Piraten des Falgahten - Schwarze Braut

Im Auftrag des Falgathen II

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Fedder drückte Wibke eine Flasche in die Hand, legte den Arm um sie und entschied, es sich halbweg gemütlich zu machen.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

"Das bedeutet, dass die Stern zumindest ersteinmal Seetüchtig ist?"
Hein beugte sich zum Kapitän der Stern herüber.
"Ja, ich denke einiges können wir noch an auf See machen, aber das Schiff ist wieder fahrtüchtig und wird uns nicht wegsacken. Die Aufbauten sehen zwar noch aus wie ein grobes Sieb, aber das Unterschiff ist wieder ganz gut in Schuß."
Hein lächelte den Kapitän der Stern freundlich an. Der junge Mann war gut. Er hatte gehofft, aber nicht erwartet, dass die Stern wieder auf See gehen konnte. Der junge Romanov hatte seine Erwartungen übertroffen. Er hatte im Gefecht einen Großteil des Feuers einer Panzergaleere über sich ergehen lassen müssen. Und war nicht gewichen. Das Panzerschiff hatte den Kanonenholk schwer zusammengeschossen. Und Romanow war schwer verletzt worden, als der Mast der Stern gefallen war.
Selbst dannnoch hatte sie geschossen.
Jetzt saß Georgi Romanow bleich und mit bandagiertem Bein und einem Arm in der Schlinge an Deck der Braut und berichtete sachlich über die Reparatur des Schiffes.
Die Mittweg war nicht allzuweit von der Flotte vor Anker gegangen. Sie hatte ein Beiboot zu Wasser gelassen und das war jetzt auf dem Weg zur Braut.
Ein leises Pocken gab Hein zu verstehen, dass das Beiboot längsseits der Braut gegangen war. Ein zerzauster Kopf erschien über dem Schanzkleid der Braut.
"Monsieur Pierre Duvalle, Bootsmann der Mittweg, bittet an Bord des Flaggschiffs kommen szu dürfen."
Hein nickte dem Mann zu.
Mühsehlig schwang der sich über das Schanzkleid.
"Excusee, Monsieur van Fleet, isch bin untröstlisch, dass die Mittweg nicht hat bei dem Gefecht dabeisein können. Ich spresche für die gesamte Mannschaft." Der Mann hatte seinen Hut in der Hand und fühlte sich sichtlich unwohl. Heins Stirn runzelte sich.
"Ihr müsst wissen, wir sind keine Feiglinge. Aber wir 'aben nicht gewussr, dass der Chevalier keine Order 'atte, die Flotte szu verlassen. Ich bin untröstlisch und weiss nischt, was isch jetzt noch szu dieser Malheure sagen kann." Immer wieder bückte sich der Burgunder von den Anwesenden Kapitänen und Offizieren.
"Wo ist Abbas?" Hein Stimme war kalt wie Eis.
"Isch dachte mir, dass ihr nach dem Verbleib des Chevaliers fragen würdet und 'abe ihn geleisch mitgebracht. Montez, mes kamerades, montez!" rief er zu Beiboot herunter. Mit einiger Mühe wuchteten einige Seeleute drei Säcke an Bord. Mit einem Messer schlitzte der Bootsmann der Mittweg die Säcke auf. Darin war ein arg verbeulter und stark zerzauster
"Chevalier Abbas!" sagte Jocke erstaunt. Und zwei seiner Offiziere.
"Die anderen Offisziere haben leider nischt überlebt. Aber le Chevalier geben wir gern in ihre Obhut."
Hein musste schmunzeln.
Diesmal saß die Frisur von Monsieur Chevalier gar nicht elegant. Und die geschwollenen blutigen Lippen und das blaue Auge taten seinem Aussehen auch nicht besonders gut.
"Als wir 'erausfanden, dass der Kapitän feige geflohen war, haben wir ihn abgesetzt und sind szurück gesegelt. Wir sind keine Engel, Mon Admiral, aber wir sind keine Feiglinge und Verräter."
Auch der Jarl der Nordmänner musste schmunzeln.
"Wir 'offen, dass uns seine Durschlaucht wieder in die Flotte aufnimmt und uns Gelegenheit gibt, szu zeigen, dass die Mittweg kein schleschtes Schiff ist. Damit wir unsere Ehre wieder bekommen."
Hein grübelte kurz nach.
Er schaute kurz zum Jocke herüber. Der nickte.
"Der Herr Jocke van Helgen, Ritter zu Runkel, erster Steuermann der Schwarzen Braut wird an Bord der Mittweg gehen und einige Befragungen durchführen. Er wird sicherlich herausfinden können, was an Bord der Mittweg tatsächlich passiert ist."
Jocke marschierte gen backbord. Nicht ohne den auf dem Boden liegenden Abbas wie zufällig gegen die Seite zu treten.
"Xiana, würdest du mit einigen Leuten dafür sorgen, dass dieser Abfall..." er deutete auf die drei Gefangenen "... in der Bilge angekettet werden. Geht nicht zu sanft mit ihnen um."
Abbas stammelte Proteste, als man ihn unter Deck schaffte. Aber als Hein ihn anblickte, verstummte er sofort.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Hroc entzerrte sein angewidertes Gesicht und seine Fassungslosigkeit mittels einem aufgesetzten, irritierten Grinsen, wußte er doch nicht, was er verächtlicher fand: die Feigheit dieses burgundischen Hundes oder den Verrat der Männer an ihrem Hersir. Nicht, daß er es nicht verdient hätte, aber beides war nicht entschuldbar und wer würde diesen Männern noch vertrauen?

Ein Mann behielt seine Ehre, wenn er seiner Verpflichtung gegenüber seinem Hersir nachkam, mochte dessen Handeln auch noch so verwerflich sein. Ihn jedoch in blutiger Fehde im Stich zu lassen, vielmehr noch ihm Gewalt anzutun und ihn an wen auch immer auszuliefern, dies war ausgesprochen ehrlos. Männer, die ihre Fahne nach dem Sieg und dem Ruhm anderer wendeten, Eide brachen und dann noch von Ehre sprachen, pah! Seine Kehle wurde trocken und das brachte ihm zum Würgen. Er ging zur Reling um auszuspeien.

Als er zurückkam hatte er sich wieder gefangen. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Becher und knallte ihn auf die Tafel. „Hein, mir ist es gleich, ob wir jedes Schiff gebrauchen können und ich bin wie Du für Hilfe dankbar. ABER EIDBRECHER SEGELN NICHT AN MEINER SEITE!“

Der Kopf des Bootsmanns der Mittweg zuckte und er konnte dem kalten Blick des Hersirs von Geiranger nicht stand halten. Nervös stand er gebeugt vor dem Stab der Flotte...

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Etwas verwundert schaute Hein den Jarl der Nordleute an. Seine Auffassung von Ehre war offensichtlich eine Andere.
"Jarl Hroc, ich verstehe euch nicht ganz. Diese Burgunder hatten einen Eid auf den Falghaten geleistet und auch versichert, dass sie den Anweisungen der Flotte Folge leisten wollten. Abbas hat die Anweisung die Galeeren anzugreifen und die Witwe zu unterstützen missachtet und damit die Ehre der Mittweg in den Dreck geworfen. Wie die Absetzung des Kapitäns vorgenommen wurde ist eine Frage, aber meiner Auffassung standen sie unter einem höheren Eid und waren gezwungen die unverdiente Loyalität zu Abbas zu brechen. Begeistert bin ich von dieser Geschichte auch nicht. Für mich ist wichtig, das die Kompetenz eines Kommandanten im Gefecht nicht angezweifelt wird. Frage ist, ist Abbas während der Kampfhandlungen abgesetzt worden, das wäre Meuterei. Deshalb ist Jocke zur Mittweg unterwegs. Er wird das herausfinden. Aber ich würde die Mannschaft der Mittweg aber bestimmt nicht als Eidbrecher verurteilen. Sind es die im Gefecht gebliebenen beiden Kanonenholks - die meinem Befehl gefolgt sind und die Galeeren angegriffen haben dann auch - oder hätten sie dem Beispiel ihres direkten Kommandanten nach ebenfalls das Weite suchen sollen?"
Hein versuchte im Gesicht des Nordmanns zu lesen. Es lag ihm fern, diesem zuverlässigen Verbündeten zu verärgern.
"Was wäre, wenn der Hersir zweier Schiffe von euch einen Befehl bekommt, und er im nicht folgt. Das zweite Schiff - unter seinem Kommando - aber dann doch? Ist der zweite Kapitän ein Eidbrecher? Oder der Erste?"
Hein breitete seine Arme aus.
"Ich beineide die Mittwegbesatzung nicht für ihre Entscheidung. Sie stehen zwischen zwei Eiden. Dass sie den Eid mit der - nach meiner Auffassung - höheren Ehrenhaftigkeit hielten und Abbas absetzten kann und will ich nicht verwerflich finden, solange es nicht während des Kampfes geschehen ist."

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Hein schaute auf das bleiche Gesicht des Bootsmanns der Mittweg. Auf des ekelverzerrte Gesicht des Nordmanns und auf die Verständnislosigkeit in den Augen der anderen Kapitäne. Das war nicht gut. Das spaltete die Verbündeten Truppen. Verdammter Abbas, selbst jetzt machte er noch Ärger. Selbst in der Bilge. Hein hätte ihn gleich an die Rah knüpfen lassen sollen. Aber das war der Ameländer Weg. Und in letzter Zeit neigte Hein schnell den Weg der gutmütigen Schurken zu verlassen. Der Kharad. Sein Arm reichte weit. Bis hierher. Bis auf dieses Schiff. Er entzweite Familien und Freunde, Verbündete und Kommandaten und Mannschaften. So konnte es nicht weitergehen.
"Schluß damit!" Hein machte ein abschließende Geste. "Wir haben eine Aufgabe und die ist auch ohne Streitigkeiten schwer genug. Wir müssen Runkel nehmen. Und wir werden noch heute Segel setzen. Wenn wir Runkel genommen haben, werden wir über Abbas und die Mannschaft der Mittweg zu Gericht sitzen. Dann werden wir dieses Problem lösen."
Er schaute zum Bootsmann der Mittweg.
"Werdet ihr euch dem Gerichtsurteil auf Runkel stellen? Werdet ihr jedwedes Urteil akzeptieren? Werdet ihr hinter der Flotte hersegeln ohne Schwierigkeiten zu machen?"
"Naturlement, mon Admiral! Isch...wir...werden uns fügen. Die Mittweg 'at ihre Ehre verlohren. Wir werden alles tun, um die Ehre wiederszuerlangen."
Hein nickte langsam.
"Gesetzt die Zustimmung des Jarl Hroc werden wir in vier Glasen gen Runkel aufbrechen. Die Mittweg folgt im Abstand und wird nach der Befreiung von Runkel dort anlegen."

Re: Im Auftrag des Falgathen II o.T.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Roxsana kam aufgeregt die Stufen hinaufgestürmt, schlängelte sich an Abbas vorbei, ohne ihn wahrzunehmen, und hielt vor Hein abrupt an. Sie trug eine rotbefleckte Schürze, hatte die Ärmel hochgeknöpft und sah aus, als ob sie in der Nacht nicht geschlafen hatte. „Leyla gurrh ap shak, ch’ton ap rashach vash maran despre il gath despre-“ „Roxsana, was ist los?“ Hein hatte sie am Arm gefasst, seine Stimme klang alarmiert. Die junge Frau schien jetzt erst zu bemerken, dass sie in ihrer Muttersprache geredet hatte. „Du musst hinunterkommen, Hein - es geht um Leyla, sie stirbt!“



Re: Im Auftrag des Falgathen II

"Entschuldigt!" murmelte Hein. Er huschte den Niedergang herauf hinter Roxsana her in sein Quartier. Und ließ den gesamten Stab hinter sich.

Re: Im Auftrag des Falgathen II

Leyla lag regungslos auf ihrem Lager. Ihre Haut war so bleich, dass sie sich kaum von den weißen Verbänden abhob, die ihren halben Körper bedeckten. Hein kniete neben Leyla nieder, nahm ihre Hand und erschrak, wie kalt diese war. Roxsana stand daneben und schaute ihn an. „Hier auf dem Schiff kann ich nichts mehr für sie tun, ich habe dir gesagt ... ich würde sie umbringen, wenn ich es tue. Ich will nie mehr jemanden töten, der verwundet vor mir liegt.“ Sie wandte den Blick ab und betrachtete den Himmel aus dem kleinen Fenster. „Ich will versuchen, sie an Land zu bringen, wenn du es erlaubst. Ich kann dir nichts versprechen ... nicht einmal versprechen, dass sie die Fahrt zum Strand überlebt. Aber wenn wir dies nicht tun, wird sie hier sterben.“



Re: Im Auftrag des Falgathen II

"Tu, was du tun mußt! Nehmt die Barkasse und zwei Gruppen."
Hein hatte Schwierigkeiten seine Stimme unter Kontrolle zu halten.
"Tu für sie, was du kannst. Leyla darf nicht sterben. Nicht hier und nicht so. Ich bring die Braut näher heran ans Ufer. Dann ist die Anlandung einfacher." Heins Stimme klang gequält als fortfuhr.
"Doch was immer auch geschieht, die Braut muß in vier Glasen ablegen. Wenn du dann noch nicht fertig bist, dann müssen wir ohne euch gehen."