilfe sein würde. Zumindest wenn es darum ging Gibbs festzuhalten, denn sie wusste, dass er kein leichter Patient war. Während der Arzt noch einige Vorkehrungen traf, trat Hollis neben Jethro und beugte sich zu ihm herunter. Ihre Haare kitzelten in seinem Gesicht und sie konnte die Anspannung in seinen Augen erkennen. Seine Nähe hatte ihr bei der Behandlung sehr geholfen und genau diese wollte sie ihm ebenfalls geben. Trotzdem konnte sie sich eine kleine Spitze nicht verkneifen. „Du wirst doch wohl nicht etwas Schiss haben?“, neckte sie ihn mit einem verschwörerischen Grinsen. Die Versuchung ihn zu küssen war groß und ihr fiel es schwer es nicht zu tun. Doch die Anwesenheit des Arztes und ihre eigene Scheu hinderten sie daran. Daher stupste sie ihn leicht mit der Nasenspitze an und flüsterte leise in sein Ohr. „Du hast es ja gleich überstanden. Dann bist du wieder wie neu und wir können versuchen heil ins neue Jahr zu kommen.“ Zwinkernd hob sie den Kopf und trat einen Schritt beiseite, damit der Arzt Platz hatte.

Aufmerksam beobachtete sie die weitere Behandlung und hoffte, dass der Arzt Jethro ausreichend helfen konnte. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie das Wort WIR und das neue Jahr in einem Atemzug benutzt hatte. Ein Satz, der ihr zu denken gab und ihr völlig unbewusst herausgerutscht war. Darüber wollte sie sich allerdings im Momet nicht weiter den Kopf zerbrechen, denn Jethros Behandlung war weitaus wichtiger. Es stand außerdem völlig offen was danach sein würde.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Agent atmete tief durch, als Hollis Nasenspitze sein Gesicht berührte. Ihre Nähe gab ihm Kraft, so dass er ihre Stichelei mit einem Augenzwinkern beantworten konnte. Er hatte verdammt viel Schiss vor dem, was nun folgen würde. Aber das ging weder Hollis noch den Arzt etwas an, da musste er nun mal durch.

Dr. Kody entschied sich für "oben" und begann, die Platzwunde zu säubern und ähnlich wie bei Hollis zunächst zu betäuben. Jethro blieb regungslos liegen und rührte sich nicht, auch als der Arzt zu Nähen begann, zuckte er nicht mit der Wimper. Es war wesentlich einfacher für ihn, mit seinem eigenen Schmerz klarzukommen - damit war er vertraut - als bei der Behandlung jemand anderen zuzusehen.

"Nun..." murmelte der Tierarzt, während er die Wundränder vernähte. "...den Fuß sehe ich mir gleich an, dann wissen wir mehr. Wie genau haben sie sich das denn nun eigentlich zugezogen?" Er schwieg einen kurzen Augenblick. "Sehen Sie, ich muss es doch ausnutzen, endlich mal mit meinen Patienten reden zu können!" Jethro hätte bei diesen Worten beinahe gegrinst, weil er an Ducky denken musste, der für gewöhnlich vor ähnlichen Problemen stand. Dr. Kody blickte unterdessen Hollis direkt an. "Gibt es noch weitere Verletzungen, von denen ich wissen sollte?" Er war es nun einmal gewohnt, die Begleiter der Kreaturen auf dem Tisch zu befragen, und das erschien ihm selbst in diesem Fall erfolgversprechender.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Die Frage des Arztes kam für Hollis bei Gibbs´ offensichtlichen Zustand nicht unerwartet und doch zögerte sie mit der Antwort. Sie war sich nicht sicher, ob Jethro diese Art der Verletzung zugeben wollte. Das änderte aber nichts an den Schmerzen die er hatte. Aus diesem Grund ersparte sie sich einen Blick zu dem Agenten und antwortete dem Arzt geradewegs: „Ja, die gibt es.“

Hollis spürte förmlich Gibbs´vernichtenden Blick, ließ sich jedoch nicht beirren und fuhr fort. Schließlich hatte sie sein bestes Stück am Vorabend selbst verarztet und wusste welche Farbverzierung es angenommen hatte. Egal ob es dem Silberfuchs passte oder nicht. Der kleine Gibbs bedurfte einer Behandlung und zwar genauso dringend wie der große. „Uhm, Agent Gibbs hatte eine unsanfte Begegnung zwischen den Beinen, wenn Sie verstehen was ich meine und nun ja..." Hollis zuckte mit der gesunden Schulter "Sie wissen schon“ und warf Jethro einen entschuldigenden Blick zu. Sie ahnte, dass er sie am liebsten gelyncht hätte, aber damit konnte sie leben. Seine Gesundheit war ihr weitaus wichtiger als seine kindische Scham. Nach vier Ehen konnte er ihr nicht weiß machen, dass er sich ausgerechnet deswegen ins Hemd machte. Außerdem nahm sie an, dass er auch weiterhin seinen Spaß haben wollte. Spaß den es unter Umständen weder für ihn, noch für seine Partnerin geben würde, wenn er sich nicht behandeln ließ. Den Gedanken, ob sie diejenige sein würde oder eine andere Frau, führte sie dabei allerdings nicht zu Ende.