Überrascht finde ich mich wieder auf Skins Schoss. "Langsam... Ich bin zu alt für so einen Schnellkurs. Mach es mir noch einmal vor. Und wer zum Teufel sucht hier irgendwas für uns heraus? Und was sind das für komische Texte? Die ergeben ja gar keinen Sinn." Seine Stimme jagt mir Schauer über den Rücken, und ich glaube, ich werde rot. Vorhin war die Stimmung aber nicht so... sexuell aufgeladen. Aber vermutlich bin das nur ich. "Ähm..." Genauer könntest du es wohl nicht mehr ausdrücken, denke ich sarkastisch und versuche, mich zusammenzureißen. Da fällt mir ein: "Wie alt bist du eigentlich?" frage ich, und sehe ihn neugierig an. Ich ahne zwar, dass er um einiges älter ist als ich, aber so genau weiß ich es nicht.
"Etwa vierhundertfünfzig Jahre", antworte ich selbstironisch, denn ich weiß ja, dass ich ungefähr doppelt so alt bin, wie er - ein Dämon. "So genau weiß ich es aber nicht." Meine Hände haben sich ganz automatisch um seine Hüfte geschmiegt. Er fühlt sich gut an, aber ich versuche meine Gedanken in diese Richtung im Zaum zu halten. Wir sind hier um zu recherchieren. Wir haben nämlich ein großes Problem mit einem Geist, der meinen Leuten das Blut aussaugt. Genau. Und Ariel soll mir helfen, im Internet etwas zu finden. Nur deshalb sitzt er zufälligerweise auf meinem schoß. Nur deshalb. Punkt. Ich richte meinen Blick wieder konzentriert auf den Laptop. "Wo ist denn bei dir das Ding mit dem man den Zeiger bewegt?"
Im Vergleich zu mir ist er ziemlich alt. Ich schaue wieder auf den Bildschirm. Von seinen Händen breitet sich Hitze in meinem ganzen Körper aus. Muss er sie dort halten? "Ah, hier." Ich lasse meinen Finger über das Touchpad gleiten, damit er sieht, wie man den Zeiger bewegen kann. "Versuchs mal", meine ich, und nehme meinen Finger wieder weg. Dann überlege ich, was wichtig ist. Ich muss ihn ja nicht mit unnützen Infos versorgen. "Das ist eine Suchmaschine, die sucht automatisch nach jeder Seite, die deine Suchbegriffe enthalten. Und das", ich zeige kurz auf die vielen Ergebnisse, "sind dann die Ergebnisse. Die Stichwörter sind dick unterstrichen. Allerdings werde da nur Satzfetzten gezeigt. Wenn du dir den ganzen Text ansehen willst, musst du auf den Link klicken." Ich warte ab, ob er das auch alleine hinbekommt.
Zögernd löse ich meine Hand von seiner Seite und lasse meinen Finger wie er zuvor über das kleine Feld streichen. Zögernd folgt ihm der Zeiger auf dem Bildschirm. Sieht noch nicht so flüsslig aus wie bei ihm, aber es bewegt sich und das beruhigt mich schon einermaßen. Allerdings bin ich auch absurd nervös, als könnte ich etwas damit kaputtmachen. Wunderbar, jetzt bin ich am Ende des Feldes angekommen und der Zeiger ist ganz woanders als ich ihn eigentlich haben wollte. Frustriert lasse ich die Hand zurückgleiten und starre böse auf das Ergebnis meiner Mühe. "Link?" Ich komme mir selten dämlich vor. "Verbindung? Wo ist da eine Verbindung?"
Ich unterdrücke ein Grinsen. Wenn ich jetzt über ihn lache, wird er es mir sehr, sehr, sehr übel nehmen, da verwette ich meinen Arsch drauf. Allerdings, es ist wirklich niedlich, wie er sich von eine Maschiene so frustrieren lässt. Aber wenn ich jetzt was falsches sage, geht er an die Decke. Unter anderen Umständen wäre das ja nun mehr als amüsant. Ich nehme seine Hand, und lege seinen Zeigerfinger wieder auf das Touchpad. Vielleicht sollte ich für ihn die kleine Maus rausholen. Nein, so ist es viel schöner. Ich bewege seinen Finger so, dass sich der zeiger jetzt auf einen der Links befindet. "Hier, darauf musst du klicken", was ich auch direkt tue, "und du kommst auf die Seite drauf." Ich lasse seine Hand wieder los und lehne mich ein wenig zurück. "Mit ein wenig Übung klappt das schon", sage ich schulterzuckend und streichle kurz über seinen Oberschenkel.
Na toll, jetzt hat er schon das Bedürfnis mich zu trösten. Aber so schwer ist es gar nicht. Link bedeutet anscheinend das worauf man Klickt, damit sich der Bildschirm ändert. Ich überfliege stirnrunzelnd, die Seite, die wir zusammen geöffnet haben. "Und was ist das? 'Gaming is not a crime'? 'MySpace.com'? Inwiefern soll uns das weiterhelfen? Bloodghost, männlich, 19 Jahre, Deutschland? Ist das eine Kontaktseite, oder so etwas in der Richtung?" Ich begreife, dass uns das so gar nicht weiterhilft. "Wie kommen wir denn da wieder weg?"
"Hmm, soviel ich weiß nennt sich das 'soziales Netzwerk', aber damit kennen ich mich nicht wirklich aus", gebe ich zu, und deute mit meinem Finger auf den Pfeil. "Wenn du da drauf klickst, kommst du zurück auf die Seite, auf die du vorher warst", erkläre ich. Ich bezweifle ernsthaft, dass wir auf diese Weise an brauchbaren Informationen kommen werden. Aber vermutlich ist es ein Anfang. Ich schaue Skin zu, wie er das macht, und muss zu meinem Bedauern feststellen, dass er eigentlich ganz gut zurecht kommt. Hmm, muss ich jetzt aufstehen? Ungern, denn es ist so bequem. Ich warte einfach, bis er was sagt. Was ja bald der Fall sein wird...
"Also..." Ich überlege eine Weile. Schließlich will ich nichts Dummes sagen. Gedankenverloren lege ich meine Finger auf seine Seite und streiche sie entlang, weil sie sich so gut anfühlt, dabei überfliege ich die verbliebenen... 'Links'. Das sieht nicht vielversprechend aus. Eigentlich sieht alles nach Müll aus. Die Wörter 'Profil', 'Movie' und 'Game' tauchen unter jedem der... 'Links' auf. "Das ist das Wissen der Menschen, auf das wir hier zurückgreifen. Das bringt uns nicht viel... Haben Dämonen, Vampire oder sonst etwas, eigentlich auch Seiten im Internet, auf denen wir nach Informationen suchen können?"
Ich seufze leise. Seine Berührungen fühlen sich gut an. Vielleicht sollte ich ihm sagen, er soll damit aufhören, wenn er nicht will, dass ich über ihn herfalle. Aber im Grunde will ich gar nicht, dass er aufhört. Also genieße ich weiter die kleinen Streicheleinheiten, und versuche, mich auf seine Frage zu konzentrieren. Und die ist gar nicht mal dumm. War ja klar, dass ihm irgendwann die Sinnlosigkeit dieser 'Recherche' auffallen würde. "Nun ja, das Wissen der Menschen ist nicht immer nutzlos, aber..." ich schaue kurz genauer auf den Bildschirm, "in diesem Fall werden wir uns wohl nicht darauf verlassen können. Jedenfalls nicht in dieser Form", womit ich die Informationen im WWW meine. Ich weiß nicht, ob es klug wäre, einem Werwolf zu verraten, dass die Vampire tatsächlich eine eigene Internet-Datenbank haben. Scheiß drauf. "Die Vampire haben eine Internet-Datenbank. Allerdings kommt man da nicht ohne weiteres rein. Ich musste einen Hacker bezahlen, um mich da rein zu bringen", gestehe ich.
Ich sehe ihn eine Weile ratlos an. Okay... einen 'Hacker' bezahlen... Was auch immer. Ich werde jetzt nicht zugeben, dass ich keine Ahnung habe, wovon er redet. Allerdings vermerke ich. "Na gut, dann behalten wir uns die Möglichkeit im Gedächtnis. Wie sieht es mit deinem Bekannten aus? Hast du vor ihn zu fragen? Kommt der nicht auch in diese... Datenbank?"
Langsam wage ich es noch einmal den Zeiger auf dem Bildschirm zu führen. Ich fahre damit zu dem Feld, wo er die Begriffe eingegeben hat. Es interessiert mich, ob man alles da oben eingeben kann und finden. Vielleicht müssen wir nur andere Begriffe eingeben. Allerdings wüsste ich nicht welche. Plötzlich habe ich einen Einfall. Gemächlich, denn ich muss die Tasten einzelnd suchen, gebe ich 'Wasserdämon Ariel' ein. Wenn ich etwas vernünftiges über ihn finde, dann gebe ich dieser Maschine noch eine Chance.
"Kreuzung zwischen Fisch und Mensch", lese ich amüsiert. "Ariel, dämonischer Wassergeist. Hey, du bist ja tatsächlich in dieser Maschine..."