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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Ein warmes Lächeln breitete sich auf Jethros Gesicht aus, als er Shanias Frage hörte. Hollis' erschrockenes Gesicht entging ihm nicht, doch ihm machte die Frage nichts aus. "Ja," antwortete er ruhig. "Ja, ich denke, dass kann man so sagen." Er drückte Hollis einen weiteren Kuss auf die Stirn und zog den beiden mit der freien Hand die Bettdecke weg. "Und jetzt raus aus den Federn und an die Arbeit!" feuerte er sie im besten Kommandoton an.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

„Antreiber“, feixte Hollis und warf mit dem Kopfkissen nach Jethro, das ihn nur knapp verfehlte. Seine Antwort machte sie glücklich, auch wenn sie es immer noch nicht schaffte über ihren Schatten zu springen. Dann schwang sie die Beine aus dem Bett und sah wie Shania die Kissenschlacht weiterführte. Dieses Mal ging das Kissen haarscharf am Infusionsständer vorbei und Hollis fand ihre Idee gar nicht mehr so gut. Lachend bremste sie das kleine Mädchen aus. „Immer schön langsam, sonst wird das heute nichts mehr mit dem Schneemann bauen.“ Allerdings warf sie auch einen besorgten Blick zu Jethro. „Fühlst du dich überhaupt schon fit genug?“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Lachend duckte sich der Silberfuchs unter den heranfliegenden Kissen weg. Er strubbelte Shania durch die Haare und griff vorsichtig nach seiner Hose. "Ich bin so gut wie neu," erklärte er der blonden Frau grinsend, auch wenn er genauso gut wie sie wusste, dass er davon noch weit entfernt war. Doch es ging ihm wesentlich besser als bei ihrer Ankunft in diesem Haus, und er freute sich auf ein bisschen Ablenkung. Er begann, sich anzukleiden, was allerdings gar nicht so einfach war wie gedacht. Hollis war wesentlich schneller fertig als er selbst und musterte ihn mit einem vielsagenden Blick. JEthro zog vorsichtig den Pullover über den Kopf und erhob sich ächzend. Während er nach seiner Krücke griff, grinste er in die beiden fröhlichen Gesichter. "Ich werde euch auf jeden Fall beratend zur Seite stehen können! Und jetzt los!"

In der Tür stießen die drei mit Dr. Kody zusammen, der soeben eine dicke Jacke zuknöpfte. "Entschuldigen Sie mich," erklärte er hastig. "Über Funk kam eine Meldung, dass beim Nachbarn eine Kuh Probleme hat - eigentlich ist es für das Kalb noch viel zu früh. Ich muss rüber und nach ihr sehen - fühlen sie sich wie zu Hause! Sie wissen ja, wo alles ist. Oh, Agent Gibbs, ihre Medikamente liegen in der Küche im Kühlschrank, Tee ist im Schrank daneben. Nicht vergessen!!!" Er griff nach seinem Autoschlüssel und war im nächsten Moment verschwunden. Jethros Gesicht verfinsterte sich für einen Moment. Doch jetzt war es erstmal Zeit zum Schneemannbauen, um den blöden Tee würde er sich später kümmern können. "Los, los!" feuerte er seine beiden Frauen an und grinste unschuldig. Vielleicht hatte er ja Glück und Hollis hatte die Erinnerung an den Tee überhört.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Als der Arzt das Wort Tee ergriff, bemerkte Hollis sehr wohl Gibbs mürrischen Gesichtsausdruck und sie konnte förmlich seine Gedanken lesen. Doch zum Trinken und darüber streiten blieb ihnen noch genug Zeit. Daher überging sie es einfach gekonnt und zog Shania warme Sachen an. Dann setzte sie Pedro auf ein Fensterbrett und scheuchte die Kleine lachend in den Schnee hinaus. Bevor Jethro dem Mädchen folgen konnte, verstellte sie sich ihm jedoch in den Weg. Ihre Mundwinkel zuckten und sie merkte wie ihre Hand am Türrahmen zu zittern begann. „Als Shania vorhin fragte, ob wir uns...“ Hollis atmete tief durch und wich seinem durchdringenden Blick aus. „Habe ich nicht geantwortet, weil...“ Weiter kam die blonde Frau nicht, da sie plötzlich ein Schneeball mitten ins Genick traf. Erschrocken schüttelte sie sich, warf Gibbs ein entschuldigendes „Gib´ mir ein bisschen Zeit“ zu und versuchte die kleine Werferin zu erwischen.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Lachend trat der Silberfuchs hinter ihr her auf die Terrasse. Der am Haus gelegene Teil war tatsächlich schneefrei geblieben, so dass er nicht um seinen Gips fürchten musste. Schmunzelnd verfolgte sein Blick das ausgelassene Mädchen, dass quietschend vor Freude vor Hollis die Flucht ergriff. Was für ein Unterschied es war zu dem verängstigten Mädchen an Ethans Seite! Sein Gesicht verfinsterte sich für einen Augenblick, als er an seinen Feind dachte. Doch im nächsten Moment waren alle Gedanken an Ethan verschwunden, als ihn ein Schneeball mit voller Wucht ins Gesicht traf. "Hey, langsam!!" rief er lachend und griff nach einem Schneerest auf der Mauer neben sich. Hollis lachendes Gesicht verriet ihm auf der Stelle, wer die Übeltäterin war, und ein gezielter Wurf landete dicht über ihrer unverletzten Schulter, so dass der Schnee in ihre Jacke rieselte. Doch die blonde Frau bekam keine Gelegenheit, sich zu rächen, da Shania bereits zum nächsten Wurf angesetzt hatte. Jethro nutzte die Zeit, etwas Schnee zusammen zu kratzen, da er sich weder vernünftig danach bücken konnte noch mit dem Gipsfuß in den nassen Schnee treten konnte. Das machte eine gleichberechtigte Teilnahme an einer Schneeballschlacht ziemlich schwierig. Dennoch hatte er nach einer Weile genug "Munition" für einige gut gezielte Würfe, und sowohl Shania als auch Hollis gaben es bald auf, ihn zu bombardieren. Denn Jethros Antworten darauf trafen mit der geballten Präzision eines Scharfschützen ihr Ziel.

Schließlich hatte Shania sich ausgetobt und begann, gemeinsam mit Hollis einen prächtigen Schneemann zu bauen. Jethro holte sich einen Stuhl und eine alte Decke aus der Küche und sah ihnen zu. Das Lachen der Kleinen erinnerte ihn an Kelly, als sie zum ersten Mal im Schnee gespielt hatte. An ihre leuchtenden Augen, als sie ihren ersten Schneemann gebaut hatte - Jethro erinnerte sich noch genau, dass Kelly darauf bestanden hatte, ihm einen alten Kochtopf als Helm aufzusetzten. Er musste schmunzeln, als er an Kellys Bitte dachte, dem kalten Kerl die Rangabzeichen eines Gunnery Sergeants auf die Schultern zu zeichnen. Kelly... seine kleine Kelly. Gedankenverloren blickte der Agent in den Garten und bemerkte kaum, dass ihm erneut Tränen über die Wangen liefen. Die emotionale Nähe zu Hollis und die Anspannung der letzten Stunden hatten seine üblichen Schutzmechanismen auf Briefmarkengröße zusammenschmelzen lassen. Er fühlte sich verletzlich wie selten zuvor, doch die vertraute Anwesenheit von Hollis gab ihm gleichzeitig Sicherheit.

Schließlich war der Schneemann fertig, und genau wie Kelly bestand auch Shania darauf, ihm etwas Leben einzuhauchen. Die weiße Gestalt bekam die Reste einer zerfransten schwarzes Folie um den Kopf, weil Shania fand, sie müsse die Haare ihrer Mama bekommen. Anschließend folgte Porthos Leine, von der die Kleine behauptete, sie hätte Ähnlichkeit mit Hollis' Schal. Zum Schluss schleppte das Mädchen noch einen dicken Ast neben den Schneemann und lehnte ihn an dessen "Schulter". "So, fertig!!" strahlte sie die beiden Erwachsenen an. "Klasse," lobte Gibbs. "Der ist euch richtig gut gelungen. Wofür braucht er denn den Stock?" wollte er neugierig wissen. "Na, damit er gut laufen kann," erklärte Shania. "Du brauchst doch auch diesen Stock!" Sie zeigte auf die Krücke, und Jethro brach in schallendes Gelächter aus.

Er hätte das vertraute Klingeln beinahe überhört, doch Hollis trat überrascht einen Schritt zurück und zog das Mobiltelefon aus ihrer Hosentasche. Jethro registrierte ihren Gesichtsausruck, als sie den Namen auf dem Display las. Sie war freudig überrascht und entsetzt zugleich. Der Text einer SMS schlich sich in seine Gedanken. "Ich warte und freu mich auf Dich. Dein Nick." Gleichzeitig erinnerte er sich an Hollis' angespanntes Gesicht, vor wenigen Minuten im Türrahmen. "Ich habe nicht geantwortet, weil..." Nun, vielleicht sollte er sie noch einmal nach der Antwort fragen.


Ethan

Der Drogenschmuggler hatte lange gebraucht, bis er das Haus von Dr. Kody erreicht hatte. Eigentlich hatte ihn nur der Zufall hier hergeführt, er hatte die beiden Polizisten belauscht, die einen heruntergefallenen Ast von der Straße gezogen hatten. Anschließend war er den Reifenspuren gefolgt, und nun hatte er sie endlich gefunden. Es dämmerte, und er drückte sich in den schützenden Schatten des Waldrandes. Der Kerl, bei dem sie untergekommen waren, war fort gefahren, Ethan hatte sein Auto unter sich vorbeifahren sehen. Und nun tobten sie im Garten herum und bauten einen Schneemann. Ethans Gesicht verzog sich zu einer hassverzerrten Fratze. Wie eine glückliche Familie sahen sie aus, und er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, ihnen ein paar Eiszapfen um die Ohren zu schleudern. Doch das hätte sein Versteck auf der Stelle verraten, noch ahnten sie nichts von seiner Anwesenheit.

Ethan wusste, dass er besser das Weite suchen sollte. Seit der grauhaarige Idiot sich als Bundesagent ausgewiesen hatte, war alles anders geworden. Er wusste, dass er von Glück reden konnte, wenn er für Körperverletzung in den Bau ging, falls sie ihn schnappen sollten. Ein schlecht gelaunter Richter würde es vermutlich versuchten Mord an einem Bundesagenten nennen, und das war ein ganz anderes Kaliber. Doch Ethan hatte keine Wahl. Sein Auftraggeber wartete auf den Stoff, und der war noch immer in diesem verdammten Teddybären - vorausgesetzt, der Idiot hatte ihn noch nicht entdeckt. Als das helle Kinderlachen erneut zu ihm herüberschallte, zog sich der frierende Mann knurrend ein Stück weiter in den Wald zurück.




Re: Ein Wintermärchen

 

Hollis


Als das Handy in ihrer Tasche geklingelt hatte, war Hollis innerlich zusammen gefahren. Sie hatte es aus Routine eingesteckt und mit keinem Anruf gerechnet. Umso überraschter war die ehemalige Agentin als sie den Anrufer erkannte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Hollis spürte Gibbs´Blick auf sich ruhen. Sie glaubte zu wissen was er dachte, nachdem er ihr letztes Gespräch auf dem Flughafen in den falschen Hals bekommen hatte. Doch egal was er dachte, diese Mal lag er falsch.

„Hallo Mom“, begrüßte Hollis ihre Mutter am anderen Ende der Leitung und brauchte eine Weile, um die ältere Dame zu beruhigen. „Ja, es geht mir gut. Nein, ich bin noch nicht in Honolulu. Es sind sämtliche Flüge ausgefallen und ich weiß auch nicht, ob ich es bis Silvester schaffen werde.“

Seufzend verdrehte die blonde Frau die Augen und wartete bis der besorgte Redeschwall ihrer Mutter verebbt war. Shania sprang währenddessen begeistert um ihren gebauten Schneemann und Hollis wurde das erste Mal richtig bewusst was in ihrem Leben fehlte. Das helle Lachen des kleinen Mädchens hallte durch die kalte Winterluft. Wehmütig musste Hollis schmunzeln, als sie daran dachte, wie oft ihre Mutter sie wegen Enkelkindern nervte. Wie oft sie versucht hatte ihr zu erklären, dass es in ihrem Job keinen Platz dafür gab. Doch jetzt gab es diesen Job nicht mehr, keine Ausreden und auch keine Kinder. Eine schmerzliche Erkenntnis, die einen traurig, nachdenklicher Ausdruck über ihr Gesicht legte. „Natürlich rufe ich an, sobald ich angekommen bin. Ja, ich bestelle ihm einen Gruß von euch. Bis bald“, dann legte sie auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Hollis hatte ganz vergessen, dass Gibbs sie womöglich beobachtet hatte, denn manchmal konnte ihre Mutter verdammt anstrengend sein.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro konnte eine gewisse Erleichterung nicht verbergen, als er Hollis beim Telefonieren beobachtete. Wer auch immer am anderen Ende der Leitung war, Nick war es nicht. Dennoch entging ihm nicht, dass ein seltsamer Schimmer in Hollis Augen trat. Er las Wehmut in ihnen, Sehnsucht nach etwas lange verloren geglaubtem. Er wartete, bis sie das Telefon wieder in die Tasche steckte und kam langsam näher. "Und, war der Moment lange genug?" lächelte er, während er den freien Arm um ihre Hüfte schlang und sie an sich zog.

Doch auch diesmal wurden sie unterbrochen. Dr. Kody tauchte müde, verfroren und verdreckt in der Tür auf und begrüßte seine Gäste. Er freute sich fast genauso wie Shania über den tollen Schneemann und schlug vor, mit dem Abendessen zu beginnen. Seine drei Gäste folgten ihm und mit ihrer tatkräftigen Hilfe war rasch ein leckeres Abendessen bereitet. Hollis sorgte unauffällig dafür, dass Gibbs nicht einmal in die Nähe der Kaffeemaschine kam. Stattdessen drückte sie ihm den Wasserkocher in die Hand und deutete schweigend auf den Schrank. Widerwillig kam der Agent ihrer Aufforderung nach und saß wenige Minuten später vor einer Tasse dampfenden Kräutertees. "Ich fülle den Rest in eine Thermoskanne, Agent Gibbs," erklärte Dr. Kody. "Dann bleibt er heiß. Und sie sollten die Kanne im Laufe des Abends besser leer trinken." Das Gesicht des Silberfuchses verriet mehr als deutlich, was er von dieser Idee hielt, doch er protestierte nicht. Zumindest nicht hörbar.

"Sagen Sie," fragte Dr. Kody beim Essen, "Sie sind nun schon eine Weile hier, und... nicht dass ich etwas dagegen hätte, aber... wer genau sind Sie eigentlich? Arbeiten Sie für das FBI? Und was genau haben Sie auf diesem Flughafen gemacht?" Jethro lachte. "Ich bin Senior Special Agent beim NCIS, Lt. Col. Mann gehört zum Army CID." Das war noch nicht einmal gelogen, da auch Pensionäre in gewisser Weise noch zur Behörde gehörten. "Aber auf dem Flughafen waren wir eigentlich privat unterwegs und haben uns dort eher zufällig getroffen. Er zwinkerte Hollis zu, während er zähneknirschend den Tee probierte. Er schmeckte widerlich, und der Agent verzog angewidert das Gesicht. "Sie arbeiten nicht zusammen?! Und was bitte ist der NC... CSI?" fragte der Vet verwundert, ohne auf die Reaktion einzugehen. Jethro lachte erneut. "Oh, hin und wieder durchaus... Der Naval Criminal Investigative Service ist für alle Verbrechen innerhalb der Navy und des Marine Corps zuständig. Und das führt hin und wieder zu Überschneidungen mit anderen Behörden." Der Mediziner nickte interessiert. Für ihn war der Kontakt mit Bundesbehörden eine völlig neue Welt, und so verbrachten die drei Erwachsenen einige fröhliche Stunden mit vielen lustigen und verrückten Geschichten, die das Leben als Bundesagent so mit sich brachte. Shania war auf dem Sofa eingeschlafen, den Kopf glücklich lächelnd auf den ebenfalls schnarchenden Porthos gebettet. Niemand bemerkte den Mann, der auf leisen Sohlen um das Haus schlich und dann wieder in der Dunkelheit verschwand.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Einige Zeit später schaute Hollis noch einmal nach Shania und wünschte dem Doc eine Gute Nacht, bevor sie schnell vor Gibbs im Bad verschwand. Am Mittag war es ihr noch relativ egal gewesen, dass sie mit Jethro ein Bett teilte. Doch die bevorstehende Nacht bereitete ihr ein merkwürdig, flaues Gefühl im Magen. Obwohl sie wusste wie albern es war – sie waren schließlich beide erwachsen – konnte sie sich einer gewissen Aufregung nicht erwehren, ganz im Gegenteil. Es genügte ihr schon, nur an all die kleinen, zärtlichen Gesten der letzten Stunden zu denken, um einen erwartungsvolle Gänsehaut zu bekommen.

Nachdem Hollis dem Silberfuchs im Anschluss mit einem Grinsen die Toilette überlassen hatte, stand sie allein im Gästezimmer. Der schwere, braune Teddy hockte auf ihrer Reisetasche und Ethans Sporttasche stand ungeöffnet daneben. Sie wies einen unschönen Riss an der Seite auf, schien ansonsten aber unversehrt und Hollis beschloss, dass schäbige Teil endlich näher unter die Lupe zu nehmen. Erneute Wut kochte in ihr hoch, als sie an den Besitzer dachte. Am liebsten hätte sie das Ding ungesehen zum Fenster hinausgeworfen, so sehr hasste sie diesen Kerl. Doch während ihrer Dienstzeit beim CID hatte sie ganz andere Dinge öffnen und inspizieren müssen, so dass diese Tasche relativ harmlos war. Zum ersten Mal seit Jahren bedauerte Hollis trotzdem keine Handschuhe bei der Untersuchung anziehen zu können. Es widerstrebte ihr, auch nur ein einziges Teil von Ethans Sachen anzufassen. Vorsichtig öffnete sie den Reißverschluss und warf einen Blick hinein. Zu ihrer Erleichterung befanden sich nur dreckige Sachen, ein Wörterbuch und Waschutensilien darin. Doch halt, was war das? Neugierig zog Hollis eine bunte Plastiktüte aus einer kleinen Seitentasche hervor.

Gerade in dem Moment, als sie den Inhalt herausnahm und zu ihrer Freude die Pässe von Shania und ihrer Mutter entdeckte, öffnete sich hinter ihr die Tür. Begeistert drehte sie sich zu dem grauhaarigen Agenten herum und präsentierte ihm den Schatz. „Schau mal was wir hier haben. Das nenne ich einen Glücksgriff. Eins zu Null für uns, würde ich sagen.“ Beiläufig blätterte sie durch die Seiten und stellte schmunzelnd fest: „Wie ich sehe, wird Shania im August sechs Jahre. Da ist sie dann schon fast ein richtig großes Mädchen.“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

"Oh ja, das ist sie..." nickte Jethro, während er sich schwer auf seine Krücke stützte. "Und es ist gut, dass wir die Pässe gefunden haben, dass wird Shania und ihrer Mutter einige Probleme ersparen." Er nahm Hollis die Ausweise aus der Hand und studierte sie gründlich. "Ein gültiges Visum haben sie auf jeden Fall, das ist gut. Sobald man wieder zur Stadt durchkommt, bringen wir die Kleine zu ihrer Mutter - Dr. Kody hat übrigens telefonisch Bescheid gegeben, dass sie hier in Sicherheit ist. Mrs. Mondego braucht sich also keine Sorgen zu machen." Er gab Hollis die Dokumente zurück, richtete sich mühsam wieder auf und griff mit der freien Hand in die Hosentasche.

"Hier, ein Liebesgruss vom Tierarzt Ihres Vertrauens," grinste er, während er der blonden Frau eine verpackte Schmerztablette in die Hand drückte. "Ich habe ihn auf dem Weg zum Bad getroffen, und da er ja glücklicherweise in seinem Beruf aufgeht, hat er charmanterweise sichergestellt, dass wir eine halbwegs schmerzfreie Nacht verbringen können. Allerdings hatte er nur noch zwei Tabletten davon - eine hast du in der Hand, die andere habe ich dir für morgen früh überlassen." Er bemerkte Hollis fragend nach oben gezogene Augebnrauen und antwortete, während er sich langsam auf das Bett setzte. "Ich habe deinen Blick heute nachmittag gesehen, du magst keine Nadeln... und ich hatte ohnehin nichts gegen eine größere Dosis einzuwenden." Langsam und umständlich befreite er sich von den geliehenen Kleidungsstücken und griff nach einem T-Shirt. Wohlig stöhnend streckte er sich anschließend lang auf dem Bett aus und gähnte, ehe er nach einer Tube auf dem Nachttisch griff. "Ich habe da noch eine Bitte an dich..." murmelte er. "Das Ferkelchen habe ich schon selbst versorgt, aber an meinen Rücken kommst du definitiv besser dran als ich. Würdest du...?" Er hielt auffordernd die Tube mit der Heparinsalbe in ihre Richtung.




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Hollis fühlte sich die letzten Stunden so glücklich wie lange nicht mehr. Vor lauter Lachen taten ihr die Mundwinkel weh und dieses Mal verschluckte sie sich beinahe sogar dabei. „Dann mal schön ruhig liegen bleiben, Gunny!“, befahl sie im spaßigen Ton, legte die eigenen Schmerztabletten beiseite und griff nach der Tube. Dann setzte sich neben Gibbs auf die Bettkante. Fürsorglich begann sie ihres Amtes zu walten und verteilte die Salbe vorsichtig auf seinem Rücken. Das war natürlich eine Aufgabe die sie ausgesprochen gern tat, obwohl sie ihm das gegenüber nicht zugab. Im Gegensatz zu der unverhofften Intimrasur entspannte Hollis sich und genoss die Berührung ihrer Finger auf seiner Haut. Es war nicht das erste Mal, dass der Agent in dieser Position vor ihr lag und Hollis erinnerte sich, dass sie ihn gern massiert hatte. Dass es immer ein schönes Spiel war und nie alleine nur bei der Massage geblieben war.

Ganz behutsam strich sie über seinen blau verzierten Rücken und bemerkte ganz scheinheilig: „Du bist ziemlich verspannt. Liegt das an mir oder wurde schon länger nichts mehr an deinen Muskelpartien getan?“ Obwohl Hollis bemüht war, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, zeichnet sich auf ihrem Gesicht eine leichte Anspannung ab. Natürlich hatte er nach dem Ende ihrer Beziehung alles Recht der Welt sich wieder mit Frauen einzulassen. Trotzdem gefiel ihr dieser Gedanke nicht. Sie fragte sich insgeheim schon lange, ob die Direktorin des NCIS vor ihrem Tod womöglich die Gunst der Stunde genutzt hatte, um an alte Zeiten anzuknüpfen. Immerhin war sie nicht blind gewesen und wusste genau, dass Jenny Shepard ein Auge auf ihren Senior Agent geworfen hatte. Allerdings wollte Hollis Jethro nicht direkt daran fragen, denn es stand ihr nicht zu und es gab auch keinen Grund dafür. Darum vertiefte sie sich in den Augenblick und genoss ihn heimlich.