Piraten des Falgahten - Schwarze Braut

Im Auftrag des Falgathen II

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Die Schiffe standen in einer Linie, besser gesagt in zweien. Die Witwe führte die erste Gruppe der Kanonenholks, die Braut die zweite. Der Wind stand recht gut für Manöver. Stedig und kräftig von Westen. Die Sicht war brauchbar. Schöner wäre es gewesen, wenn sie besser gewesen wäre. Aber man konnte nicht alles haben.
Hein hielt seinen Kieker bereit.
"Fedder! Signalisier "Flagschiff folgen!" und "Manöver spiegeln!""
Als er es sagte, fiel ihm wieder ein, dass Fedder nicht mehr an Bord war. Das er irgendwo auf See oder in Danglar - oder in der Hand der Khardin oder gar tot war.
"Los, Signalgast, heiß das." murmelte er sich in den Bart.
"Die Harrgon, die Stern der Hoffnung, die Mittweg und die Serion signalisieren "Verstanden"" kam von dem.
Die Braut drehte die Segel in den Wind und begann sich zu bewegen.
Mit etwas Verzögerung taten es die anderen vier Schiffe nach. In einer Linie bewegten sich die fünf Schiffe vor dem Wind. Die Braut begann den Abstand zu vergrößern. Bei den anderen Schiffen wurden weitere Segel gesetzt, trotzdem fielen sie zurück.
"Ein weiteres Reff in die Marsegel." brüllte Hein der Decksmannschaft zu. Schnell wie die Affen enterten sie die Wanten und kürzten die Segel mit den Reffbändseln.
Genau wie von den Stückmannschaften hatte er jeweils einen erfahrenen Seemann auf die Kanonenholks beordert. Mit der Anweisung, die Segeleigenschaften der Schiffe zu beurteilen und bei Bedarf zu verbessern.
Hein ließ den Mannschaften ein wenig Zeit, sich an das Linienfahren zu gewöhnen. Und ruhig glitt die Braut durch die leichte Dühnung.
"Signal 'Achtung, Manöver!'. Fertigmachen für die Halse."
Jocke grinste sich eins. Er konnte sich denken was jetzt kam. Ihm taten die armen Seeleute auf den folgenden Schiffen ein bischen leid.
"Jocke, Ruder hart steuerbord! Halse!"
Hein hielt den Kieker am Auge und beobachtete die folgenden Schiffe.
Schnell kam die Braut herum. Und gekonnte wurden die Gaffeln neu an den Wind gebrasst. Ein schnelles und bis zum Exzess geübtes Manöver.
Das dritte Schiff, die Stern kam als erste herum, die Mittweg als zweite. Dann folgten die anderen. Das sah böse aus. Das mußte schneller gehen. Heins Gesicht verdüsterte sich. Wieder wurde er sich bewußt, wie gut die Mannschaft der Braut mittlerweile eingespielt war.
"Signal 'Achtung, Manöver!'. Fertigmachen für die Halse."
Das würden wir üben müssen, dachte sich Hein.
Jocke grinste.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

"Signal: 'Achtung, Manöver!' Fertigmachen für die Wende!" Heins Stimme brüllte wie gewohnt über das Deck. Schnell wurden die entsprechenden Positionen besetzt.
"Jocke, Ruder hart steuerbord, wir gehen über Stag. Wende, jetzt!"
Ohne groß an Geschwindigkeit zu verlieren, drehte die Braut den Bug in den Wind und darüber hinaus. Schnell blähten sich die Segel wieder im Wind und das Schiff glitt in die entgegengesetzte Richtung.
Hein schaute durch den Kieker.
Wieder waren es die Stern und die Mittweg, die das Manöver am schnellsten bewerkstelligten. Die Harrgon folgte mit deutlichem Abstand und die Serion...
"Tausend tanzende Teufel!" fluchte Hein. Die Serion hatte es nicht geschafft über Stag zu gehen. Sie war im Gegenwind stehengeblieben und versuchte jetzt durch die Ruderstellung wieder Fahrt aufzunehmen.
"Verdammte Landratten! Können die denn garnichts?" Hein tobte auf dem Achterdeck.
Nach einer halben Glasen, hatte es die Serion geschafft, auf den gleichen Bug zu gehen wie die anderen Schiffe der Flotte.
"Signal: 'Achtung, Manöver!' Fertigmachen für die Wende!" Heins Augen blieben unerbittlich hart.
Jocke grinste immer noch.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Vor Danglar:

Das Boot ließ sich recht gut segeln. Schnell war es nicht, aber immerhin lag es gut im Wasser und man konnte sogar mit ihm kreuzen.
Gegen Abend hatten sie das Kap erreicht. Jetzt hieß es gen Westen zu segeln. Das bedeutete, dass sie fast ununterbrochen kreuzen mußten. Und lange Schläge wollte Fedder nicht riskieren.
Er fragte sich, ob sie versuchen sollten in dfer Nacht noch etwas an Meilen zu gewinnen, oder ob sie in der Dunkelheit an Land gehen sollten?
Das Wetter schien stabil zu bleiben, er war nicht gut, aber auch nicht schlecht. Stetiger Wind und Nieselregen. Besser als Flaute und nur Sonnenschein.
Per ging es nicht gut. Sie hatten für ihn getan was sie konnten, aber er hatte viel Blut verloren. Vor einigen Glasen war er kurz zu Bewußtsein gekommen aber dann gleich wieder weggedämmert. Sie hatten ihm einiges vom Korn eingeflößt. Mehr konnten sie nicht für ihn tun.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

"Wir segeln die Nacht durch, Leute. Je eher wir auf Runkel landen, desto eher sind wir sicher. Und für Peer ist ein ordentliches Bett auch besser." meinte Fedder. "Außerdem können wir bei Dunkelheit vielleicht unauffälliger vorankommen."

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Als es dunkel wurde, hielt Fedder das Boot auf die offene See. Er hoffte, dass der Halbmond ab Mitternacht etwas Licht bringen würde und hatte vor nur zwei Schläge in dieser Zeit zu fahren. Wenn sie Glück hatten, konnten sie am Morgen schon die Inselkette sehen.
Er war müde wie sonstnochwas. Aber nautisch traute er den anderen die fahrt im Dunkeln nicht zu, so mußte er wohl oder übel wach bleiben. Er hatte die anderen schlafen geschickt. Nur jeweils einer sollte ihn wachhalten und nach Per und den Gefangenen schauen.
Immer wieder hörte er leise Geräusche um das Boot herum. Er wußte nicht so genau, was das war. Ahnte aber nichts Gutes. Zumindest fiel es ihm dadurch leichter, wach zu bleiben.
Den Anderen sagte er nichts.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

An diesem Morgen inspizierte der Jarl von Geiranger seine Flotte und war recht zufrieden. Die Rümpfe lagen noch alle an Land, waren überholt und gereinigt worden. Sie rochen nach frischem Pech. Nun warteten sie nur noch auf das Startsignal.

Alle Herskip waren nun mit den aufgebauten Geschützen ausgestattet, welche mit Hüllen aus Walroßleder und Wachs gegen die Feuchtigkeit des Meeres und Regen abgesichert. Die Kaupskip waren Teilbeladen, damit die Rümpfe sich nicht verformten. Unweit des Strandes war jedoch ein Lagerplatz auf trockener Höhe entstanden, von dem man rasch eine Menschenkette zum Wasser hin bilden konnte.

An einem anderen Ende des Strands, nahe am aufgewordenen Wall, hatte Hroc eine Wand aus groben Brettern aufbauen lassen, die nun für verschiedene Übungen verwendet wurde. Seine Hersire ließen Ihre Mannschaften Kletterübungen an dieser Wand abhalten. Sie führten auch verschiedene Wurf- und Zielübungen durch und auf einer schmalen, länglichen Fläche, die mit Ruten abgezäunt war, wurde der hitzige und beengte Schildkampf nach „norske sytt“ auf einem Deck geübt.

Doch bald ließ Hroc die Herskip bemannen und zu Wasser lassen, um den Mittag für die Rudermanöver in der nahezu leeren Bucht zu nutzen. Diese Übungen stärkten die Muskeln der Männer und auch der Diekplous wollte geübt sein...

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Langsam ging der Mond auf. Die halbe Scheibe erschien am aufklarenden Himmel und gab trüben Schimmer. Fedder versuchte Küstenlinien oder die Inseln zu erkennen. Er meinte einen Schatten voraus zu erkennen. Das könnte dann Llande sein, die erste größere Insel der Inselkette. Friede quatschte ihm die ganze Zeit die Ohren voll. Wohl um ihn wach zu halten. Und ab und an stöhnte und röchelte Per. Verdammt! Es ging ihm immer schlechter.
Dann wieder diese komischen Geräusche um das Boot herum. Er schaute einmal genauer hin. Irgendetwas war da draußen. Er meinte Bewegungen zu erkennen, die nichts mit der ruhiger werdenden Dünung zu tun hatten. Waren das Flossen? Oder der Rücken einer Seeschlange? Er war sich nicht sicher ob er noch klar im Kopf war. Zur Sicherheit nahm er noch einen Schluck vom Korn. Der würde seine Lebensgeister wieder wecken. Hoffte er.
Wieder platschte es in der Nähe des Bootes.
'Verdammt!' dachte Fedder.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Wieder jagten Geschoße auf das Ziel. Langsam wurden die Burgunder besser. Große Mühe gab sich die Stern der Hoffnung. Immer wieder schossen sie auf das Zielfloß. Hein hatte das Ziel erst einmal ersetzen müssen. Aber so langsam gab es wieder seinen Geist auf. Eines der Geschoße traf das Ziel voll, die anderen beiden lagen knapp davo und knapp dahinter. Die Geschützbeobachter leisteten wohl ganze Arbeit und instruierten die besonders die neuen Geschützmannschaften der neu bewaffneten Kanonenholke. Die Mittweg hatte die wenigsten Salven verschossen. Aber ihre Geschosse lagen schon von Anfang an recht ordentlich. Nicht die Qualität der Braut. Längst nicht. Der Chevalier Abbas hielt seine Leute wohl für gut genug. Dieser arrogante Popanz.
"Jocke, bring die Braut auf Kurs auf das Ziel. Direkt darauf zu. Dann machen wir eine Wende!"
Jocke nickte. Er konnte sich denken was jetzt kam.
Bei einem Abstand weit über dem der Kanonenholke kam dann das Kommando. "Fertigmachen zu Wende. Backborddecksgeschütze, Heckgeschütze und Steuerborddeckgeschütze feuer frei wenn Ziel in Sicht. Wende jetzt!"
Krachend entluden sich die fünf Decksgeschütze der Backbordseite der Braut. Dann schon die beiden langen Heckgeschütze. Dann ging die Braut über Stag und wandte die Steuerbordseite dem Ziel zu. Wieder krachten Geschütze.
Hein war stolz, als er die Einschläge im Ziel sah. Und das Wendemanöver war hervorragend gewesen. Als die letzten Steuerbordgeschütze verklungen waren, war von dem Ziel nur noch ein dampfender Trümmerhaufen über der Wasseroberfläche zu sehen.
'Gnade euch Gott!' dachte Hein. Wenn wir diese Feuerkraft bei den Kharator einsetzen, dann haben wir tatsächlich eine gute Chance die Galeeren vom Wasser zu pusten.
"Ganz ordentlich!" brüllte Hein über das Deck. "Ganz ordentlich!"
Hein grinste.
"Aber die Berta lag zu hoch und der nackte Mann hat das Ziel nur gestreift. Und die Drache war eine Fahrkarte. Das will ich das nächste mal besser sehen."
Einen Stöhnen ging durch die Mannschaften.
Hein schaute auf den Himmel. Es dämmerte schon. Das Licht wurde zu schlecht. Es war Zeit zur Bucht zurückzukehren. Was heute getan werden konnte, das war getan worden.
Und er hatte genug gesehen. Er glaubte die Kapitäne und Mannschaften einschätzen zu können. Übungen würden sie auf der weiteren Reise gen Danglar immer wieder durchführen. Er glaubte, dass die Kanonenholks noch einen Weg zu gehen hatten, bis sie die Schlagkraft erreichten, die er sich erhoffte, die sie brauchten. Aber die Leute waren nicht schlecht. Und sie waren keine Angsthasen und fast alle gut motiviert.
'Fast alle!' dachte er und sein Blick ging herüber zur Mittweg.
Und sein Blick verdüsterte sich.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Langsam wurde der Schatten größer. Das mußte Llande sein. Oder ein großes Meeresungeheuer. Er grinste, bis neben dem Boot wieder ein Platschen zuhören war. Er wurde bleich. War das Platschen nicht deutlich lauter geworden? Ein Kraken vielleicht?
Nein, nein sagte er sich. Das stellst du dir nur alles vor.
Aber auch Frieda war plötzlich leise geworden.
Offensichtlich hatten es auch die Anderen gemerkt.
Beruhige dich, dachte er, ganz ruhig bleiben.
Er mußte jetzt entscheiden, ob sie nördlich von Llande passieren sollten, oder ob in die danglarische See einfahren sollte. Da war das Wasser sicher ruhiger und die Dühnung ungefährlicher. Dafür waren sie eher in Reichweite der Festlandküste. Sprich der Khardin. Außerhalb der danglarischen See war es rauher. Aber war unwahrscheinlicher, dass sie aufgebracht werden würden. Was sollte er tun?

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Im Kartenraum der Braut war Licht zu sehen. Über Karten gebeugt stand Hein van Fleet und schob kleine Steinchen hin und her. Dann befestigte er einen großen Papierpfeil auf einer anderen Position auf der Karte. Und verschob kontinuierlich langsam die ganzen kleinen Steinchen. Dann kratzte er sich den Bart und grumbelte. Es klopfte und Jocke trat ein gefolgt von Xiana.
"...hmmm...hmmm..." grumbelte Hein als Begrüßung.
"Hein, wann gehts los? Die Leute sind heiß, die wollen endlich los." Jocke schaute Hein direkt an und auch Xiana scvhaute erwartungsvoll.
"Ja, das versteh ich." Hein konnte seinen Blick kaum von dem Tisch losreißen. Aber dann schaffte er es.
"Also Hein, wann denn nun?" kam von Xiana.
"Morgen früh. Ich werde jetzt die Depeschen verteilen lassen, die an die Flottenteile herausgehen. Die Stern übernimmt das Kommando über die Imlad , die Herokan, die Serion und Harrgon. Die Mittweg führt das leichtere Geschwader der Steinerene Thron und Falgorat Danglar. Die Braut läuft vor dem starken Geschwader, die Witwe vor dem leichten. Wir übernehmen die Spitze, die Witwe nach Lee versetzt hinter uns. Die Nordmänner decken die Transportschiffe. Ich bin mir sicher, die machen das richtig. Nur so kann es gehen."
Jocke nickte und zauberte eine Flasche hervor.
"Jepp, das hört sich gut an." grinste Jocke."Aber was machst du denn jetzt noch hier, wenn alles schon entschieden ist?"
"Genau!" fügte Xiana hinzu. "Du schottest dich zu oft ab und grübelst vor dich hin. Du solltest nicht vergessen, dass du nicht allein bist. Und dass wir alle am gleichen Strang ziehen." Sie packte drei Gäser aus und Jocke goß ein.
Der Duft von gutem Rum füllte den Kartenraum.
Hein nahm sich ein Glas und setzte sich. Ein bischen fiel er in sich zusammen. Dankbar schaute er auf seine Freunde und nahm einen großen Schluck. Er sah müde aus. Müde und voller Sorgen.
Ein bischen plauderten die drei noch vor sich hin, wobei Xiana und Jocke das meiste zum Gespräch beitrugen. Und ab und an lachte Hein sogar mit. Nach einer halben Glasen gähnte Jocke demonstrativ. Und auch Xiana. Hein musste schmunzeln.
"Ich denke, ich werde die Depeschen rausgeben, und dann hau ich mich in die Koje. Eine Mütze voll Schlaf wird mir guttun."
Jocke nickte und Xiana und er verließen den Kartenraum. Hein schaute noch einen Augenblick auf den Kartentisch mit den Steinchen und Karten. Dann packte einen Stapel Briefe, löschte die Lampen und ging an Deck.
Das Licht des Halbmonds schien durch die kleine Luke und auf eines der kleinen Steinchen.
"Braut" stand darauf.